Erkelenz Dachstuhl im Dachstuhl

Erkelenz · Haus Spiess bekommt für 130.000 Euro das Dach erneuert und einen Außenanstrich. Starker Regen hat die Arbeiten erschwert. Jetzt müssen auch noch die Innendecken saniert werden. Das bringt den Zeitplan ins Wanken.

 Martin Fauck (r.) im Gespräch mit Zimmerer Roman Feil auf dem Dach von Haus Spiess

Martin Fauck (r.) im Gespräch mit Zimmerer Roman Feil auf dem Dach von Haus Spiess

Foto: Jürgen Laaser

Haus Spiess bekommt ein neues Dach. Das lässt sich einfach aussprechen, doch spricht die Realität eine andere Sprache. Zeitintensiv sei die Arbeit, erklärt Hochbauamtsleiter Martin Fauck, da bei dem Gebäude von 1806 der Denkmalschutz ein gehöriges Wörtchen mitzureden hat. Und der gibt vor, dass all das erhalten wird, was irgendwie erhalten werden kann: "So entsteht sozusagen ein Dachstuhl im Dachstuhl."

Haus Spiess wurde 1806 mit den spätbarocken und klassizistischen Zügen des in Aachen typischen Couvenstils erbaut. Seinen Namen erhielt es nach seinem Bauherrn Johann Joseph Spiess. Er war ehemaliger Offizier der Leibwache des französischen Königs Ludwig XVI. und wurde unter Napoleon in Erkelenz als Domänenverwalter und Rentmeister für die Kantone Erkelenz und Odenkirchen eingesetzt. 1978 übernahm die Stadt Erkelenz das Gebäude und sanierte es bis 1986, unterstützt vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege. Untergebracht sind in dem schmucken Haus am Franziskanerplatz das Standesamt und mehrere Ratsfraktionen.

"Eigentlich hat das Gebäude noch einen sehr schönen Dachstuhl", erläutert Martin Fauck. Allerdings sei festgestellt worden, dass dieser rein rechnerisch gar nicht mehr halten könne und dass die Kamine das Gebälk nach innen gedrückt hätten. Da die Lebenszeit von Schieferdächern endlich ist, und das von Haus Spiess zu erneuern war, und da die Schalung ebenfalls auszutauschen war, lässt die Stadt Erkelenz jetzt gleichzeitig den Dachstuhl ausbessern.

 Zu ersetzender Balken.

Zu ersetzender Balken.

Foto: spe

Dabei geht die Wegberger Zimmerei Jansen ähnlich vor, wie Handwerker vergangener Zeiten. Fauck weist auf alte Eichenbalken hin, die von anderen Eichenbalken gestützt werden. In dieser Art werde auch jetzt saniert: "Alles alte Erhaltenswerte bleibt, und wir legen neue Balken daneben, um die alten Balken zu stützen. So entstehen zwei Dachstühle in einem." Das sei zwar zeitaufwendiger, von den Denkmalschützern des Landschaftsverbands Rheinland jedoch gefordert. Investitionen hat die Stadt Erkelenz dafür in Höhe von 128.000 Euro in ihren Haushalt eingeplant.

Roman Feil von der Zimmerei Jansen ist begeistert von der alten Handwerkskunst, die er im Dachgebälk von Haus Spiess vorgefunden hat. Mit Martin Fauck betrachtet er die eingeritzten Zeichen im Eichenholz, mit denen die Handwerker einst am Boden kenntlichgemacht hatten, welcher Balken, welche Fußpfette oder welche Sparren wo im Dachstuhl zu montieren sein wird. Sie loben die Haltbarkeit der Eichenbalken, erklären zugleich aber, dass als neues Holz Fichte verwendet wird. Das sei leichter, kostengünstiger und nach heutigem Stand der Technik zu nutzen, weil Dächer anders als früher vor Witterungseinflüssen geschützt werden können.

Die Witterung in der Sanierungsphase hingegen ist zu einem Problem geworden. Mehrere starke Gewitter mit viel Regen sind trotz gewissenhafter Abdichtung des historischen Gebäudes in dessen Gemäuer eingedrungen. "Dadurch werden wir jetzt auch noch die Innendecken sanieren müssen und sind mit dem Zeitplan in Verzug geraten", sagt Martin Fauck. Er gehe davon aus, die Zimmerleute noch etwa zweieinhalb Wochen benötigen und weitere drei Wochen im Anschluss der Dachdecker, der neue Moselschiefer-Schindeln verlegen wird. Danach wird Haus Spieß noch von außen angestrichen: "Wir wollten im August mit allen Arbeiten durch sein. Das werden wir nicht mehr schaffen."

(spe)
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