Erkelenz Bald wächst grünes Band um den Tagebau

Erkelenz · Ab 2018 sichtbare Veränderungen am Abbaugebiet: Ein 70 Kilometer langer Grünstreifen mitsamt Radschnellweg soll ab diesem Jahr angelegt werden. Drehbuch für "Garzweiler Gärten".

Es gibt Stellen am Rand des Braunkohletagebaus, die sind durchaus sehenswert. Vom Aussichtspunkt zwischen Jüchen und Wanlo etwa kann man ziemlich ausgiebig die Weite des braunen Lochs überblicken. Abseits davon hält sich die Attraktivität am Grubenrand allerdings in Grenzen. Die Ödnis beginnt weit vor der Abbaukante, was die Planer in der Ideenwerkstadt der Tagebaurandkommunen auch arg kritisierten. Als erste Sofortmaßnahme ist deshalb als Ergebnis festgehalten: Das braune Loch in der Landschaft soll ein grünes Band bekommen. Und das will der frisch gegründete Zweckverband der Städte und Gemeinden Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen und Titz nun zügig umsetzen.

"Wir wollen, dass die ersten Bäume noch in diesem Jahr gepflanzt werden", sagt Mönchengladbachs Planungs- und Umweltdezernent Gregor Bonin, der in der ersten Sitzung der Verbandsversammlung zum Verbandsvorsteher gewählt wurde. "Wir wollen die jahrzehntelange negative Nachbarschaft zu dem Loch überführen in ein Zeichen: Die Menschen bekommen ein Stück Heimat zurück."

Das klingt durchaus pathetisch für die Pflanzung von Bäumen und ist wohl auch so gemeint: Braunkohle und die Folgen bewegen die Emotionen der Menschen seit Jahrzehnten. Mittelfristig soll es aber auch nicht bei ein paar Pflanzungen bleiben. Das grüne Band, das das Drehbuch zur Tagebaufolgelandschaft vorgibt, sieht einen 70 Kilometer langen, von einem Fahrradschnellweg durchzogenen Grüngürtel vor, der touristisch zu nutzen ist und vor allem die Dörfer am Tagebaurand vor den vorbeiziehenden Schaufelradbaggern schützen soll. Das Band, so das Konzept, soll das gesamte Areal umgeben und mit bekannten Elementen und Strukturen eine grüne Infrastruktur schaffen. Landwirtschaftlich genutzte Felder, Möglichkeiten zur Freizeitnutzung und Parklandschaften sollen mit zur Attraktion werden, die das Drehbuch fürs erste "Garzweiler Gärten" nennt. Entlang des Radschnellweges könnten laut Drehbuch Mobilitätsstationen entstehen, an denen unterschiedliche Verkehrsmittel ausgeliehen und ausprobiert werden können.

"Wir wollen so schnell wie möglich einen externen Planer, der das Gebiet auch schon kennt, hinzuziehen. Der soll entwickeln, wie das Band aussehen soll", sagt Bonin. Das Drehbuch gibt lediglich vor: "Die grüne Infrastruktur in Form eins grünen Bandes, welches sich aus den Ortschaften entwickelt, diese miteinander verknüpft und irgendwann die gesamte Tagebaufläche umschließt, wird zur Generationenaufgabe." Fürs erste aber braucht der Zweckverband Personal. Neben Bonin wurde bisher lediglich der Vorsitzende der Verbandsversammlung bestimmt: das Amt hat der Gladbacher CDU-Politiker Martin Heinen inne.

Der Verband soll einen Geschäftsführer mit Sachbearbeiter und Sekretariat bekommen, auch ein Büro gibt es noch gar nicht, wenn man einmal von der bisherigen kommissarischen Lösung im Erkelenzer Rathaus absieht. "Wir müssen jetzt so schnell wie möglich Personal haben, um arbeiten zu können", sagt Bonin. Außerdem solle der Verband der Innovationsregion Rheinisches Revier beitreten. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss betroffener Städte, Kreise, Industrie- und Handelskammern und weiterer regionaler Akteure, der Leitbilder, Innovationsstrategien und Handlungskonzepte entwirft.

625.000 Euro stehen dem Verband dazu im Jahr zur Verfügung, wobei 200.000 Euro in Form von Geld und Sachleistungen von RWE kommen. Dies hatte im Vorfeld der Verbandsgründung für eine heftige Debatte gesorgt, als ein Vertrag über die Zusammenarbeit mit dem Tagebaubetreiber bekannt geworden war, der in seiner ersten Fassung wie ein Knebelvertrag für die beteiligten Kommunen gewirkt hätte. Mit Änderungen war er mit großer Mehrheit von der Verbandsversammlung beschlossen worden. t

(RP)
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