Rees Wewers' geben ihre Kult-Kneipe auf

Rees · Christiane und Bernie Wewers hören mit der "Niederrheinischen Bauernstube" auf. Fast sechs Jahrzehnte lang gingen hier Biker, Vereine, Schützen, Kegler ein und aus. Die vielen Stammgäste werden ihr "Wohnzimmer" vermissen.

 Christiane und Bernie Wewers.

Christiane und Bernie Wewers.

Foto: Hartjes

Anfang März schließt die Traditionsgaststätte "Niederrheinische Bauernstube" des Gastronomenehepaares Christiane und Bernie Wewers. "Jetzt ist die Zeit gekommen für den wohlverdienten Ruhestand", sagt Christiane Wewers, die im Laufe ihrer langen "Dienstzeit" einige Spitznamen, unter anderem "Frau Bernie" oder "Alkoholfachfrau", bekommen hat.

Mit viel Wärme und Herzblut haben die beiden die Gaststätte betrieben. Jung und Alt fühlten sich hier wohl. "Bis heute macht uns die Arbeit sehr viel Spaß", betont die Gastwirtin. "Aber wir freuen uns jetzt darauf, dass wir Zeit haben, die Freizeit zu genießen, mal ein Buch zu lesen und ohne Terminkalender mal eine Radtour zu machen oder die Familie zu besuchen", sagt sie. Das Ehepaar Wewers hat drei erwachsene Söhne.

Tränen gab es bei einigen Gästen. Als bekannt wurde, dass die Wewers' die Bauernstube schließen, stand das Telefon nicht still. "Ihr könnt nicht aufhören, ihr seid doch unsere Familie", sagten einige Gäste und andere meinten: "Das hier ist doch unser Wohnzimmer." Gerne hätte Christiane Wewers noch ein bisschen weitergemacht. "Aber mein Mann sieht es nicht so gerne, dass ich noch weiter arbeite."

Im September 1957 zog Heinrich Wewers, der Vater von Bernie, mit seiner Familie nach Rees und eröffnete die Gaststätte an der Weseler Straße. Das Haus stammt aus dem Jahr 1900. Die "Niederrheinische Bauernstube" war zunächst eine reine Bierkneipe. In der "Opkamer" trafen sich die Honoratioren der Stadt. Vater Heinrich hatte Heimweh nach Westfalen, doch Sohn Bernie fand schnell Anschluss in Rees. Für ihn stand fest, dass er beruflich etwas im Gastgewerbe machen wollte. Seine Ausbildung absolvierte er in der "Alten Mühle" in Ratingen und im Parkhotel in Datteln.

Am 19. September 1966 - also vor fast 50 Jahren - übernahm er die "Niederrheinische Bauernstube" und machte sie gemeinsam mit Ehefrau Christiane, mit der er 32 Jahre verheiratet ist, zu dem, was sie heute ist.

Bei "Bernie" treffen sich Biker, der Harley-Club, verschiedene Stammtische, Vereine, Schützen und Jungschützen, ein Knobelstammtisch und natürlich die Kegler. Der Club "Do lit de Rommel" begann 1963 und auch "Pogge Jonges" gehört zu den ersten Clubs auf der Wewerschen Kegelbahn. "Ganze Generationen haben bei uns gekegelt", erzählt Christiane Wewers. Ohne Ruhetag - schließlich sei er der ärmste Wirt in Rees und könne sich Ruhetag und Urlaub nicht leisten, versicherte Bernie Wewers immer augenzwinkernd - sorgte das Gastronomenehepaar nicht nur für leckeres Essen und kühle Getränke, sondern auch für Gemütlichkeit, Warmherzigkeit und ein Zuhausegefühl. "Bernie" hatte auch Kirmesmontag auf, wenn alle anderen geschlossen hatten. Und die "unheilige Nacht" - Heiligabend ab 22 Uhr - hat nach zehn Jahren schon fast Kultcharakter. Hier trafen sich junge Leute und Studenten zum Wichteln und weggezogene Reeser, um alte Bekannte wiederzusehen.

Das Gebäude ist bereits verkauft an den Immobilienmakler Simon Vos in der Nachbarschaft. In der Gaststätte werden Büros entstehen. Aber noch wird dort gefeiert. Karneval wird wie gewohnt geöffnet sein. Mit ihren Stammgästen feiern die Wewers' am Samstag, 5. März, dann Abschied im Rahmen einer "Ein-Euro-Party". "Es waren wunderschöne fast 60 Jahre. Wir tragen unsere Gäste weiterhin in unseren Herzen", sagen Christiane und Bernie Wewers.

(moha)
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