Erkelenz Erkelenz bekommt 150 Flüchtlinge

Erkelenz · Für das Land Nordrhein-Westfalen baut die Stadt Erkelenz bis nächsten Montag zwei Flüchtlingsunterkünfte auf. Während andernorts Turnhallen und Zeltstädte genutzt werden müssen, leisten hier zwei Landwirte große Hilfe.

 In Bussen werden am Montag 150 Flüchtlinge nach Erkelenz kommen. Hier werden sie übergangsweise leben, bis sie für ihr Asylverfahren einer Kommune endgültig zugewiesen werden. Solange Erkelenz diese Aufgabe für das Land NRW übernehmen muss, werden der Stadt keine weiteren Asylbewerber zugeteilt, allerdings werden die in Lövenich untergebrachten Flüchtlinge mit der Zeit wechseln.

In Bussen werden am Montag 150 Flüchtlinge nach Erkelenz kommen. Hier werden sie übergangsweise leben, bis sie für ihr Asylverfahren einer Kommune endgültig zugewiesen werden. Solange Erkelenz diese Aufgabe für das Land NRW übernehmen muss, werden der Stadt keine weiteren Asylbewerber zugeteilt, allerdings werden die in Lövenich untergebrachten Flüchtlinge mit der Zeit wechseln.

Foto: dpa

Ab kommenden Montag bringt die Stadt Erkelenz zusätzliche 150 Flüchtlinge unter. Die Bezirksregierung hat sie um Amtshilfe ersucht. Seit einigen Wochen bittet das Land Nordrhein-Westfalen seine Kommunen nach und nach - zunächst die größeren, jetzt die mittelgroßen Städte - Flüchtlinge aufzunehmen, die noch nicht im Asylverfahren sind und somit vom Land eigentlich selbst zu beherbergen wären. Denn: Dessen Kapazitäten sind erschöpft. Und so erwartet Heinsberg seit vergangenen Dienstag 150 Flüchtlinge und Erkelenz nun ebenfalls so viele.

Diese zeitliche Reihenfolge wurde für Erkelenz anfangs zum Problem. Erster Beigeordneter Dr. Hans-Heiner Gotzen berichtete gestern, dass kaum an Betten oder Duschcontainer zu kommen war, um beispielsweise Turnhallen in Unterkünfte zu verwandeln. Auch sei es schwierig gewesen, DRK und THW um Hilfe zu bitten, weil die Hilfsorganisationen bereits gebunden waren. Aus diesen Problemen entstand jedoch eine Lösung, über die Bürgermeister Peter Jansen gestern mit Freude sagte: "Es ist für die Menschen, die Hilfe suchen und zu uns kommen, die bestmögliche Lösung. Wir können menschenwürdige Unterkünfte mit Privatsphäre anbieten." Geholfen haben zwei Landwirte aus Lövenich.

Als keine Betten und Duschen zu bekommen waren, war im Erkelenzer Rathaus begonnen worden zu überlegen, wo es schon Unterkünfte in ausreichender Zahl geben könnte, die angemietet werden könnten. Der Gedanke fiel auf jene Landwirte, die auf ihren Feldern mit Saisonkräften arbeiten und für diese auch Unterkünfte vorhalten. Es wurde telefoniert, und die Stadt hatte Glück. Gerade waren die letzten Zimmer freigeworden und zwei Landwirte stimmten der Idee zu. "Im Amtshilfeersuchen der Bezirksregierung heißt es, dass Erkelenz vorübergehend 150 Flüchtlinge unterbringen soll. Wir gehen davon aus, dass vorübergehend drei Monate heißt, haben mit den Landwirten aber zur Sicherheit Verträge bis zum 31. März gemacht", erklärte Gotzen. Danach würden die Unterkünfte wieder für die Saisonkräfte benötigt. "Ich bin überglücklich. Wir können auf bereits vollständig ausgestattete Unterkünfte zurückgreifen. Optimaler geht's nicht", ergänzte Gotzen. Jeder Landwirt übernimmt 75 Personen in seinen Gebäuden. Kapazität wäre sogar für doppelt so viele Menschen. Keine beengten Verhältnisse, wie Gotzen betonte.

Trotz der gefundenen Lösung - die Stadt steht weiter vor noch vielen unbeantworteten Fragen. Sie erfährt erst Montag, welche Flüchtlinge kommen, aus welchen Nationen, ob in Familien oder einzeln. Darauf wird spontan zu reagieren sein. Vorzubereiten ist hingegen, dass alle Asylsuchenden zunächst noch untersucht werden müssen. Wie das geschehen kann, beraten das Erkelenzer Krankenhaus und das Kreisgesundheitsamt mit der Stadtverwaltung morgen. Dass auch noch ungeklärt ist, wie das Land die Personalkosten übernimmt, ist für Bürgermeister Jansen für den Moment hingegen zweitrangig: "Das betrifft alle Kommunen. Die Finanzierung wird über den Städte- und Gemeindebund zu klären sein." Es müsse in Düsseldorf aber allen klar sein, dass "die Belastungsgrenze für die Kommunen längst überschritten wurde".

Acht Tage hat die Stadt bekommen, sich auf die 150 neuen Flüchtlinge vorzubereiten - 302 leben bereits hier und befinden sich im Asylverfahren. Diese kurze Zeitspanne steht für Jansen in keinem Verhältnis zu den Monaten, in denen das Land Nordrhein-Westfalen bereits selbst versuchte habe, Lösungen für den stetig steigenden Flüchtlingszustrom zu finden. Darüber werde zu reden sein. Gelegenheiten auf Bezirks- und Landesebene böten sich dazu in den nächsten Tagen ausreichend. NRW müsse endlich selbst handeln, erklärte Peter Jansen und betonte, es lieber mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zu halten, die es als die derzeit größte Aufgabe für Europa sehe, den Flüchtlingen zu helfen.

Einen Krisenstab hat Erkelenz im Rathaus eingerichtet. Die Ratsfraktionen und der zuständige Bezirksausschuss wurden unterrichtet. Jetzt gilt es, gemeinsam von Tag zu Tag zu lernen. Dabei lässt sich die Stadt vom Verein ZOF helfen, der sich der ganzheitlichen Flüchtlingsbetreuung verschrieben hat. Über ihn bekommt Erkelenz für die 150 Flüchtlinge 13 sozialpädagogische Kräfte, die in drei Schichten arbeiten, acht Mitarbeiter für den Wach- und Pförtnerdienst, der in zwei Schichten vor Ort ist, sowie eine Heimleitung. Des Weiteren übernimmt ein Caterer die Verpflegung der Menschen. Zuletzt sind es aber auch die Mitarbeiter aus dem Rathaus, auf die eine größere Belastung zukommt. Gotzen aber ist, nachdem die Vorbereitungen angelaufen sind, zuversichtlich: "Wir haben eine gute Betreuung durch ZOF sichergestellt und gehen positiv an diese Aufgabe heran."

(spe)
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