Erkelenz EKG lockert Regeln für den "Zoch"

Erkelenz · Nach dem Musikstreit beim Rosenmontagszug und dem Boykott durch einige Gruppen zieht die EKG Konsequenzen: Beim nächsten "Zoch" gibt es mehr Freizügigkeit. Trotzdem gilt das Motto: Der Rosenmontagszug ist keine Loveparade.

Der Rosenmontagszug 2016 in Erkelenz war der kürzeste seit etlichen Jahren. Das hatte einen Grund: Weil die Erkelenzer Karnevalsgesellschaft (EKG) die Musikauswahl der Fußgruppen und Mottowagen im Vorfeld streng reglementiert und eine Kostenbeteiligung eingeführt hatte, boykottierten einige Gruppen den Zug durch die Erkelenzer Innenstadt. Jetzt zieht die EKG aus dem Ärger Konsequenzen: Für den nächsten Rosenmontagszug (12. Februar 2018) werden die Regeln deutlich gelockert. Die Zugteilnehmer dürfen wieder eigene Musik abspielen. "Damit ist aber unsere ausdrückliche Bitte verbunden, aus dem Rosenmontagszug keine Loveparade zu machen", sagt Vorsitzender Heinz Baltes.

Mehr Freizügigkeit bei der Musikauswahl war ein ausdrücklicher Wunsch des neuen Prinzenpaars Roland I. (48) und Kristina I. Knippertz. Beim Rosenmontagszug 2017 waren die teilnehmenden Gruppen von der EKG noch mit einem USB-Stick ausgestattet worden, die Musik war vorgegeben. Dieses Konzept hatte für viel Kritik gesorgt.

Erster stellvertretender EKG-Vorsitzender Helmut Jopen präzisiert die neuen Musikregeln: "Karnevalsmusik und eventuell auch Partymusik sind erlaubt. Aber wir wollen keine Techno-Musik hören, und die Lautstärke muss angemessen sein", sagt er während des Pressegesprächs der EKG zum Programm der Session 2017/18 im Klostercafé von Haus Hohenbusch. Jopen kündigt an, dass die EKG darauf achten wird, dass der Rosenmontagszug und die dort abgespielte Musik wieder mehr dem Brauchtum gerecht wird. "Neu ist auch, dass wir uns alle teilnehmenden Wagen vorher angucken werden." In den vergangenen Jahren kam es immer wieder vor, dass von einigen Teilnehmern eine Art von Musik im Zug gespielt und eine Lautstärke gewählt wurde, die den Organisatoren und Zugbeobachtern ein Dorn im Auge war. Zwar seien die Regeln jetzt gelockert worden, man werde die Situation aber sehr genau beobachten und nicht davor zurückschrecken, "uns bekannten Wiederholungstätern" in Zukunft die Teilnahme am Erkelenzer Rosenmontagszug zu verwehren. "Wir appellieren an den gesunden Menschenverstand", sagt zweiter stellvertretender EKG-Vorsitzender Andreas Tischbein.

Auch bei den Gebühren hat sich der neue Vorstand der EKG - der alte war nach der Session 2016/17 komplett zurückgetreten - diesmal zu einer maßvolleren Gestaltung entschieden. Damit geht die EKG auf diejenigen Gruppen zu, die in der vergangenen Session über zu hohe Gebühren geklagt und zum Teil den Blau-Weißen sogar Arroganz vorgeworfen hatten. Für die neue Session gilt nun: Für jeden Teilnehmer wird ein Euro fällig. Zusätzlich sind 25 Euro pro Gruppe oder Wagen mit eigener Musik (CD, USB-Stick, Streaming-Dienste etc.) zu zahlen. Dazu erklärt Jopen: "Die EKG ist angehalten, für jeden, der Musik abspielt, eine GEMA-Gebühr zu bezahlen." Insgesamt würden für die EKG zwischen 1500 und 1700 Euro fällig. "Mit den Gebühren deckeln wir das ab, was der Gesellschaft auferlegt wird", sagt Jopen. Die Gesamtkosten für den Erkelenzer Rosenmontagszug werden auf 16.000 bis 20.000 Euro geschätzt. "Die Gebühren tragen aber nur einen sehr geringen Teil zu den Gesamtkosten bei, die der Rosenmontagszug tatsächlich verursacht. Deshalb hoffen wir auf das Verständnis der Teilnehmer", erklärt Jopen. Karitative Einrichtungen und Karnevalsgesellschaften brauchen keine Gebühren zu zahlen. Neu ist in der Session 2017/18, dass erstmals Prinzenwagen von KGs aus dem gesamten Erkelenzer Stadtgebiet beim Rosenmontagszug in der Innenstadt mitfahren dürfen. Die Zugstrecke wird angepasst: Zwar bleibt der Aufstellungsort (Burgparkplatz/Nordpromenade) der gleiche, allerdings geht es dann nicht wie bisher über die Theodor-Körner-Straße, sondern über die Ostpromenade durch den "Feller-Propeller" entlang der Kölner Straße und über die Wilhelmstraße in voller Länge zurück. "Das ist unser Vorschlag, die Genehmigung steht aber noch aus", erklärt Jopen.

Neben den GEMA-Gebühren sind vor allem die Aufwendungen für die Sicherheit ein wesentlicher Kostentreiber beim Rosenmontagszug. Diesbezüglich finden zurzeit die Abstimmungsgespräche mit der Polizei und der Stadtverwaltung statt, teilt die EKG mit. Die Gesellschaft geht davon aus, dass die Straßenzugänge wie in der vergangenen Session durch große Betonsteine oder schwere Fahrzeuge blockiert werden, um die Sicherheit der Zugteilnehmer und Zuschauer während des Rosenmontagszugs zu gewährleisten. Mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) sei außerdem ein verbessertes Konzept auf den Weg gebracht worden, sagt Jopen.

(RP)
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