Emmerich Wiener Blut begeistert das Publikum

Emmerich · Operettenliebhaber erlebten im Stadttheater eine gelungene Vorstellung.

 Wien galt zur Zeit des Kongresses 1814/1815 noch als Nabel der Welt: Die detailgetreue Kulisse eines Cafés mit Spiegelwand, Theke und Sitzgruppen versetzte die Zuschauer 200 Jahre zurück in die österreichische Hauptstadt.

Wien galt zur Zeit des Kongresses 1814/1815 noch als Nabel der Welt: Die detailgetreue Kulisse eines Cafés mit Spiegelwand, Theke und Sitzgruppen versetzte die Zuschauer 200 Jahre zurück in die österreichische Hauptstadt.

Foto: Markus van Offern

Mit seinem eigenen Orchester spielte der 1825 geborene Johann Strauß, Sohn des gleichnamigen Vaters, Mitte des 19. Jahrhunderts in allen großen Sälen in Wien. Seine Melodien sind unvergesslich. Die Premiere der Operette "Wiener Blut" am 26. Oktober 1899 im Carltheater Wien erlebte der Komponist, der als Walzerkönig geschätzt wurde, nicht mehr - er starb am 3. Juni 1899. "Wiener Blut" ist eine Operette in drei Akten, die der Kapellmeister des Carltheaters, Adolf Müller, aus Strauß Werken zusammengestellte.

Am Freitag wurde die fröhliche Straußoperette im Stadttheater aufgeführt, mit über 100 Akteuren auf der Bühne und im Orchestergraben. Die rund 250 vorwiegend älteren Besucher des Stadttheaters, darunter zahlreiche Operettenliebhaber von der anderen Rheinseite und aus den Niederlanden, konnten sich über eine gelungene Vorstellung mit professionellen Stimmen und beeindruckender Orchestermusik freuen.

In der detailgetreuen Kulisse eines Cafés mit Spiegelwand, Theke und Sitzgruppen stellte Karl Kagler, Francis Vater, die Atmosphäre in der österreichischen Hauptstadt zur Zeit des Wiener Kongresses im Jahr 1814/15 vor: "Wien, der Nabel der Welt, Vielvölkerstadt mit einem bunten Sprachgemisch."

In dieser Zeit spielt die Geschichte: Die lebenslustige Wienerin Gabriele ist mit Balduin Graf Zedlau, einem Gesandten von Reuß-Schleiz-Greiz, verheiratet. Der Ehefrau ist der Graf zu spießig, ihm fehle das "Wiener Blut", sagt sie und zieht sich zurück. Zedlau beginnt daraufhin eine Affäre mit der schönen Franziska Cagliari und wirft zudem ein Auge auf Pepi Pleiniger, die Freundin seines Dieners Josef. Gabriele erfährt vom Treiben ihres Mannes und kehrt zurück. Nach turbulenten Verwechslungen treffen alle aufeinander in Hietzing beim Heurigen. Gabriele lässt sich von Fürst Ypsheim-Gindelbach begleiten, Balduin vergnügt sich mit der Probiermamsell Pepi Pleiniger, Josef tröstet Franziska. Nach Irrungen und Wirrnissen, wienerisch-charmant und locker-beschwingt gespielt und besungen, kommt es zum Happy End. Die Paare finden zusammen und alle erkennen, dass an den Turbulenzen nur das "Wiener Blut" schuld sein kann. Von Vorteil war es, den Verlauf der Geschichte zu kennen. Da das Orchester manchmal die Sänger übertönte und aufgrund des wienerisch-böhmischen Akzentes waren die Liedtexte nicht immer gut zu verstehen, hörte man von einigen Zuschauern in der Pause.

Unter den älteren Besuchern fiel der 13-jährige Niederländer Guy Montulet aus `s-Heerenberg auf. "Ich mag moderne Musik, aber eben auch Operetten", erklärte der Jugendliche. "Ich verstehe die Texte nicht so gut, aber ich kenne die Geschichte und kann ihr so gut folgen."

Nachdem im ersten Akt der Applaus zunächst etwas verhaltener war, stieg die Begeisterung im zweiten Akt, die in der Kulisse eines Festsaales spielte. Hier ging es temperamentvoller zu. Viel Beifall gab, als das Ensemble gemeinsam mit einem 20-köpfigen gemischten Chor das Titellied "Wiener Blut" intonierte. Im dritten Akt im Kasinogarten in Hietzing lösten sich dann die Verwirrungen auf.

Langanhaltender Applaus belohnte die Sänger und Musiker. "Wundervoll, tolle Stimmen und wunderschöne Melodien", freute sich eine ältere Dame. "Ein sehr unterhaltsamer Abend", lobten auch andere Zuschauer.

(RP)
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