Erkelenz Erkelenz benötigt mehr Wohnraum

Erkelenz · Als Wohnort ist Erkelenz interessant. Auch der Arbeitsmarkt stellt sich positiv dar. Die Stadt Erkelenz wächst in allen Altersgruppen, außer bei den 18- bis 25-Jährigen. Das Forschungsinstitut "inwis" rät dazu, mehr Wohnbau zu betreiben.

In Erkelenz sollten jährlich mehr Wohnungen gebaut werden als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Das Forschungsinstitut "inwis" aus Bochum hat das 2012/13 aufgestellte "Handlungskonzept Wohnen" für die Stadt Erkelenz überprüft und erneuert, wobei sich herausstellte, dass in der Stadtplanung der jährliche Bedarf an neuen Wohneinheiten von 155 auf 185 erhöht werden sollte. Wird die tagebaubedingte Umsiedlung eingerechnet, sollten es bis zum Jahr 2030 sogar 256 neue Wohneinheiten pro Jahr sein. "Eine gewisse Priorität hätten dabei Mehrfamilienhäuser, altersgerechte Wohnungen und sozialer Wohnungsbau", erklärte Carolin Krüger von "inwis" im Ausschuss für Stadtentwicklung.

Vor fünf Jahren hatte die Stadt Erkelenz das "Handlungskonzept Wohnen" mithilfe des externen Fachinstituts erstellt, um stadtplanerische Entwicklungen daran ausrichten zu können. Damals wie bei der jetzt erfolgten Aktualisierung wurden Akteure des lokalen Wohnungsmarktes an einen Tisch geholt, um neben Kennzahlen und statistischen Daten die Eindrücke von Wohnungsanbietern, Bauträgern oder Maklern in das Konzept einfließen lassen zu können. Diesen Austausch zu verstetigen, riet Krüger der Stadt Erkelenz nun. Sie schlug vor, einen Runden Tisch der Erkelenzer Wohnungswirtschaft zu gründen.

Erkelenz wächst. Seit 2014 ist die Bevölkerungszahl um 1,3 Prozent gestiegen, so dass inzwischen mehr als 46.000 Menschen im Stadtgebiet leben. "Verluste gab es lediglich in der Altersklasse der 18- bis 25-Jährigen", sagte Krüger. "Gewinne konnten hingegen bei den Familien mit Kindern unter 18 Jahren verzeichnet werden, bei den Best-Agern, den Senioren und Hochaltrigen." Auch die wirtschaftliche Situation vieler Menschen, die in Erkelenz leben, hat sich laut "inwis"-Studie verbessert. "Die Zuwachsrate der Beschäftigten in Erkelenz ist von 2011 bis 2015 um rund zwölf Prozent gestiegen und fällt deutlich positiver aus als im Vergleich zu NRW, ist aber auf ähnlichem Niveau zum gesamten Kreis Heinsberg." Erkelenz verzeichne inzwischen eine entsprechend niedrige Arbeitslosenquote, die unter dem Durchschnitt des Kreises Heinsberg und zwei Prozentpunkte unter der für ganz Nordrhein-Westfalen liege. Auch ist die Kaufkraft der Erkelenzer laut Krüger höher als im Kreisdurchschnitt und vor allem als im Landesschnitt: 101,2 zu 110,8 Punkte.

Die positiven wirtschaftlichen Entwicklungen spiegeln sich nach Angaben von Carolin Krüger in der Bautätigkeit wider - aber nicht in ausreichendem Maße. "Die aktuelle Bautätigkeit liegt unter dem Niveau von 2013", stellte sie im Ausschuss für Stadtentwicklung fest. Dabei gebe es Bedarf: "Die Marktexperten stellten einen Nachfrageüberhang für Baugrundstücke fest. Außerdem sehen wir einen Bedarf im Mietwohnungsbereich und im preisgünstigen Segment." Empfehlenswert sei ferner, "neue Angebote von betreutem Wohnen im Alter zu schaffen". Im öffentlich geförderten Segment sehe "inwis" sogar einen "Zusatzbedarf in Höhe von rund 30 Wohneinheiten pro Jahr", was der Planung und Bewilligung von Mehrfamilienhäusern "eine höhere Bedeutung" zukommen lasse.

Obwohl das Konzept vor allem dazu gedacht ist, der Stadtverwaltung bei der Bauleitplanung zu diene, dürfte es politisch nicht verhallen. Klaus Steingießer (CDU) riet allen Bezirksausschüssen dazu, sich mit den Aussagen des "inwis"-Konzeptes zu beschäftigen, um über Entwicklungen vor Ort beraten zu können. Für Erkelenz-Mitte sah er Potenzial im Areal des alten Amtsgerichts, das 2018 einer neuen Nutzung mit Wohnen und Handel zugeführt werden dürfte.

Den Bedarf an sozialem Wohnungsbau griff Dieter Spalink (SPD) auf und erneuerte die Position seiner Partei, dass Erkelenz über eine gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft nachdenken müsse. Als Appell an die Akteure auf dem Erkelenzer Wohnungsmarkt richtete Karl-Heinz Frings (Bürgerpartei), sich um mehr bezahlbaren Wohnraum für Familien zu bemühen. Und Roland Schiefer (CDU) regte an, sich zunächst Gedanken um kleine Wohnungen zu machen: "Wohnungen für Azubis oder Studenten erscheinen mir rar." Hier einen Zuwachs anzuregen, erscheine ihm sinnvoll, "da Erkelenz in der Gruppe der 18- bis 25-Jährigen derzeit Wanderungsverluste erleidet".

(spe)
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