Erkelenz Erkenntnisse eines langen Lebens in Bildern

Erkelenz · Arbeiten des verstorbenen Bewohners Herbert Jacobs werden im Johanniter-Stift ausgestellt.

 Ausstellung im Johanniter-Stift Erkelenz - Rita Linden (l.), die Schwester des verstorbenen Künstlers, mit Melanie Gebhardt, Leitung Sozialer Dienst, die das Bild "Brücke im Nebel" von Herbert Jacobs hält.

Ausstellung im Johanniter-Stift Erkelenz - Rita Linden (l.), die Schwester des verstorbenen Künstlers, mit Melanie Gebhardt, Leitung Sozialer Dienst, die das Bild "Brücke im Nebel" von Herbert Jacobs hält.

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So mancher Bewohner stutzt, wenn er die Bilder der Ausstellung "Quo Vadis - der Mensch im Strom der Zeit und Geschichte" sieht, die noch bis Dezember im Johanniter-Stift Erkelenz zu sehen ist. Einige muten fast düster an. Dominieren hier doch dunkle gedämpfte Farbtöne und strenge Linien, die alles andere sind als ein Rausch an Farben und Formen. Der Betrachter ist gefordert, die Botschaften dahinter zu deuten.

Gemalt hat diese Bilder der gebürtige Erkelenzer Herbert Jacobs, der von 2012 bis 2013 in der Einrichtung lebte und und verstorben ist. Seine Schwester Rita Linden stellt erstmalig die Werke ihres Bruders der Öffentlichkeit vor. Diese seien bis dahin "ein privates Tagebuch über die Erkenntnis seines langen Lebens" gewesen. "Über seine Bilder habe ich meinen Bruder kennengelernt", erklärte Rita Linden bei der Vernissage. Wie sie das Werk sieht, dies las stellvertretend Bernward Müller vor: "Seine Art zu malen, hat viele Facetten vom bewusst Strengem über die naive Malerei bis hin zur abstrakten Darstellung." Jacobs hat eine U-Bahn-Station mit dem letzten Fahrgast auf dem Bahnsteig zum Bildmotiv erhoben ebenso wie einen Zug im Tunnel. Bei beiden bediente er sich der Zentralperspektive mit einem Fluchtpunkt. Gleiches beim "Bus-Stopp", einer Haltestelle bei Nacht mit einer Person auf einer Bank, bei den Bildern "Tiefgarage" und "Autobahnraststätte" mit zwei Toilettentüren, die besetzt und frei sind. All diese Bilder haben etwas mit einsamen Stellen und einsamen Menschen zu tun. "Der Mensch kommt immer als Verlierer in den Bildern vor", sagte Linden.

Auf anderen Bildern sind "Gräber", "Ruinen bei Mondschein" und eine "Trümmerlandschaft" dargestellt. Hier thematisiert Jacobs den Krieg. Von ihm stammen die Zeilen: "Schön war die Zeit, als Frieden war, schlimm die Zeit, als Krieg war." Rita Linden sagte, dass für Jacobs Sicherheit und Bedrohung bestimmend für sein ganzes Leben waren. Ihm war immer bewusst, wie brüchig der Frieden sein kann. Diese Erkenntnis sei die Grundstimmung vieler seiner Motive. Oft bedient er sich hier der naiven Malweise. Diese Technik wurde von ihm bewusst gewählt, wollte er doch ausdrücken, dass es naiv sei zu glauben, dass sich die Probleme lösen würden, wenn man lange genug warte.

Ein weiteres Thema, mit dem sich Jacobs befasste, ist die Musik. "Im Jazzkeller" proben noch Musiker, obwohl die Stühle längst auf die Tische gestellt wurden. Es sind die Aktivitäten des urbanen Lebens, die Jacobs faszinierten. Und so erstaunt es nicht, dass er auch eine Affinität hatte, die Ballungsräume der anwachsenden Städte festzuhalten. In "oben und unten" malte er vor Wolkenkratzern alte Häuserzeilen. Ein anderes Mal bildet er "Stahlgerippe" ab. Dies zeigt, dass Jacobs die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft genau beobachtete. Für ihn stand der Mensch im Strom der Zeit und der Geschichte im Mittelpunkt. Einem Mittelpunkt, der einsam sein kann. Doch letztendlich gibt es auch für Jacobs ein "Licht am Ende des Tunnels", wie der Titel eines weiteren Bildes lautet.

(RP)
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