Aktionsbündnis "Ende Gelände" in Garzweiler II Sprecherin: "Wir waren ruhig und besonnen"

Erkelenz · Die Protestinitiative "Ende Gelände" weist die Vorwürfe, bei der Aktion im Braunkohlerevier Garzweiler II am Samstag "gewaltbereit" gewesen zu sein, entschieden zurück. "Von uns ist keine Eskalation ausgegangen", sagte Mona Bricke, Sprecherin der Initiative, unserer Redaktion. Vielmehr sei die Polizei auf Aktivisten losgegangen.

#EndeGelaende: Demonstranten legen Bagger in Garzweiler still
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In speziellen Trainings seien die Teilnehmer darauf vorbereitet worden, sich nicht von Polizei und Sicherheitskräften provozieren zu lassen, sagte Bricke, die seit Jahrzehnten als Umweltaktivistin aktiv ist, unter anderem als Referentin für Energiepolitik bei der Klima-Allianz. Bricke war dabei, als am Samstag Aktivisten versuchten, auf das weitläufige Braunkohleareal Garzweiler II zu gelangen, um gegen den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen durch Braunkohle-Kraftwerke zu protestieren.

Laut Polizeiangaben schafften es knapp 800 Personen auf das Gelände. Einige von ihnen besetzten vorübergehend einen riesigen Schaufelbagger. Die Polizei stellte rund 800 Strafanzeigen, unter anderem wegen Hausfriedensbruch, Landfriedensbruch, Verstoß gegen das Waffengesetz und Störung öffentlicher Betriebe.

Aktivisten auch aus dem europäischen Ausland

Bricke dagegen spricht von insgesamt rund 1500 Aktivisten. Mit Bussen sollen sie unter anderem aus Frankreich, Schweden, Großbritannien, den Niederlanden, Spanien und der Schweiz gekommen sein, darunter Umweltaktivisten und Globalisierungskritiker sowie zahlreiche Anhänger der Anti-Atom-Bewegung.

Bricke fuhr mit dem Auto hinter den Aktivisten her. An einer schmalen Unterführung seien sie auf die Polizisten getroffen. Die erste Gruppe habe versucht, seitlich an den Beamten vorbeizukommen und sei mit Schlagstöcken und Pfefferspray attackiert worden, so beschreibt es die 48-Jährige. Dadurch hätten andere in der Mitte die Polizeikette durchbrechen können. "Sie hatten die Hände erhoben, um zu zeigen, dass sie keine Waffen haben. Wir waren ruhig und besonnen", berichtet die Sprecherin. "Danach brach das Durcheinander los."

Laut Polizeiangaben hätten sich die Beamten in Garzweiler II gegen die Aktivisten nur gewehrt. Bricke hingegen will gesehen haben, wie Polizisten hinter einzelnen Aktivisten hergerannt sind und Menschen schlugen, die bereits am Boden lagen. "Die Sicherheitskräfte scheinen zunehmend rabiater zu werden, und das macht unserem Bündnis Sorgen", sagte Bricke, aber auch: "Nicht alle sind von Polizisten attackiert worden. Das war die Gruppe, die es am Schlimmsten abbekommen hat. Andere sind ohne Zwischenfälle in die Grube gekommen und wurden einfach eingekreist."

Umgang mit Provokationen trainiert

Die Initiative hatte nach eigenen Angaben im Vorfeld mit den Aktivisten trainiert, mit der Protestaktion umzugehen. "Es ist schwer, sich nicht von Sicherheitskräften provozieren zu lassen. So etwas ist Stress", sagte Bricke. "Man braucht Unterstützung, weil man nicht weiß, was so eine Situation in einem auslöst." Zusätzlich verteilten die Organisatoren Listen mit dem richtigen Schuhwerk und wie man sich am Besten gegen die Sonne schützt.

Ob die Aktivisten Strafanzeige wegen Körperverletzung erstatten, sei noch unklar, sagte Bricke. "Die Auswertung der Aktion wird noch dauern." Fest stehe lediglich: "Die Sache war ein Erfolg." Die Aktivisten hatten es geschafft, dass zwei Bagger zeitweise den Betrieb einstellten. Bricke glaubt, dass nun eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Braunkohleabbau beginnt.

"Mit dieser Aktion wurde eine Schwelle überschritten." Für die 48-Jährige ist das ein Ansporn, den Protest weiterzuführen. "Es kann sein, dass man noch mal eine ähnliche Aktion macht", sagte sie. Für Anfang November hat das Bündnis eine Konferenz geplant, "um über das weitere Vorgehen und künftige Aktionen zu beraten".

Weiteres zum Thema Tagebau lesen Sie in unserem Dossier.

(emy)
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