Erkelenz Eigene Ruhe nimmt Hunden die Angst

Erkelenz · Die Trainer der mobilen Hundeschule Müller widmen sich ängstlichen Hunden mit einem speziellen Training. Zwei "Sorgenfelle" sind die beiden Gandhis - ein Tierschutz- und ein Epileptiker-Hund.

 Trainerin Kirstin Müller (Mitte) von der Hundeschule "Freundliche Hunde" ist mit Aurelia Fehir (links), Lisa Königs (rechts) und den Hunden unterwegs, die beide Gandhi heißen.

Trainerin Kirstin Müller (Mitte) von der Hundeschule "Freundliche Hunde" ist mit Aurelia Fehir (links), Lisa Königs (rechts) und den Hunden unterwegs, die beide Gandhi heißen.

Foto: Jörg Knappe

Die großen Fortschritte, die beide Hunde durch das Verhaltenstraining der letzten Monate bereits gemacht haben, zeigen sich bereits zu Beginn des Spaziergangs am Tüschenbroicher Schloss: Greyhound und Tierschutzhund Gandhi sowie Epileptiker und Vizsla-Mix Gandhi stehen relativ gelassen bei ihren Besitzerinnen Aurelia Fehir und Lisa Königs. Auch als alle wenig später auf andere, teils freilaufende Hunde treffen, halten sie sich nah bei den Frauchen auf und bewahren Ruhe.

Ehemals war der Greyhound hektisch auf andere Artgenossen zugesprungen und der Vizsla-Mix hatte etwa bei Motorengeräuschen vorbeifahrender Fahrzeuge am ganzen Körper gezittert. Den beiden "Sorgenfellen" hatte sich Kirstin Müller von der gleichnamigen Mobilen Hundeschule mit einem speziellen Training überwiegend in der häuslichen Umgebung der beiden gewidmet, das sie an diesem Morgen in einer Alltagssituation fortführt. "Gandhi hat drei Tage lang in einem Tierheim in Spanien gelebt", erzählt Aurelia Fehir, "zuvor war er ohne Sozialisierung auf dem Gelände einer spanischen Familie aufgewachsen." Seit September vergangenen Jahres lebt er bei der Familie Fehir.

Die Tierfreundin hat bereits mehrere traumatisierte Hunde bei sich aufgenommen - Gandhi ist allerdings zusätzlich ängstlich, weswegen sie sich professionelle Hilfe bei der Mobilen Hundeschule gesucht hatte. Kirstin Müller verdeutlicht zunächst einmal, dass Tierschutz vor Ort im jeweiligen Land anfangen sollte, da ein Transport eine stressige Zeitreise für das Tier bedeutet. Die andere Schwierigkeit bei Tierschutz-Hunden: "Die meisten Besitzer sind mit der Haltung überfordert und gehen oftmals mit Mitleid auf die Hunde zu, was im Umgang nicht hilft." Vielmehr bräuchten die Tiere einen starken, selbstbewussten Menschen an ihrer Seite. Bei Fehir hatte der Greyhound ursprünglich zudem panische Angst vor dem Hausherrn gehabt, vor dem er immer weglief - inzwischen ist ein harmonisches Zusammenleben möglich. Die Hundetrainer setzen genau da an, wo sich die Tiere befinden. "Nicht mit Druck, aber auch nicht zu sehr mit Gefühl sollte man den Vierbeinern begegnen", erläutert Müller, die die Schule seit zehn Jahren hauptberuflich führt. "Ein eigenes sicheres Auftreten bietet dem Hund Schutz und Sicherheit." Als Trainerin geht sie sehr individuell auf jedes Tier ein.

Für Hundehalterin Lisa Königs ist es der größte Erfolg, dass ihr Gandhi seit mehreren Wochen keine epileptischen Anfälle mehr hat. Sie führt das auf verbesserte Medikation, veränderte Ernährung und das einfühlsame Training zurück. "Gerade bei epileptischen Hunden sind Regeln wichtig, um dem Tier Stress wegzunehmen und es zu stärken", erklärt die Trainerin.

(RP)
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