Rees Warmer Tee und markige Sprüche

Rees · Seit Freitagmorgen stehen Mitglieder der Marktschreier-Gilde auf dem Reeser Marktplatz. Wurst-Achim, Nudel-Dieter und Co. brachten ihre Waren lautstark an den Mann - und gingen dabei nicht gerade zimperlich miteinander um.

 Wurst-Achim ist der Deutsche Meister unter den Marktschreiern.

Wurst-Achim ist der Deutsche Meister unter den Marktschreiern.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Wenn diese Herren loslegen, dann überhört das niemand. Ob Wurst-Achim, Nudel-Dieter, Aal-Marco oder Michel, der Blumenkönig - sie alle preisen ihre Waren lautstark und mit viel Witz an. An diesem Wochenende stehen die Mitglieder der Marktschreier-Gilde auf dem Reeser Marktplatz. Gestern Morgen ging es los. Da wurde das Einkaufen und Zuhören zum Vergnügen.

"Ich pack' jetzt was für Männer ein", gab Wurst-Achim - mit 119 Dezibel Lautstärke immerhin der Deutsche Meister unter den Marktschreiern - bekannt. Sein Rezept gegen Heiserkeit: warmer Tee. "Dazu noch eine Schlachterwurst, auch was mit Knoblauch und was Französisches. Und dann kommen die Präsente - ein-, zwei-, dreimal Aufschnitt für die Schwiegermutter, alles zusammen für 15 Euro. Lasst es euch schmecken, ihr Lieben." Als eine Dame meinte, das sei für sie als Alleinstehende aber doch viel zu viel, entgegnete Wurst-Achim: "Du bist nicht allein, mein Schatz, ich komme heute Abend zum Essen und bringe die Brötchen mit." Die markigen Sprüche gibt es umsonst dazu.

Auch miteinander gehen die Marktschreier zur Freude der Kunden nicht zimperlich um. "Kommen Sie näher, kommen Sie ran, hier werden Sie nicht so beschissen wie beim Nudelmann", meinte Wurst-Achim. Nudel-Dieter sagte darauf: "Benimm dich", worauf Achim sagte: "Ich bin der Netteste." Das wiederum kommentierte Dieter mit "Ha, ha."

Unter dem Motto "Die Nord- und Ostsee in Rees zu Gast" sind die Marktschreier zum ersten Mal in Rees. Bürgermeister Christoph Gerwers eröffnete gestern den Markt. "Rees ist zurzeit der Nabel der Welt mit unseren Alltagsmenschen und dem Stadtfest mit dem Marktschreiern. Und gestern Abend sind hier gefühlt 200 Gold-Wings durchgerauscht", sagte der Bürgermeister. Er sei nachhaltig beeindruckt, ein Ohr sei bereits geschädigt und er werde von den Marktschreiern etwas Abstand halten, damit er das andere nicht auch noch verliere, schmunzelte Gerwers, der ein Fass Bier zum Marktschreier-Frühstück spendierte.

Die Besucher durften sowohl Wurst- als auch Fischhäppchen probieren. "Da ist Sherry-Matjes dabei, das biete ich hier in Rees zum ersten Mal an", sagte Aal-Marco, ein echter Hamburger Jung, der seine Marktschreier-Karriere vor 30 Jahren am Hamburger Fischmarkt begann. "Mein absoluter Traum-Job", sagte er gestern. 45 Veranstaltungen im Jahr führen ihn durch ganz Deutschland. Dabei gebe es immer viel zu sehen. Rees sei ein sehr niedliches und sympathisches Städtchen. "Da werde ich auf jeden Fall wiederkommen."

Seit vier Jahrzehnten ist Blumenkönig Michel dabei. "Wir haben so rund 100.000 Blumen und Pflanzen, von Orchidee bis Kokospalme, von Hortensie bis Lilie und Rose, im Gepäck. Am Sonntagabend sind alle weg - klar, bei den Sonderpreisen", meinte der Niederländer aus Amsterdam.

Am Nachmittag fand dann noch ein Marktschreier-Wettbewerb statt, bei dem die Besucher Stimmkarten abgeben durften. Das Ergebnis wird am Sonntag zum Stadtfest bekannt gegeben.

(moha)
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