Emmerich ... und der Gewinner ist: Christoph Tiemann

Emmerich · Das Publikum entschied sich für den redegewandten Radiosprecher, der im Stadttheater zu der Vorrunde des Niederrheinischen Kabarettistenwettbewerbs "Das schwarze Schaf" gegen fünf andere Teilnehmer antrat.

Emmerich: ... und der Gewinner ist: Christoph Tiemann
Foto: van Offern, Markus (mvo)

Christoph Tiemann überzeugte am Dienstagabend mit einem 15-minütigen Ausschnitt aus seinem Programm "Jetzt wird's gewöhnlich". Er fragte zunächst höflich an, "ob ich euch euchsen darf" und schwärmte von Zeiten, als sich für Kabarettisten die Texte quasi von selbst schrieben. "Da gab es noch flächendeckend die FDP, die für Pointen sorgte, und Typen wie Herbert Wehner und Marcel Reich-Ranicki." Er sprach über AfD, Afghanistan, Bundeswehr, Drohnen. "Die Dinger sind eigentlich keine Drohnen, Willi von Biene Maja - das ist eine Drohne."

Tiemann ist kein Unbekannter auf der Kabarettisten-Bühne, er ist Autor und Sprecher beim WDR, zu hören mit "Tiemanns Wortgefecht" und "WDR2 Zugabe". Er bekam als Bester des Abends ein Buchpaket des Niederrhein-Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch, der den Wettbewerb ins Leben gerufen hatte.

Rund 240 Zuhörer waren ins Stadttheater gekommen, darunter etwa 50 Schüler des Willibrord-Gymnasiums mit ihrem Lehrer Thomas Brokamp, um den bunten Mix aus Politik- und Alltagsthemen, Pantomime und Zwiegespräch zu erleben. Da standen mit Fabian D. Schwarz ein Theologe, mit Katharina Hoffmann eine Berliner Stadtneurotikerin, mit Marvin Spencer ein studierter Islamwissenschaftler und mit "2gewinnt" ein Wiener Duo auf der Bühne. Humorvoll und souverän führte Christoph Brüske durch das Programm.

Am schwersten hatte es Katalyn Bohn aus Wiesbaden. Sie hatte erst am Vortag von ihrem Auftritt erfahren, weil der Belgier Olivier Sanrey erkrankt war. Spontan sprang sie ein. Die junge Dame, die an der Folkwang-Schule ihr Diplom in Pantomime gemacht hatte, zeigte Ausschnitte aus ihrem Programm "Miss Geschicke". Ihre schauspielerischen Talente bewies sie als Kopfschmerzpatientin, die eine Odyssee an Behandlungsmethoden und Ärzten erlebte. Der Homöopath verschrieb "handgeklöppelte Kopfschmerz-Globuli". Zum Schluss zauberte sie mit der Bild-Zeitung und bekam viel Applaus.

Fabian D. Schwarz brachte die Zuschauer zum Lachen mit einem Zwiegespräch zwischen Jesus und einer Frau, um zu beweisen, dass eine Frau nicht in sein Konzept passte. Am Morgen aus Wien angereist waren Homajon Sefat und David Haller, die sich im Gespräch über "den Stumpfsinn des Lebens" die Bälle zuwarfen, Tierwitze erzählten und auch mit einem Lied überzeugten.

Der Halb-Jamaikaner Marvin Spencer erklärte, warum er ausgerechnet Islamwissenschaften studierte. "Es passte zu meinem Gesicht." Auch die "Flüchtlingsdebatte" war sein Thema.

Katharina Hoffmanns Anliegen war es, "einen Sinn ins Leben zu kriegen". Sie versuchte es mit Pilates. "Ich konnte Nüsse mit den Pobacken knacken, aber das braucht ja keiner." Auch ihre Silvestervorsätze brachten nicht den gewünschten Erfolg. Das Publikum hatte viel Spaß.

Es gab auch ruhige Töne. Moderator Brüske las während der Auszählung der Stimmen das Gedicht "Das Phänomen" von Hüsch vor, der für seinen nachdenklichen Humor bekannt war. Darin zeigte er auf, wie es zum Faschismus kommt. "Ein Gedicht, wie es in der heutigen Zeit passt", so Brüske.

Mit viel Applaus bedankten sich die Zuschauer für einen unterhaltsamen Abend. Das Finale von "Das schwarze Schaf" findet am 7. Mai in Duisburg statt.

(moha)
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