Rees Was vom Mann an der Mauer übrig blieb

Rees · Die drei Surferinnen und die Rhein-Springerin wurden schon vor Wochen vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht. Nun fehlt auch der Bademeister, der an der Mauer vor dem Hotel Rheinpark Wache schob.

Am Sonntag war von dem "Alltagsmenschen" aus Christel Lechners gleichnamiger Ausstellung nur noch ein nacktes Fußpaar in Badelatschen zu sehen. Unterhalb des Knies wurde der "Mann an der Mauer", wie der Bademeister offiziell im Flyer der Ausstellung heißt, abgebrochen.

"Die Figur wurde vermutlich am Samstagabend beschädigt", sagt Pressesprecher Jörn Franken. "Sie ist derzeit beim Bauhof und wird repariert." Die Wittener Bildhauerin, deren lebensgroße Betonfiguren noch bis zum 28. August die Reeser Innenstadt bevölkern, hatte für den Fall mutwilliger oder versehentlicher Zerstörung einen Spezialkleber in Rees gelassen. Der kam auch schon zum Einsatz, als der Junge aus der Fotogruppe an der Stadtmauer zerbrochen wurde, der Polonaise vor dem Bürgerhaus ein Arm fehlte und das Surfbrett einer der drei Wassersportlerinnen zerstört wurde. Bürgermeister Christoph Gerwers hatte Anzeige gegen unbekannt erstattet, aber die Täter wurden nie ermittelt.

Die "Alltagsmenschen" sind nicht versichert. Die Stadt Rees hat bei der Künstlerin eine Kaution hinterlegt. Der Wert einer Figur wird mit zirka 6000 Euro beziffert. Irreparable Schäden oder der komplette Verlust belasten somit den Haushalt der Kommune.

In der Facebook-Gruppe "Rees am Niederrhein" wurde weniger der materielle Verlust bedauert als die ideellen Folgen: "Man könnte meinen, wir Reeser wären nicht in der Lage, einigen wenigen Zerstörungswilligen das Handwerk zu legen", schrieb ein Mitglied der Gruppe. "Man braucht nur ein wenig mehr Personal beim Ordnungsamt anstellen. Es würden vielleicht auch welche ehrenamtlich machen. Dann hätten sich auch andere Probleme schnell gelöst."

Eine andere Nutzerin schreibt, dass zur möglichen Tatzeit "richtig Radau in der Stadt" geherrscht habe. Sie schreibt von einer aggressiven Männergruppe, die lautstark zur Gewalt aufrief und vom Rhein zum Froschteich, zum Schulzentrum und zum Fuhlensteg lief. Ob diese Männer etwas mit der Beschädigung der Ausstellung zu tun haben, ist unklar. Dennoch schreibt ein Facebook-Nutzer: "Ich verstehe nicht, warum die Polizei hier nicht auch nachts fährt. Man sieht ja, dass es nötig wäre."

Erst vor einer Woche waren mehrere Häuser am Marktplatz mit Hakenkreuz-Graffiti besprüht worden, darunter auch die unbesetzte Polizeiwache selbst.

Ende April hatte der Rat der Stadt Rees Bürgermeister Christoph Gerwers beauftragt, sich bei der Kreispolizeibehörde Kleve für eine dauerhafte Besetzung der Reeser Polizeiwache einzusetzen. Damit waren alle Ratsmitglieder einstimmig einem Antrag der SPD-Fraktion gefolgt. Die hatte bemängelt, dass in Rees die Aufklärungsquote von Verbrechen nur 44,8 Prozent beträgt.

(RP)
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