Erkelenz Blick wie durchs Fenster auf ein Stück Heimat

Erkelenz · In der Alten Schule führt das "Heimatfenster Holzweiler" das Leben früher und heute im Dorf lebendig vor Augen.

 Blick in die "gute Stube" voller Erinnerungsstücke, Fotos und alter Urkunden im kleinen Holzweiler Heimatmuseum, das von der Dorfgemeinschaft betreut wird.

Blick in die "gute Stube" voller Erinnerungsstücke, Fotos und alter Urkunden im kleinen Holzweiler Heimatmuseum, das von der Dorfgemeinschaft betreut wird.

Foto: Jürgen Laaser

Der Blick in die Ausstellung in der Alten Schule in Holzweiler fällt zunächst auf die mannshohe Puppe, die die Uniform eines Trommlers trägt. Nicht weit von ihm entfernt steht ein stolzer Schütze mit einer schwarz-rot-goldenen Schärpe, umrahmt von zwei jungen Damen in feierlicher Tracht. Damit sind zwei Säulen des ehemaligen Dorflebens von Holzweiler dokumentiert: die Musik und das Schützenwesen. Doch zeigt die Ausstellung noch viel mehr. Es gibt ein historisches Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, in dem die Heiligenbildchen dominieren, eine Küche mit Kohleofen und altem Geschirr. Alte Regale, Truhen, Vitrinen und Schränke komplettieren das Mobiliar. Viele Urkunden, Bilder und Zeitungsausschnitte dokumentieren das Leben in dem Dorf, dessen erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahre 898 stammt.

Aber auch die Gegenwart fehlt nicht bei dieser zeitgeschichtlichen Reise durch den Ort. Eine Karte mit dem Tagebau Garzweiler II in seiner ursprünglichen Ausdehnung mitsamt dem Restsee, der Holzweiler den Garaus bereitet hätte, hängt an der Eingangstür, versehen mit der Aufschrift: "So weit darf es nicht kommen."

"Wir haben hier schon ein gutes Stück Heimatgeschichte", meint der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft, Johannes Oellers, nach dem Rundgang durch das Erdgeschoss der Alten Schule, dem sich noch ein Abstecher in das benachbarte ehemalige Feuerwehrgerätehaus anschließt. Dort ist ein informatives Modell der Kirche und der sie umgebenden Häuserzeilen aufgebaut, das in beachtlicher Handarbeit vor einigen Jahren mit großer Liebe zum Detail gebastelt wurde. "Als Museum möchte ich unsere Ausstellung nicht bezeichnen. Dafür ist sie zu klein. Deshalb haben wir auch den Begriff Heimatfenster gewählt. Bei uns schaut man wie durch ein Fenster auf ein Stück Heimat."

Die erste urkundliche Erwähnung von Holzweiler 898 gab den Anstoß zu dieser Ausstellung. "Der Ort wollte die 1100-Jahr-Feier begehen in der Erwartung, dass diese Feier das letzte große Jubiläum sein werde, bevor die Braunkohlebagger anrücken", erklärte Oellers. Schon 1988, also zehn Jahre vor dem Jubiläumsjahr, kam vom in Holzweiler unvergessenen Lothar Heupts der Vorschlag, alles für eine Ausstellung zu sammeln, was für die Dorfgeschichte bedeutsam sein könnte.

Seiner Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass tatsächlich zum Jubiläum ein großes Fest veranstaltet und zugleich der erste Ortskalender geschaffen werden konnte. Darin waren viele der Fotos und Gegenstände abgelichtet, die der Dorfgemeinschaft von den Bürgern angeboten worden waren; und so kam die Idee zu einer Ausstellung. Das Holzweiler Heimatfenster war geboren.

"Und es wurde von Jahr zu Jahr größer, weil wir immer mehr Exponate bekamen", berichtet Dirk Heupts, der Geschäftsführer der Dorfgemeinschaft. Inzwischen verfügt der Verein als Betreiber der Ausstellung über so viele Dinge, dass sie gar nicht mehr alle gezeigt werden können. "Aber wir werfen nichts weg", versichert der Sohn von Lothar Heupts. Zugleich ermöglicht die Vielfalt der Exponate, gelegentlich themenbezogene Ausstellungen anzubieten. Doch ist nicht daran gedacht, das Heimatfenster dauerhaft zu öffnen. "Dafür ist unsere Personaldecke zu dünn." So ist das Heimatfenster in aller Regel zum Georgiusmarkt, zum Hobbykünstlermarkt und an den beiden Tagen nach der Maifeier zu besichtigen.

"Es ist ein schönes Stück Heimat", meint Oellers. Erst durch das Wissen um die eigene Geschichte werden die Kostbarkeit und auch die Vergänglichkeit der Heimat bewusst. Ursprünglich sollte das Heimatfenster diese Heimat bewusst machen vor dem Hintergrund der anstehenden Vernichtung des Ortes. Dass es dazu nicht kommt, ist positiv. "Jetzt liegt es an uns, die Zukunft unserer Heimat zu gestalten." Die Lethargie und die Ungewissheit über das Leben woanders müssen dem Willen nach einer gemeinsamen Gestaltung weichen. "Und schon haben wir ein weiteres Thema für unsere Jubiläumsfeier im Jahr 2098, wenn Holzweiler 1200 Jahr alt wird."

(kule)
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