Serie Unternehmer Der Region Businesshotel war eine kleine Revolution

Erkelenz · Das "Hotel am Weiher" feiert 20-jähriges Bestehen. "Direktor" Wolfgang Wahl ist auch der Küchenmeister.

 Da schauten auch DEHOGA-NRW-Geschäftsführer Reiner Spenke (2.v.l.), Bürgermeister Peter Jansen (3.v.r.) und Erster Beigeordneter Dr. Hans-Heiner Gotzen (r.) vorbei: Wolfgang Wahl (4.v.l., Inhaber und Küchenchef) feierte Hoteljubiläum mit Lebensgefährtin Angela Raab (3.v.l.), Maria Himmerich (l., Rezeptionistin) und Ilona Strack (von Beginn dabei).

Da schauten auch DEHOGA-NRW-Geschäftsführer Reiner Spenke (2.v.l.), Bürgermeister Peter Jansen (3.v.r.) und Erster Beigeordneter Dr. Hans-Heiner Gotzen (r.) vorbei: Wolfgang Wahl (4.v.l., Inhaber und Küchenchef) feierte Hoteljubiläum mit Lebensgefährtin Angela Raab (3.v.l.), Maria Himmerich (l., Rezeptionistin) und Ilona Strack (von Beginn dabei).

Foto: J. Laaser

Eigentlich ist die Singer-Nähmaschine aus Uromas Zeiten im Treppenhaus des Erkelenzer Hotels am Weiher nur ein Dekorationsstück, an dem sich die Gäste erfreuen sollen. Dass dieses Schätzchen mit mechanischem Fußpedal aber nächtens von einem Gast aus Fernost noch einmal zur "Schließung" einer geplatzten Hosennaht aktiviert wurde, das ist eine der unzähligen Geschichten, die Hotelier Wolfgang Wahl aus seinem gedanklichen Jubiläumsbuch zum 20-jährigen Bestehen spontan abrufen könnte. Doch der 55-Jährige lässt nur diese Kleinigkeit aus der Rubrik "zum Schmunzeln" zu, ansonsten steht, wie üblich in seinem Gewerbe, Paragraph 1 über allem: Diskretion und Verschwiegenheit.

Diesen Tugenden, gepaart mit Wissbegier, unterwarf er sich spätestens 1978, als er in der Burg Wegberg eine Kochlehre begann, deshalb die folgende Bundeswehrzeit meist in der Küche der Offiziersmesse der Kaserne in Geilenkirchen-Niederheid verbrachte, um mit 28 Jahren Koch mit Meisterbrief zu sein. Und wer die weltbekannte Hotelfachschule "Bavaria" in Altötting-Alzgern als Küchenmeister verlässt, um an Herde in Häusern mit 1verschiedenen Qualitätsmerkmalen zu arbeiten, der hat die Zukunft vor Augen. "Das war für mich eine glänzende Vorbereitung auf den Schritt in die Selbstständigkeit", sagt der Erkelenzer Junge, in dessen Elternhaus am Fußweg von der Nordpromenade zum Ziegelweiher aus Mutter Marias Idee, "ein paar Zimmer zu vermieten", ein handfester Plan wurde. Eröffnung des "Hotel am Weiher" war der 1. Januar 1996. Im historischen Teil von Erkelenz, gegenüber der geldrischen Burg präsentiert sich das Gebäude gleich neben dem Ruherondell als gelungener Abschluss der von Architekt Heinrich Lennartz geplanten weißen Häuserreihe an der Nordpromenade. Damals eine kleine Revolution, war in Erkelenz doch neben den etablierten Übernachtungsmöglichkeiten ein richtiges Businesshotel entstanden, das in seiner fächerartigen Anordnung noch heute ein architektonischer Blickfang ist.

Im Drei-Sternehaus nach Norm des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) stehen den Gästen 28 Nichtraucherzimmer zur Verfügung. Die Ein- und Zweibettzimmer und die Suiten sind mit Boxspring oder Kingsizebetten ausgestattet. Das Frühstücks- und Speiserestaurant trägt in Anlehnung an Erkelenzer Historie den Namen "Gracht 7". In der modernen Küche legt der Chef selbst Hand an - "à la Minute" zubereitet. Beliebt sind auch Spezialevents wie Wild oder Spanferkel vom Grill, Spargel-, Haxen-, Muschel- oder Gänseessen. Bei Kochkursen soll nicht die Schule, sondern der Spaß im Vordergrund stehen.

Dass die Gäste sich im "Hotel am Weiher" wohlfühlen, hat auch mit gut funktionierenden Abläufen zu tun, "und mit guten Mitarbeitern, seien es Zimmerfrauen, sei es im Service, im Frühstückdienst oder in der Waschküche", lobt Wolfgang Wahl sein Team: "Dafür spricht auch, dass immer wieder Gäste der ersten Stunde bei uns logieren." Aus welchen Ländern sie anreisen, dokumentiert Wolfgang Wahl mit dem Hissen von entsprechenden Nationalflaggen. Diese flattern am Rande eines zünftigen Biergartens, unter dessen Platanen zu sitzen und ein "Lambertusbräu" der Rainer-Brauerei aus Welz zu trinken, geradezu einem Gourmetgenuss gleich kommt.

Übrigens hatte die nächtliche Nähaktion des Gastes aus Fernost noch ein verbales Nachspiel: Ganz stolz meinte er am Morgen zu Wahl: "Zu Hause hat meine Frau aber eine elektrische Nähmaschine . . ."

(hg)
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