Serie Was Macht Eigentlich? Der Berufswunsch kam beim Spielen in den Trümmern

Siegbert Zimmer hat früh gewusst, was er werden wollte: Autoschlosser. "Es gab kein Fernsehen, wir spielten auf der Straße in Rheydt inmitten zerbombter Häuser, deren Trümmer nach und nach von Lastautos weggebracht wurden. Ich konnte stundenlang zusehen, habe mit den Fahrern gesprochen, die mich mal unter die Motorhauben sehen ließen, wenn sie etwas reparierten. Was ich da sah, faszinierte mich. Und da es so etwas wie Berufsberatung noch nicht gab, stand bald fest, was ich werden wollte", erzählt der noch 74-Jährige.

Mit 13 begann er 1955 seine Kraftfahrzeugschlosser Lehre bei der Goliath-Vertretung Hahnen an der Keplerstraße, kam 1958 als Geselle zur Firma Issels an der Rheydter Straße. Mit 23 war er Meister und Betriebsleiter bei Ford Wirtz in Jüchen, mit 29 Sachverständiger bei einer Versicherung, mit 47 selbstständig. Sein Büro mit vier Angestellten ist heute an der Burggrafenstraße in Mönchengladbach. Ans Aufhören denkt er auch mit seinen nun fast 75 Jahren nicht.

Er hat seine Firma und den ehemaligen Bauernhof in Rickelrath, wo er seine Leidenschaft pflegt: Er liebt und sammelt "alles, was Räder besitzt". Rad- und Motorräder, Automobile, Oldtimer bevorzugt. Seit 1999 handelt er auch mit ihnen auf seinem Oldtimerhof: "Aber weniger, um Geld zu verdienen, sondern als Rentnerbeschäftigung. Soll ich sonntags auf dem Sofa sitzen? Es gibt noch genug zu tun." Momentan findet man auf dem Oldtimerhof Zimmer zum Beispiel neben dem Adler Standard 6 einen Gutbrod Superior von 1951 ("Beide verkaufe ich aber nicht"), einen Rolls Roys Silver Shadow von 1970, einen Fiat 500 von 1971, ein Käfer-Cabrio 1970, einen Ford Capri 2300 GT von 1969. Und auch zwei Motorrad-Schätzchen: DKW RT 250 Seitenwagen und eine Triumph BDG 250, beide aus dem Jahr 1953.

Eine absolute Rarität in Zimmers Sammlung ist ein "Gegenkolbenmotor" des genialen Rheydters Hugo Junkers (gestorben 1935): "Er hätte den Weg zum Dreiliter-Auto weisen können - wenn man das Potenzial erkannt hätte", meint Siegbert Zimmer. Er hat in den 90ern in jahrelanger Freizeitarbeit den Motor am Zeichenbrett weiterentwickelt, vom Ein- zum Sechszylinder. Aber auch er hat die Automobilindustrie nicht für Junkers' Idee begeistern können. Er wurde in Flugzeugen, Schiffen, beim Imperia-Rennmotorrad oder Krupp-Lastwagen verwendet.

(oes)
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