Erkelenz Ein musikalischer Dialog, der zum Nachdenken anregt

Erkelenz · Ignace Michiels (Orgel) und Semjon Kalinowsky (Viola) gestalteten einen musikalisch-geistigen Brückenschlag zwischen Judentum und Christentum.

Ein in mehrfacher Weise besonderes Konzert erlebten die rund 50 Zuhörer in der Pfarrkirche St. Lambertus innerhalb der Kirchenmusik-Reihe der Pfarrei Christkönig Erkelenz als Einstimmung auf den Volkstrauertag. So spielten unter dem Titel "Shalom - Kirche trifft Synagoge" mit Ignace Michiels aus Brügge/Belgien ein Organist, der christlich geprägt ist, und mit Semjon Kalinowsky aus Lübeck ein Viola-Solist, der jüdisch geprägt ist, wie Pfarrer Werner Rombach eingangs erläuterte. Er beschrieb die verbindenden Elemente beider Religionsrichtungen und betonte das Positive am gemeinschaftlichen Konzert: "Damit setzen wir ein wertvolles und gutes Zeichen in einer Zeit, in der mit vielen Gedenktagen an die Gräueltaten der Nazis gedacht wird."

Das Konzertprogramm hatten die Musiker unter zwei Leitlinien konzipiert, erklärte Semjon Kalinowsky. Zum einen spielte der interreligiöse Dialog als musikalisch-geistiger Brückenschlag zwischen Judentum und Christentum eine wichtige Rolle. Zum anderen wollten sie sich einem fast vergessenen Kapitel, der Orgel in der Synagoge, widmen; sie versuchen grundsätzlich, durch Konzerte, Noten- und CD-Ausgabe diese Musik wiederzubeleben und aufzuführen. Im Erkelenzer Konzert folgte bei den Musikstücken einem jüdischen Stück immer ein christliches. Bis auf einzelne Ausnahmen trugen beide gemeinsam vor, wobei sie trotz unterschiedlicher Charaktere von Tasten- und Streichinstrument erstaunlich gut harmonierten. Die tiefere Tonlage der Viola kam beispielsweise im Stück "Kol Nidre opus 47" von Max Bruch mit leicht klagendem Unterton im getragenen Tempo sehr schön zur Geltung. Gemeinsam gestalteten sie ein herrlich klingendes Finale. Oder der Organist interpretierte das Allegro maestoso e vivace der "Sonate II c-Moll Op. 65 Nr. 2" von Felix Mendelssohn Bartholdy mit lebhaftem Ausdruck und erzeugte vor allem beim Crescendo zum Ende des Stücks einen beeindruckenden, raumfüllenden Gesamtklang.

Die Wahl der Musiker war in erster Linie auf ruhigere Stücke gefallen, die beim Zuhören in eine melancholische Grundstimmung versetzten. Dabei kam ebenso der "Elohenu-Hebräische Gesang" von Friedrich Gernsheim, das Stück "Prière" von Fernand Halphen oder Prayer aus "Jewish Life" von Ernest Bloch zur Aufführung. Mit vier Sätzen der Kirchensonate g-Moll des Komponisten Henry Eccles beendeten Michiels und Kalinowsky ihren Vortrag und bewiesen einmal mehr ihr großes musikalisches Können. Das aufmerksame Publikum dankte beiden Aufführenden an diesem Abend mit langanhaltendem Applaus.

Pfarrer Werner Rombach wies im Anschluss auf ein Benefizkonzert für die zerstörte Orgel der Erkelenzer Partnerstadt Saint James/Frankreich am kommenden Sonntag, 19 Uhr, in St. Pauli Bekehrung in Lövenich hin.

(cole)
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