Grandiose Atmosphäre Erkelenz singt seine Karnevalslieder

Erkelenz · Im großen Kinosaal des Erkelenzer Gloria gab es am Donnerstag eine Karnevalsfeier der besonderen Art. Musiker und jeckes Publikum sangen einen Abend lang lokale Karnevalslieder.

 Nicht nur Timo Tiggeler mit seiner Band „Kölsche Adler“ brachte den Kinosaal zum Mitsingen und Mitschunkeln.

Nicht nur Timo Tiggeler mit seiner Band „Kölsche Adler“ brachte den Kinosaal zum Mitsingen und Mitschunkeln.

Foto: Laaser, Jürgen

Der Saal ist brechend voll. Niemanden hält es noch auf seinem Sitz. Fast 400 Stimmen erheben sich gleichzeitig. Klatschen. Johlen. Pfeifen. Hier findet gerade eine der jecksten Narrenfeiern statt, die Erkelenz je gesehen haben dürfte. In einem der lokalen Brauchtumslieder heißt es "Heut jeht et ab hier in Erkelenz, da haste wat verpasst, wenn de dat nit kennst" — treffender lässt sich die Hochstimmung nicht beschreiben. Teils alltäglich gekleidet, teils kostümiert jubelt das Publikum den karnevalistischen Akteuren auf der Bühne zu und feiert sie wie Rockstars. Dabei sind die heimlichen Stars genau die Leute, die die Künstler vorne stimmkräftig unterstützen — beim größten kollektiven "Karnevals-Karaoke" der Region.

"Mitsing-Konzerte" sind lange keine Seltenheit mehr. Markus Forg und die Erkelenzer Agentur "KulturGarten" haben das Konzept allerdings ein wenig frisiert und gingen im großen Gloria-Kinosaal erstmals mit lokalen und kölschen Karnevalsliedern an den Start. Die Künstler und die "Hausband" geben auf der Bühne die Töne vor, das Publikum singt mit — mit Mann und Maus, denn die Texte werden auf die riesige Leinwand projiziert. Von Anfang an ist das jecke Volk im Saal mit vollem Eifer dabei. So wird das älteste Lied der EKG, "Dremol Maak Mött", auch direkt mit großer Inbrunst geschmettert — was Markus Forg, Hofsänger der EKG und Moderator des Abends, positiv überraschte. "Wir wollten das folgende Potpourri von Udo Jürgens eigentlich als Eisbrecher nutzen. Das ist jetzt wohl hinfällig, viel besser kann es eigentlich nicht werden", scherzt er — und behält Unrecht, denn die Musiker und das jecke Erkelenzer Sängervolk legen noch eine Schippe obendrauf.

Die "Hausband", bestehend aus Kurt Forg am Akkordeon, Dominik Mercks am Klavier, Udo Junker am Bass und Stephan Jopen am Schlagzeug, unterstützt zunächst Heinz Gerichhausen beim obligatorischen "Drink doch ene met". Im Einklang mit dem EKG-Traditionslied "Blau-Weiß sind uns're Farben" begrüßt Forg die Ehrengäste — Bürgermeister Peter Jansen mit seiner Frau Gabriele sowie den Vorsitzenden der EKG, Heinz Baltes, und die diesjährigen Tollitäten. Mit dem riesigen Karnevalschor im Saal geben Vater Ralf und Sohn Mika Gerighausen die Erkelenzer Heimatode "Stääne" zum Besten. Danach gibt es donnernden Beifall, als die "Kölsche Adler" die Bühne erobern. Sänger Timo Tiggeler führt das Publikum humorvoll durch ein echt kölsches Medley und beweist sich als begabter Stimmungsmacher. Nach "Das alte Rathaus" und "Erkelenz Maak Mött" wird vor einer Pause noch mit "Stammbaum" aufgetrumpft.

Alsdann sorgen "Hätzblatt" mit mehreren Liedern für unvergleichlich gute Laune unter den singfreudigen Narren, die Refrains werden den Musikern enthusiastisch und schallend entgegengesungen. Auf weitere gelungene Auftritte von Markus Forg und Hannah Forg an der Geige, dem Chor rejoiSing, Heinz Gerichhausen und den "Adlern" folgt die große Singstunde für den Prinzen: Roland I. regiert nicht nur seinen Hofstaat souverän, auch im Rampenlicht fühlt er sich pudelwohl. Und so stimmt er mit dem Publikum Karnevalsklassiker an. Vor dem großen Finale mit allen Akteuren werden noch zwei wohlverdiente Orden verliehen: an Kino-Hausherr und Gastgeber Elmar Schulte sowie Karl-Theo Kallentin, den Urheber der Erkelenzer Melodien.
"Ich bin überwältigt. Als der Abend anfing und alle sofort mitgemacht haben — das war ein unglaubliches Gefühl. Ich hätte nie gedacht, dass die Idee solche Früchte trägt", beschreibt Forg später die euphorische Stimmung. Die Idee kam ihm, nachdem Theo Görtz ihm alle Texte zu Liedern von und über Erkelenz hatte zukommen lassen. Kurzerhand holte sich Forg Raphael Meyersieck als Organisator, erarbeitete mit ihm das Programm und wählte die Künstler aus. Auch Dominik Mercks, der die Stücke arrangiert hat, ist froh über den Zuspruch. Wenn es nach den närrischen Gästen geht, hat diese Veranstaltung nicht zum letzten Mal stattgefunden — lautere Jubelrufe als auf Forgs Frage nach einer Wiederholung hat es an dem Abend kaum gegeben.

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