Erkelenz Ein Abend der Geschlechter-Klischees

Erkelenz · Mit der Komödie "Männerhort" lädt das Landestheater Dinkelsbühl zum Selbstfindungstrip für Männer ein, die versuchen, aus ihrer Machowelt auszubrechen.

 Gespielt wurde das Stück von Schauspielern der Landesbühne Dinkelsbühl unter der dramaturgischen Leitung von Jens Heuwinkel. Andreas Peteratzinger spielte den Piloten Helmut; Bernd Berleb den IT-Spezialisten Eroll, Julian Niedermeier die Führungskraft Lars und Till Klewitz den Feuerwehrmann Mario.

Gespielt wurde das Stück von Schauspielern der Landesbühne Dinkelsbühl unter der dramaturgischen Leitung von Jens Heuwinkel. Andreas Peteratzinger spielte den Piloten Helmut; Bernd Berleb den IT-Spezialisten Eroll, Julian Niedermeier die Führungskraft Lars und Till Klewitz den Feuerwehrmann Mario.

Foto: renate Resch-Rüffer

Zähneputzend betritt der junge Pilot Helmut die Bühne und ordnet fürsorglich seine vermeintliche Wohnung, im Hintergrund spielt Reinhardt Meys Song "Über den Wolken". Summend versorgt er seine Pflanzen und macht die nächst Flugansage: "Wir begrüßen Sie bei unserem Flug von Hamburg nach München Hauptbahnhof ..."

Eroll betritt den Raum. Aufgebracht und detailreich erzählend von der gerade erlebten Shopping-Tour mit seiner Frau: von Brosche zu Bluse, vom "Darunter" zu Rock, Mantel und Schuhen. Sich in Ekstase redend, zitiert er seine Frau: "Sie müssen meinen Mann schon entschuldigen, er ist manchmal so emotional". Der geschniegelte Lars betritt den Raum. Scheinbar völlig kalt, erzählt er von Erpressungsversuchen seiner Frau. Das Resümee der Drei: "Das Happy-Center ist unser Kreuzweg, der Shopping-Samstag unser Karfreitag."

Die Komödie "Männerhort" wurde geschrieben von Kristof Magnusson, 1976 als Sohn deutsch-isländischer Eltern geboren, der später in Leipzig und Reykjavík studierte. Inzwischen lebt er als Autor und Übersetzer in Berlin. Seine Komödie "Männerhort" lief an über 90 Bühnen im In- und Ausland.

Helmut, Eroll und Lars suchen Zuflucht in einem - sich als Heizungskeller herauskristallisierenden - Raum und klagen sich gegenseitig ihr Leid über Frauen und deren Einkaufsorgien. Hier können sie sich ungestört gehen lassen und den Macho spielen. Die Idylle um Dosenbier, Pizza und Fußball droht zu platzen, als der Hausmeister und Feuerwehrmann Mario auftaucht. Doch auch Mario teilt die Probleme mit dem anderen Geschlecht, und so fügt er sich in das Trio ein und sucht mit den anderen nach Lösungen des Dilemmas. Wetten werden geschlossen, Einkaufssituationen in Rollenspielen durchgespielt. "In so einer Situation musst Du ganz bewusst atmen, atmen, atmen ..." Die Vier kommen zum Schluss: "Männer und Frauen passen nicht zusammen, aber es gibt keine Alternative". Die Komödie ist leichte Abendunterhaltung entlang variantenreicher Beziehungskonstellationen. Der Handlungsfaden zieht sich durch Geschlechter-Klischees und spielt amüsante und auch mal dramatische Streitgespräche durch. Seit fast zehn Jahren wird das Stück erfolgreich auf deutschen Theaterbühnen aufgeführt.

Für ihre heile Männerwelt schrecken die vier Männer nicht zurück, eine Scheinwelt aus Lügen und Betrügereien für ihre Frauen aufzubauen. Dass dies zum Scheitern verurteilt ist und nur für kurze Zeit Bestand hat, liegt auf der Hand. Im Versuch, ihre Idylle zu retten, verstricken sie sich in mancherlei Komplikationen. Die Solidarität beginnt zu bröckeln, das Versteck droht aufzufliegen. Es bleibt der Traum von einem Raum für Männer mit Kicker und Steckdosen. "Wir gründen einfach einen neuen Männerkeller oben. Warum sollen Andere nicht von unseren Erfahrungen profitieren - so wie man es nicht macht?"

(RP)
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