Erkelenz "Bitte auf Partnerfilialen ausweichen"

Erkelenz · Das Postbank-Gebäude in Erkelenz bleibt weiterhin für Menschen mit Behinderung kaum zugänglich.

Fast eineinhalb Jahre hat Andreas Ullmann in engem Kontakt mit der Post, der Postbank und dem Verwalter des Postgebäudes an der Kölner Straße in Erkelenz gestanden - als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter der Stadt hatte er versucht, eine größere Barrierefreiheit zu dem Gebäude zu erreichen. Jetzt ist er enttäuscht. Zuletzt hatte Ullmann noch Hoffnungen in ein Telefonat mit der Vertrauensperson der Menschen mit Handicap der Postbankzentrale in Bonn gesetzt, doch stellt er anschließend fest: "Die Vertrauensperson ist selbst nicht glücklich über diese Sache, kann da aber auch nichts mehr bewegen. Sicherheitsaspekte sind der Postbank wichtiger als die Rechte der Menschen mit Handicap. Meine Möglichkeiten, etwas zu verändern, sind somit leider ausgeschöpft."

Die Frage nach mehr Barrierefreiheit am Postbank-Gebäude in Erkelenz, das nur über eine Reihe von Stufen zu erreichen ist, ist älter. Vor einigen Jahren war reagiert worden, indem ein Treppenlift angebracht wurde (2011). Zunächst musste den ein per Klingel gerufener Postmitarbeiter bedienen, später war er mit einem sogenannten Euro-Schlüssel zu nutzen, den Menschen mit Behinderung beispielsweise bei der Stadt Erkelenz erwerben können. Andreas Ullmann, der seit 2016 ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter in Erkelenz ist, hatte sich im Januar desselben Jahres der Thematik erneut angenommen, nachdem er erfahren hatte, dass der Lift defekt ist. Er hatte gehofft, mehr für Menschen mit Behinderung herausholen zu können: " Ein barrierefreier Zugang für Eltern mit Kinderwagen, Rollatornutzer oder andere Menschen mit Handicap, die die Voraussetzungen für den Schlüssel nicht erfüllen - und das sind die meisten betroffenen Personen - und die die Treppe nicht nutzen können, war ausgeschlossen." Nach fast eineinhalb Jahren und mehr als 20 "teilweise widersprüchlichen" Telefonaten und Briefwechseln muss Andreas Ullmann jedoch feststellen, dass sich daran nichts ändern lässt: "Ein Zugang durch den Hintereingang, wo Barrierefreiheit gegeben ist, wird durch die verantwortliche Abteilung der Postbank aus Sicherheitsgründen nicht als Alternative zugelassen. Aber wenigstens geht der Lift seit April nach über eineinviertel Jahren wieder. Zufrieden kann man damit nicht sein. Da die Postbank aber Sicherheitsbedenken vorbringt, wird man da auch keine Chance haben, etwas zu erreichen."

Dass die Postbank hohe Sicherheitsansprüche haben müsse, bittet Pressesprecher Ralf Palm zu bedenken: "Einen Zugang über den Hintereingang ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich." Nicht gelten lässt er die Kritik, die Rechte der Menschen mit Handicap zu gering zu achten: "Grundsätzlich ist seitens der Postbank immer ein barrierefreier Zugang zu unseren bundesweit über 1000 Postbank Finanzcentern vorgesehen und gewünscht. Aufgrund diverser Beschwerden, dass der vorhandene Aufzug in Erkelenz nur durch Schwerbehinderte mit einem Schlüssel genutzt werden konnte, haben wir diesen umgerüstet, so dass beispielsweise auch Eltern mit ihren Kinderwagen den Aufzug nutzen konnten. Da der Aufzug dadurch wohl seine Zulassung verloren hätte, bestand der Vermieter darauf, dies umgehend wieder rückgängig zu machen."

Eine räumliche Veränderung des Standortes zieht die Postbank nicht in Erwägung. "Das ist derzeit nicht geplant", teilte deren Pressesprecher mit. Postkunden, denen die Stufen Probleme bereiten, riet er dazu, wenn möglich auch auf "die Partnerfilialen im Einzelhandel der Deutschen Post" auszuweichen und die Packstationen der Deutschen Post mit zu nutzen.

(spe)
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