Serie Was Macht Eigentlich? 13 Tote - Ende des Grenzlandrings

Er hatte eine kurze Geschichte als Rennstrecke: der Grenzlandring rund um Wegberg, neun Kilometer auf einer ehemaligen militärischen Versorgungs- und Transportstraße. Am 19. September 1948 wurde der erste Renntag von der "Motor-Union Grenzlandring" (Rheydter Club für Motorsport, MSC Wegberg, MSC MG und Automobilclub Krefeld) veranstaltet. Der Kurs galt bald als schnellste Rennstrecke der Welt. Bis zu 300 000 Besucher kamen an fünf Renntagen der Formel 2 und Formel 3. In der Siegerliste stehen berühmte Namen der damaligen Zeit wie Karl Kling, Hans Stuck, Huschke von Hanstein.

Siegbert Zimmer erlebte schon als Acht- und Neunjähriger die Rennen dort, mitgenommen von seiner Schwester. Dann passierte am 31. August 1952 bei einem Formel-2-Rennen einer der schlimmsten Unfälle der internationalen Rennsportgeschichte. Die RCM-Vereinschronik berichtet: "Am Wagen des Berliners Bernd Niedermayr brach die Felge des linken Vorderrades. Das Auto drehte sich und traf mit dem Heck die am Rande stehenden Zuschauer. Es gab 13 Tote und etwa 30 Verletzte. Vor Gericht wurde die Schuldlosigkeit des Fahrers und des Veranstalters festgestellt. Wegen dieses Unfalls wurden in Deutschland alle Straßenrennen verboten." Bereits 1950 war auf dem Grenzlandring der Remscheider Karl Gomann tödlich verunglückt.

Siegbert Zimmer hat sich später als Motorsporthistoriker und Kfz-Sachverständiger mit Ernst-Jürgen Rapp aus Mönchengladbach intensiv mit dem Unfall von 1952 beschäftigt: "Es gibt eine Menge Ungereimtheiten in der offiziellen Darstellung." So habe es sich, wie auf Fotos zu erkennen, nicht um Niedermayrs AFM und auch nicht um den später genannten Veritas-Meteor gehandelt, sondern um einen Eigenbau des Chemnitzer Ingenieurs Reif. Der sei herangeschafft worden, nachdem Niedermayrs Wagen nach einem Trainingsunfall mit einem Hinterachsbruch ausgefallen war. "Er fuhr dann im Rennen den Reif-BMW, mit den Felgen seines verunglückten AFM", sagt Zimmer.

50 Jahre nach dem Unglück organisierte er mit der Stadt Wegberg ein Grenzlandring-Revival. Drei Jahre später gab es dort noch einmal ein großes Jahrestreffen des internationalen Adler Motor Veteranen Club.

(oes)
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