Erkelenz 5000 Menschen sollen eine Anti-Kohle-Kette bilden

Erkelenz · Für Klimaschutz und den Kohleausstieg: Podiumsdiskussion am Freitag, Großdemonstration am Braunkohlentagebau Garzweiler II mit Schlusskundgebung in Immerath am Samstag.

Menschenkette gegen Braunkohletagebau in Garzweiler
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Foto: dpa, obe cul

Siebeneinhalb Kilometer soll am nächsten Samstag die Menschenkette lang werden, mit der eine Reihe namhafter Natur- und Umweltschutzorganisationen, Vertreter aus Politik und Kirche sowie Menschen von den Tagebaurändern in West- und Ostdeutschland für den Kohleausstieg und mehr Klimaschutz demonstrieren wollen.

Von Keyenberg über Borschemich, Lützerath, Immerath und bis zum Tagebauaussichtspunkt bei Jackerath sollen sich am 25. April ab 13 Uhr rund 5000 Menschen einfinden, erwarten die Organisatoren um Dirk Jansen, den Geschäftsführer des BUND in Nordrhein-Westfalen. "Wir planen die größte Anti-Braunkohle-Demonstration, die das Rheinische Revier je gesehen hat. Und wir haben den Ehrgeiz, mit mehr Menschen zu demonstrieren als im Jahr 1984, als es am Tagebau schon einmal eine Fackelkette mit 4300 Menschen gegeben hatte", kündigt Dirk Jansen an. Zur Abschlusskundgebung - symbolträchtig vor dem Immerather Dom vorgesehen, der dem Tagebau Garzweiler II weichen muss - erwarten die Organisatoren ebenfalls 3000 Menschen. Keinen Wettkampf, die Teilnehmerzahl betreffend, will man allerdings laut Jansen mit der Energiewirtschaft ausfechten, die am selben Tag in Berlin gegen aus ihrer Sicht falsche Weichenstellungen in der Energiepolitik demonstriert.

Dieselben Adressaten ihrer Botschaften haben indes beide Veranstaltungen. Dirk Jansen erklärt die Ziele der Menschen-Kette in Erkelenz: "Wir werden ein Signal an das Land NRW senden, das bundesweit eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz spielt." Gezeigt werden solle, dass es energiewirtschaftlich nicht mehr sinnvoll sei, Keyenberg und seine vier Nachbardörfer mit 1600 Menschen umzusiedeln. Die Strecke, auf der am Samstag die Kette gebildet wird, sei bewusst in unmittelbarer Nähe zum Verlauf der Autobahn 61 zwischen Wanlo und Jackerath gewählt. Gezeigt werden solle dem Land, das derzeit eine Leitentscheidung zur Zukunft der Braunkohlentagebaue nach 2030 erarbeitet, und dem Tagebaubetreiber: Bis hierhin und nicht weiter.

"Wir senden auch ein Signal an die Bundespolitik", erklärt Dirk Jansen. "Dass RWE und Co. am Samstag in Berlin demonstrieren, zeigt, dass sie aus ihren Fehleinschätzungen in Sachen Energiewende nichts gelernt haben und jetzt ihre Mitarbeiter in Geiselhaft nehmen wollen." In Erkelenz solle gezeigt werden, dass "der von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel vorgeschlagene Klimabeitrag alter Braunkohlenkraftwerke keine Strafabgabe ist, wie sie von Industrie und Gewerkschaften genannt wird, sondern ein erster kleiner, aber wichtiger Schritt zum Erreichen des bundesweiten Klimaziels." Und zuletzt solle im Vorfeld des Weltklimagipfels am Tagebau Garzweiler II ein europaweites Signal nach Paris gesendet werden, sagt der Geschäftsführer des nordrhein-westfälischen BUND gestern. Ohne Nordrhein-Westfalen werde Deutschland seine Klimaschutzziele nicht erreichen. Für den Weltklimagipfel wäre das ein fatales Signal: "Die Vorreiterrolle Deutschlands wäre dahin."

Am nächsten Wochenende soll nicht nur demonstriert, sondern am Freitagabend auch diskutiert werden: zum Bedauern der Organisatoren ohne RWE und NRW-SPD, dafür aber mit Hilmar Höhn (Abteilungsleiter Politik IG BCE), Reiner Priggen (ehemaliger Fraktionsvorsitzender der Grünen im Düsseldorfer Landtag), dem Erkelenzer Bürgermeister Peter Jansen, Dirk Jansen (BUND) und Hans Josef Dederichs (Bürgerinitiative Stopp Rheinbraun und Grünen-Ratsmitglied). "Wir erhoffen uns einen sachlichen Beitrag zur Diskussion um den Klimaschutz und den Ausstieg aus der Braunkohle", erklärt Dirk Jansen.

Und Superintendent Jens Sannig vom Evangelischen Kirchenkreis Jülich und von der Klima-Allianz Deutschland ergänzt: "Nichts von dem, was wir fordern ist neu. Das fordern wir seit den 1980ern." Damals seien die Bündnisse und Kirchen allerdings nicht gehört worden, jetzt aber müssten sie es: "Lasst uns über etwas anderes diskutieren anstelle der Braunkohle. Wir müssen jetzt überlegen", wie sukzessive, nicht auf dem Rücken der Beschäftigten und zum Positiven für die Region "aus der Braunkohle ausgestiegen wird. Wir haben die Forschungszentren in Jülich und Aachen - leider wird aber die Zeit immer kürzer, solche Ideen gemeinsam zu erarbeiten und zu gestalten."

(RP)
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