Haldern-Countdown Wuchtige Songs, die direkt ins Ohr gehen
Emmerich · Am 7. August beginnt das Haldern-Pop-Festival. RP-Redakteur Sebastian Peters hat sich die aktuellen CDs der Bands angehört, die beim Open Air auftreten. Hier sein Urteil:
Am 7. August beginnt das Haldern-Pop-Festival. RP-Redakteur Sebastian Peters hat sich die aktuellen CDs der Bands angehört, die beim Open Air auftreten. Hier sein Urteil:
White Lung - Deep Fantasy: Ohne einen einzigen Schnörkel kommt der Punkrock der kanadischen Band White Lung aus. In atemberaubenden Tempo werden hier die Gitarren beackert, Sängerin Mish Way setzt einen kreischenden Gesang dagegen - da erinnert vieles an Hole und Courtney Love, nur eben doppelt so schnell. Mit dieser Musik gewinnt man vielleicht keine Schönheitspreise, aber sicherlich solche für leidenschaftlichen Einsatz. 22 Minuten bearbeitet hier die Band das Feld, danach bleibt keine Note mehr auf der anderen. Wer die Band näher verstehen will, auf die Anspielungen auf sexuelle Identität und Geschlechterrollen, der muss den Lyrikzettel hinzunehmen. Für den großen Rest reicht der Appell: Bitte seien Sie wild!
Musik für: Pogo im Spiegelzelt. Klingt wie: Cloud Nothings, Iceage (Punkte: 3,5/5).
Money For The Rope - st.: Erfrischend normal klingt die australische Band Money For The Rope, die man sich auf ein Notizzettelchen schreiben sollte, weil sie hierzulande wirklich noch unbekannt ist. Rock, Soul und Blues kann man hier hören, inspiriert von The Doors, stimmlich manchmal auch an U2 erinnernd. Man hört dieses kleine Rockmonster schwitzen und fauchen, ausufernde Gitarrensoli sind hier ebenso erlaubt wie ein sattes Schlagzeugspiel, wummernde Keyboardflächen und verblüffende Tempowechsel. Und wenn man glaubt, die Band verstanden zu haben, kommt sie schon mit dem nächsten Kniff um die Ecke. Wir zitieren die deutsche Band Tocotronic: Es ist einfach Rockmusik.
Musik für: Zappelwütige Rockfreunde. Klingt nach: The Doors, U2, Mando Diao (Punkte: 4,5/5).
Hozier - Take Me To The Church (EP): Der irische Sänger Hozier, bürgerlich Andrew Hozier-Byrne (24), hat keine dieser Start-Up-Musiker-Karrieren, sondern hat kontinuierlich an seiner Karriere gebastelt. Studium am Trinity-College, Mitarbeit im Trinity Orchestra, Musizieren in Bands, schließlich der Start der Solokarriere. Die zwei bisher veröffentlichten EPs versprechen Großes. Mit immenser Wucht weiß Hozier diesen mit Gospelwucht garnierten Soulblues zu intonieren. Insbesondere der Titeltrack "Take Me To The Church" ist ein Monster von einem Lied, großes Drama. Man hört, wie hier jemand stimmlich arbeitet, wie er sich in den Song reingräbt - live gewiss ein Erlebnis.
Musik für: den großen Blues. Klingt nach: Jeff Buckley, Afghan Whigs (Punkte: 4/5).
Ought - More Than Any Other Day: Ein schweres Brett, das das Quartett Ought aus Montreal/Kanada hier abliefert. "More Than Any Other Day" ist ein Werk von komplizierter Struktur: Postpunk nennt man das Genre auch - also in der Tradition des Punk stehend, dennoch nicht anarchisch klingend. Bei Ought erkennt man Elemente des Math Rock - die auf Loops und sorgsam ausgearbeiteten Klangstrukturen basierenden Songs klingen stets wie kleine Matheaufgaben. Wir haben ausgerechnet: kein Lied unter 4:37 Minuten. Wir attestieren: Mit denen muss man rechnen!
Musik für: Mathematikstudenten mit Irokesenschnitt. Klingt nach: Modest Mouse, Talking Heads (Punkte: 4/5).