Erkelenz Erdgas-Pipeline durch Erkelenz und Hückelhoven geplant

Erkelenz · Der Fernnetzbetreiber "Open Grid Europe" möchte in Nordrhein-Westfalen eine 215 Kilometer lange Erdgas-Pipeline bauen - die Wunschtrasse würde durch das Erkelenzer Land führen.

 Eine ähnliche Pipeline soll von Aachen bis ins Münsterland verlegt werden. In das weitere Verfahren sollen die Bürger eingebunden werden. Der Fernnetzbetreiber "Open Grid Europe" lädt in Erkelenz zum Bürgerdialog ein.

Eine ähnliche Pipeline soll von Aachen bis ins Münsterland verlegt werden. In das weitere Verfahren sollen die Bürger eingebunden werden. Der Fernnetzbetreiber "Open Grid Europe" lädt in Erkelenz zum Bürgerdialog ein.

Foto: Open Grid Europe

/ Hückelhoven Der Fernnetzbetreiber "Open Grid Europe" will eine 215 Kilometer lange Erdgas-Pipeline von Aachen-Lichtenbusch bis Legden bei Ahaus bauen. Verlaufen könnte sie auf ihrer Strecke durch das südliche Stadtgebiet von Hückelhoven, um danach entweder südöstlich oder nordwestlich an Erkelenz vorbei nach Mönchengladbach geführt zu werden. Franz-Josef Kißing, Leiter des Zeelink genannten Vorhabens, und Unternehmenssprecher Helmut Roloff stellten das Projekt gestern vor.

Hintergrund für das mit einer Investitionssumme in Höhe von rund 600 Millionen Euro veranschlagte Großprojekt ist das absehbare Aus für L-Gas, dem Erdgas mit einem niedrigeren Brennwert als H-Gas. "Die L-Gas-Quellen in Deutschland und den Niederlanden werden versiegen. 2030 werden die Niederlande nur noch über L-Gas für den Eigenbedarf verfügen, Deutschland über keines mehr. Weil die L-Gas-Versorgung folglich nicht mehr aufrechterhalten werden kann, ist es notwendig, unser Fernnetz an das belgische H-Gas-Netz und den Hafen von Antwerpen anzuschließen", erläuterte Kißing. Dies solle über die neue Ferngas-Pipeline geschehen; denn immerhin sind "Open Grid" zufolge in Deutschland insgesamt sechs Millionen Endgeräte bei bis zu fünf Millionen Haushaltskunden sowie große Industrieunternehmen auch über das Ende von L-Gas hinaus über die örtlichen Versorger mit Erdgas zu beliefern. "Open Grid" spricht von einer "großen Herausforderung für alle Beteiligten". Und das sind einige bis zur erhofften Fertigstellung im Jahr 2020.

2015 wurde mit den Vorplanungen begonnen. Das Genehmigungsverfahren wurde zum Beispiel in Gesprächen bei den beteiligten Bezirksregierungen und mit Naturschutzverbänden vorbereitet. Auch wurden Kommunen und Landkreise bereits informiert, teils wurden erste Gespräche geführt, wie der Erkelenzer Bürgermeister Peter Jansen unserer Redaktion bestätigte. 2016 steht das Raumordnungsverfahren an, während 2017/18 für das Planfeststellungsverfahren eingeplant ist, um ab 2019/20 in die Bauphase münden zu können. Neben den formellen Verfahren hat "Open Grid" auch eine Bürgerbeteiligung für das Projekt vorgesehen. Für Mittwoch, 17. Februar, wird beispielsweise zu einem Bürgerdialog in das Foyer der Erkelenzer Stadthalle eingeladen (Uhrzeit wird noch bekanntgegeben). Kißing: "Wir wollen das Projekt mit der größtmöglichen Transparenz umsetzen. Das ist ein gesellschaftlicher Anspruch, der heute an solche Projekte gestellt wird, und den wollen wir erfüllen."

215 Kilometer soll die Pipeline lang werden. Das wäre aus Sicht von "Open Grid Europe" das Optimum. Vier Punkte auf der Strecke sind fest gesetzt: Lichtenbusch, Legden und dazwischen zwei technische Anlagen bei Korschenbroich und Kempen. Die Planer haben versucht, diese Punkte mit einem Trassenverlauf zu verknüpfen, der "nicht den kürzesten Weg durchs Land nimmt", sondern einen "technisch realisierbaren, umweltschonenden und genehmigungsfähigen". Insgesamt schauten sie sich 1500 Kilometer möglichen Trassenverlauf genauer an, stellten die 215 Kilometer lange Trasse als aus ihrer Sicht besonders geeignet fest, haben jedoch auch Alternativen vorbereitet, so mehrere im Westen von Krefeld oder bei Erkelenz die favorisierte Trasse im Südosten der Stadt sowie eine Variante im Nordwesten und eine Variante über Bergheim und damit ohne das Erkelenzer Land. Nichts sei in Stein gemeißelt, erklärten die Verantwortlichen, Details ergäben sich erst aus dem weiteren Verfahren.

Heute zu sagen, wo ganz genau die Trasse verlaufen könnte, ist Kißing zufolge noch nicht möglich: "Wir haben auf den möglichen Trassenverläufen einen jeweils 600 Meter breiten Korridor untersucht." Letztlich für den Bau der Trasse benötigt würden davon nur 38 Meter. Was gesagt werden könne, sei, dass solche Projekte in der Regel zu 98 Prozent auf Ackerflächen realisiert würden: "Zunächst wird der Mutterboden abgeschoben, dann werden die Rohre verlegt und verschweißt. Danach hebt ein Bagger einen etwa 1,60 Meter breiten und 2,40 Meter tiefen Rohrgraben aus." Wenn die Pipeline im Erdreich verschwunden ist, betrage der Abstand von der Oberkante des Mutterbodens zur Oberkante des Rohres mindestens einen Meter: "Darüber ist Ackerbau möglich, auch Straßen können darauf gebaut werden, aber keine Gebäude." Für die Bauzeit würden den Landwirten Ernteausfälle gezahlt.

Sicher wird die Zeelink-Pipeline nach Auskunft Kißings sein. Dafür gebe es mehrere Gründe: "Verwendet wird ein hochfester Stahl mit einer Wandstärke von 17 bis 22 Millimetern, der durch eine vier Millimeter starke Isolierung vor Korrosion geschützt ist. Vor Inbetriebnahme wird die Pipeline mehrfach geprüft, wie vom TÜV. Danach wird sie dauerhaft von unserer Zentrale überwacht und regelmäßig kontrolliert." Unter anderem werde dabei ein Hubschrauber mit Infrarot-Überwachung eingesetzt.

(spe)
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