Emmerich Warnung vor der "Edel-Hauptschule"

Emmerich · Expertin der Bezirksregierung warnt in einer Einschätzung vor der Einführung einer neuen Realschule in Emmerich.

 Blick auf die Hanse-Realschule. Ihre Tage sind gezählt. Dabei fordern 900 Unterzeichner den Erhalt der Schulform in Emmerich.

Blick auf die Hanse-Realschule. Ihre Tage sind gezählt. Dabei fordern 900 Unterzeichner den Erhalt der Schulform in Emmerich.

Foto: mvo

Wird die neue Emmericher Gesamtschule zu einer Art Edel-Hauptschule? Das droht, wenn es in der Stadt eine neue Realschule gibt. So ähnlich klingt die Warnung einer Expertin der Bezirksregierung in Düsseldorf, der von der Stadtverwaltung um seine Einschätzung gefragt worden ist.

 Hans-Joachim Büscher ist Sprecher der Initiative, die sich für die Realschule in Emmerich einsetzt.

Hans-Joachim Büscher ist Sprecher der Initiative, die sich für die Realschule in Emmerich einsetzt.

Foto: van Offern Markus

Der Hintergrund: In Emmerich will die Elterninitiative "Freunde der Realschule" bekanntlich die Realschule nicht auslaufen lassen, sondern will eine neue gründen. Heute ist das ein wichtiges Thema im Schulausschuss des Emmericher Rates (17 Uhr, Caféteria Gymnasium). Auf der Tagesordnung steht der Antrag der Initiative, deren Sprecher Hans-Joachim Büscher ist.

Die Initiative kann sich bei ihrer Forderung auf eine Unterschriftenliste mit 900 Namen berufen. Deshalb schlägt sie eine Elternbefragung in Emmerich vor. Deren Ergebnis wäre für die Stadtverwaltung wohl bindend, ebenso wie dies im Jahr 2013 war. Damals holte die Stadtverwaltung die Meinung von Eltern ein, deren Kinder noch in der Grundschule waren und damals bald auf eine weiterführende Schule wechselten. Eine Mehrheit war damals für die Einführung einer Gesamtschule. Der Wille der Eltern war bindend, wie die Bezirksregierung der Stadt Emmerich zu deren Erstaunen damals mitteilte.

Kein Wunder also, dass das Emmericher Schulamt bei dem Thema vier Jahre später hellhörig wird und die Stadtverwaltung eine solche Befragung ablehnt. Sie fürchtet nämlich den Fortbestand der Realschule beziehungsweise deren Neugründung. Deutlich formuliert das die Bezirksregierung: "(...) würde eine Realschule der Gesamtschule zusätzlich ein (...) Schülerklientel des mittleren und oberen Lernniveaus abgreifen (...) Die Attraktivität der Gesamtschule würde zwangsläufig sinken."

Neben dieser Einschätzung gibt es ein Rechenbeispiel der Bezirksregierung: In den nächsten fünf Jahren gibt es in Emmerich pro Jahrgang zehn Klassen mit jeweils 27 Kindern. Das sind sechs Klassen für die Gesamtschule und vier für das Gymnasium. Käme eine neue Realschule hinzu, gäbe die Gesamtschule wohl zwei Klassen an sie ab. Damit hätte die Gesamtschule pro Jahrgang noch vier Klassen. "Äußerst kritisch" wäre das für die Gesamtschule, schreibt die Bezirksregierung. Besondere die gymnasiale Oberstufe der Gesamtschule wäre damit in Gefahr.

Auf dem Tisch der Ausschussmitglieder liegen heute weitere Einschätzungen. In Stellungnahmen haben sich die Leiterinnen des Gymnasiums und der Gesamtschule gegen eine Neugründung ausgesprochen. Auch die Stadtverwaltung ist dagegen. Und auch ein Gutachter, den die Stadtverwalter beauftragt hat, warnt: "Im Interesse einer dauerhaft stabilen Schullandschaft in der Stadt Emmerich ist der Stadt von einer Einführung einer weiteren Schulform (Realschule) abzuraten."

Wie wird also die Politik entscheiden?

Eine Mehrheit für eine neue Realschule ist nicht in Sicht. Es gibt Sympathien für eine Realschule aufseiten der CDU. Doch bei SPD und Grünen sieht das anders auch. Die Embrica-Fraktion ist ebenfalls gegen eine Neugründung. Und die BGE war bislang ebenfalls eher ein Befürworter der Gesamtschule, wird also ein Risiko verhindern wollen.

Doch damit sind die Einwände der "Freunde der Realschule" wohl nicht vom Tisch. Denn neben dem Hinweis darauf, dass eine Realschule auch eine Alternative zum Ganztagsbetrieb der Gesamtschule wäre verweisen sie auch auf den Trend hin zur Realschule und weg vom gemeinsamen Unterricht aller Kinder unabhängig von ihrer Lernstärke. Diese zeige sich auch durch den Trend hin zur Realschule in Rees, so die Eltern.

(ha)
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