Emmerich Versuchter Mord lässt viele Fragen offen

Emmerich · Ein 38-jähriger gebürtiger Kasache gab gestern zu, den neuen Lebensgefährten seiner Ex-Freundin lebensbedrohlich verletzt zu haben. An Einzelheiten erinnerte er sich aber nicht mehr. Die Tat hatte er zuvor mehrfach angedroht.

 Der 38-Jährige nahm gestern zusammen mit seinem Verteidiger auf der Anklageblank des Klever Landgerichts Platz. Er entschuldigte sich für die Tat.

Der 38-Jährige nahm gestern zusammen mit seinem Verteidiger auf der Anklageblank des Klever Landgerichts Platz. Er entschuldigte sich für die Tat.

Foto: Evers

In einem ruhigen Ton sagte der wegen eines versuchten Mordes Angeklagte Andrej H. gestern vor dem Klever Landgericht aus. Seine Antworten ließen aber viele Fragen offen. Ja, er habe in den frühen Morgenstunden des 2. April den neuen Freund seiner Ex-Freundin körperlich angegriffen, so H. Auf Fragen, warum und wie das geschehen sei, sagte er jedoch schlicht: "Ich weiß es nicht." Er könne sich an keine Details der verhängnisvollen Tat mehr erinnern.

Die Staatsanwaltschaft ist sich dagegen sicher, dass sich die Tat wie folgt ereignete: In den frühen Morgendstunden des 2. April lauerte er seiner Ex-Freundin - wie bereits in den Wochen zuvor schon häufiger - an deren Arbeitsstelle auf. Mit ihr hatte er von Mitte Dezember bis Januar eine kurze Beziehung geführt, nach deren Beendigung der 38-Jährige, so Staatsanwalt Daniel Klocke, die heute 26-Jährige mehrfach stalkte und bedrohte.

Unter anderem habe er einmal einen Parfüm-Flakon nach ihr geworfen und ein anderes Mal damit gedroht, ihren neuen Freunden "die Kehle aufzuschneiden". Die 26-Jährige erwirkte deshalb sogar eine einstweilige Verfügung gegen H., so dass er sich ihr eigentlich nicht mehr nähern durfte. Daran hielt sich der gebürtige Kasache offenbar aber nicht.

Am 2. April verfolgte der Beschuldigte laut Anklage seine Ex-Freundin, die in Begleitung eines Bekannten und ihres jetzigen Lebensgefährten war, zu dessen Wohnung an der Nassauerallee. Dort, so schilderte das Opfer und die 26-Jährige gestern, hätten sie ein Geräusch vor dem Küchenfenster gehört. "Ich habe den Angeklagten auch vor dem Fenster stehen gesehen", erinnerte sich die 26-Jährige weiter.

Ihr neuer Freund und Mieter der Wohnung berichtete in seiner Zeugenaussage, dass er daraufhin nachgesehen und das Fenster geöffnet habe. Wie Andrej H. selbst zugab, hatte er sich in der Zwischenzeit gebückt unter dem Küchenfenster versteckt. Als sich dieses öffnete, habe er sich erschrocken und das spätere Opfer körperlich angegriffen - ob er dabei aber etwas in seiner Hand hielt, wisse er heute nicht mehr.

Die schwere Verletzung des heute 41 Jahre alten Opfers sprechen diesbezüglich allerdings eine deutliche Sprache. Der Mann wurde laut Anklageschrift von einem Messer lebensgefährlich an der Halsschlagader verletzt.

Für die Klever Staatsanwaltschaft weist die zugrundeliegende Tat gleich zwei Mordmerkmale auf, so dass das Gericht gegen Andrej H. eine Anklage wegen versuchten Mordes erhoben hat. Zum einen habe er, so die Staatsanwaltschaft, aus niedrigen Beweggründen gehandelt und zum anderen die Arg- und Wehrlosigkeit seines Opfers ausgenutzt. "Ich hatte nicht damit gerechnet, verletzt zu werden", sagte der Geschädigte.

Sowohl die 26-Jährige als auch ihr neuer Lebenspartner leiden bis heute unter der Tat. Für diese entschuldigte sich Andrej H. gestern allerdings mehrfach. "Es tut mir sehr leid. Ich wollte das nicht. Ich bin kein Mörder", sagte der 38-Jährige.

Der Prozess am Landgericht Kleve wird fortgesetzt.

(RP)
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