Emmerich Was ist mit der Gülle los?

Emmerich · RP-Leser wundern sich über ortsfremde Gülletransporter. Alles rechtes, sagt Kreislandwirt Josef Peters.

Emmerich: Was ist mit der Gülle los?
Foto: Evers Gottfried

In letzter Zeit häufen sich die Anrufe von RP-Lesern in der Redaktion, die sich verwundert über ganz bestimmte Aktivitäten auf den heimischen Feldern zeigen: Kann es mit rechten Dingen zugehen, dass auf einmal verstärkt große landwirtschaftliche Fahrzeuge mit ortsfremden Kennzeichen Gülle auf Ackerland in Emmerich und Rees aufbringen? Warum pendeln Gülletransporter an manchen Stellen zu bestimmten Zeiten fast schon im Dauerbetrieb von A nach B? Mit anderen Worten: Ist das noch legal, was hier mit der Gülle passiert?

Kreislandwirt Josef Peters sind diese Fragen nicht unbekannt. Vor allem seit vor gut zwei Jahren eine neue Düngeverordnung in Kraft getreten ist. "Weil sich vieles geändert hat, ist das verständlich", sagt er.

Generell hätten sich die Vorschriften in Sachen Gülle in den letzten Jahren verschärft. Das Problem im Kreis Kleve wie anderswo: Es gibt insgesamt mehr Gülle und Substrate aus Biogasanlagen als landwirtschaftliche Flächen, auf denen sie aufgebracht werden dürfen. Peters: "Allein für die Substrate aus den Biogasanlagen im Kreis bräuchten wir 3000 Hektar mehr Fläche." Das Ergebnis: Der hier anfallende Dünger muss oft exportiert werden, denn die Landwirte haben konkrete Vorgaben, wie viel sie verwenden dürfen. Erlaubt sind 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar. Die Kontrollen seien streng, so Peters. Unter anderem werde mit aufwendigen GPS-Systemen europaweit überwacht, wie viel Gülle ausgebracht wird. Zudem müssen die Landwirte über einen Zeitraum von fünf Jahren nachweisen, wohin die bei ihnen angefallene überschüssige Gülle gebracht wurde.

Dass es zu regelrechten Stoßzeiten kommen kann, bei denen Gülle transportiert beziehungsweise aufgebracht wird, liege ebenfalls an der neuen Verordnung. "Die hat die Zeiträume, in denen gedüngt werden darf, verkürzt", erklärt Peters.

Landesweit sei der Einsatz von Mineraldünger in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, sagt Peters und verweist auf die Antwort der NRW-Landesregierung auf eine Anfrage von SPD und Grünen aus dem Jahr 2014. Wie ihr zu entnehmen ist, wurden 1989/90 noch 272.748 Tonnen Stickstoff aus Mineraldünger eingesetzt. Im Jahr 2012/13 waren es nur noch 148.327 Tonnen, also nur rund 54 Prozent des Ausgangswertes.

Dass es hier und da noch schwarze Schafe geben könnte, will Josef Peters nicht völlig ausschließen. "Aber eigentlich kann sich das heutzutage keiner mehr leisten, gegen die Vorschriften zu verstoßen, denn die Bußgelder sind beträchtlich", sagt der Kreislandwirt.

Übrigens: Schon in naher Zukunft dürfte mit einem Abnehmen der Geruchsbelästigung durch Gülle zu rechnen sein. Denn im kommenden Jahr, so sieht es die Düngeverordnung vor, geht eine Übergangsregelung zu Ende, nach der Gülle nicht mehr auf die früher vorherrschende Art und Weise aufgebracht werden darf. Statt sie wie in der Vergangenheit durch die Luft auf die Äcker rieseln zu lassen, muss sie demnächst mit einer Spezialvorrichtung direkt in den Boden gebracht werden. "Das ist bodenschonend, effektiver und sorgt zudem auch für geringere Stickstoff- und Geruchs-Emissionen", weiß Peters.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort