Emmerich Whisky, made in Dornick

Emmerich · Andre und Ingeborg de Schrevel brillieren mit ihrem "Thorneke", den Fachleute schon für einen Schotten hielten.

 Das Ehepaar de Schrevel und ihr Whisky: Sie sagt: "Er ist fruchtig, mit einer gewissen Leichtigkeit." Er sagt: "Der ist lieb."

Das Ehepaar de Schrevel und ihr Whisky: Sie sagt: "Er ist fruchtig, mit einer gewissen Leichtigkeit." Er sagt: "Der ist lieb."

Foto: Markus van Offern

Der einzige Whisky, der am Unteren Niederrhein gebrannt wird, heißt "Thorneke". So lautete im 12. Jahrhundert der historische Name des Emmericher Ortsteils Dornick. Und genau dort steht die Destille, in der Andre und Ingeborg de Schrevel ihren Whisky brennen. An der Dorfstraße 59 destillieren sie schon seit 2007 hochwertige Brände aus dem Obst niederrheinischer Plantagen und Streuobstwiesen sowie Geiste und Liköre aus regionalen Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren und Haselnüssen.

Im November 2015, nach dreijähriger Vorbereitung, konnten sie ihr Sortiment einmal mehr erweitern und die ersten 302 Flaschen ihres Single Malt Whiskys (46 % vol.) anbieten. Die nummerierten Halbliter-Flaschen werden in einem Karton verkauft, der die Schönheit des Niederrheins feiert: Der Halderner Designer Stefan Reichmann hatte "Thorneke" mit einem Kopfweiden-Bild versehen, das Andre de Schrevel einst in Klein-Netterden fotografierte. Über diese Idylle hinweg fliegen angedeutete Wildgänse.

Ein auf Whiskey-Neulinge spezialisierter Sammler aus den USA sicherte sich die ersten beiden Flaschen, die abgefüllt wurden. Er schrieb Andre de Schrevel bereits an, als dieser im Herbst 2012 in Fachkreisen angekündigt hatte, langfristig in Dornick einen eigenen Whisky herstellen zu wollen. Inzwischen hat die sechste Abfüllung stattgefunden, die einzelnen Flaschen werden längst nicht mehr durchnummeriert, auch wenn die Stückzahl stets überschaubar bleibt. Die sechste Abfüllung umfasste 396 Flaschen.

Andre und Ingeborg de Schrevel blicken auf eine beachtenswerte Erfolgsgeschichte ihres Whiskys zurück. Der offizielle "Whisky Guide Deutschland" listete ihn 2017 und 2018 unter den Top-Empfehlungen auf, bei einer Blindverkostung unter Fachleuten wurde der junge Niederrheiner sogar schon für einen achtjährigen Schotten gehalten.

Anders als bei der Obstbrennerei kommt bei der Herstellung von Whisky Getreide zum Einsatz: vorwiegend Gerstenmalz, dazu ein Roggenmalz sowie Buchenrauch-Röstmalz. Andre de Schrevel bezieht das Malz-Getreide aus Bamberg. Er füllt 300 Liter Wasser in einen Maischkessel aus Edelstahl und fügt 100 Kilo Malz bei. Die Stärke im Malz wird mittels Wärme und den Malz-eigenen Enzymen verzuckert. Nach dem Abkühlen der Maische fügt Andre de Schrevel Hefe hinzu. Diese frisst in den nächsten sieben Tagen den Zucker und bildet als Stoffwechselprodukt Ethanol und Kohlensäure.

Das Ergebnis füllt Andre de Schrevel in ein 200-Liter-Fass aus amerikanischer Weißeiche.

Das Fasslager im Keller der Destille ist seit 2015 beachtlich angewachsen, denn der Whisky braucht lange Lagerzeiten: "Erst ab drei Jahren handelt es sich um einen Whisky, vorher ist das nur ein fassgelagerter Malzbrand", sagt Andre de Schrevel. Nach zwei bis zweieinhalb Jahren Fasslagerung hat der Whisky in seiner Fassstärke einen Alkoholgehalt von circa 63 % vol., allerdings wird er dann auf zwei 100-Liter-Fässer verteilt, in denen vorher Sherry gelagert wurde und in denen nun die Endreifung des Whiskys stattfindet. Nach frühestens drei Jahren gibt Andre de Schrevel entmineralisiertes Wasser hinzu und setzt den Alkoholgehalt auf eine Trinkstärke von 46 % vol. herunter. Im Laufe der drei Jahre gehen bis zu vier Prozent des Whiskys "verloren", weil die Holzfässer nicht hermetisch dicht sind, sondern Verdunstungen zulassen. Der Fachmann spricht vom "Angels' Share", also von jedem Anteil, der an die Engel geht. Im Sommer 2018 werden je ein 200-Liter-Fass im Juli und im August soweit sein, dass man ihre Inhalte abfüllen und verkaufen könnte. "Vermutlich werden wir das zweite Fass unberührt lassen und diesen Whisky länger als drei Jahre lagern", sagt Andre de Schrevel. "Wir möchten ausprobieren, welches Aroma er entwickelt."

Ingeborg de Schrevel beschreibt "Thorneke" als "fruchtig, mit einer gewissen Leichtigkeit", ihr Mann ergänzt: "Ich sage immer: Der ist lieb." Das haben auch die Hersteller anderer Nahrungsmittel entdeckt und verarbeiten den Niederrhein-Whisky: Das Rheder Familienunternehmen Große-Bölting stellt im Auftrag der de Schrevels Pralinen mit "Thorneke"-Füllung her, die Bottroper Manufaktur Schwarzer Rabe verarbeitet "Thorneke" in ihrem Honig-Senf. Diese Produkte werden im Laden der Destille angeboten, aber inzwischen auch auf der anderen Rheinseite. Denn Tochter Eva hat in Kleve das Lokal "Bar & Brot" eröffnet.

(RP)
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