Rees Umgehungsstraße weckt wenig Begeisterung

Rees · Bei der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung zur Umgehungsstraße für Millingen gab es viele kritische Fragen - und kaum Hoffnung auf geforderte Verbesserungen.

 Skeptische Blicke auf das präsentierte Kartenmaterial von Straßen.NRW.

Skeptische Blicke auf das präsentierte Kartenmaterial von Straßen.NRW.

Foto: Markus van offern

"Das ist wie bei der Betuwe. Dem Grund nach ändert sich nichts", ist Irmgard Blümer überzeugt. Dennoch steht sie wie viele andere Bewohner des Ortsteils schon kurz nach Öffnung des Bürgerhauses im Foyer, um die Pläne zu studieren und Fragen zu stellen. Straßen.NRW hatte die Bürger jetzt zur frühen Öffentlichkeitsbeteiligung geladen.

Alois Venhoven ist es, der als erster anspricht, was den größten Raum während der Diskussion einnehmen wird. "Warum verlegen Sie den Kreisverkehr vom Vierhaus-Werk nicht bis zum Schwarzen Weg?", fragt er. Das sei nur 200 Meter länger. Dafür müsse doch Geld da sein, wenn man schon das dortige FFH-Gebiet mit einer ungewöhnlich langen und damit teureren Brücke überspanne, sagt er. Was auch Ludger Lohschelder fordert: "Das entschärft zusätzlich den Gefahrenpunkt Schwarzer Weg", ist er überzeugt. "Einen Gefahrenpunkt können wir dort nicht erkennen", entgegnet Christoph Jansen, Leiter der Regionalniederlassung Niederrhein bei Straßen NRW.

Auch Arndt Vierhaus unterstützt die Verlegung des Kreisverkehrs. Weil das größere Akzeptanz bei den Millingenern finde. "Für uns ist das auch wichtig, weil unser Unternehmen irgendwann expandieren möchte", fährt der Vierhaus-Chef fort. Ob die Variante überhaupt geprüft worden sei, will sein Vater Karl Vierhaus wissen. "Nein, weil sich diese Variante nicht aufdrängt ", so die Antwort von Heinz-Gerd Biewald, Projektleiter Planung bei Straßen NRW. Sie sei länger, daher teurer, Versiegelung und Boden-Inanspruchnahme größer. Man sehe keine Vorteile zur jetzt favorisierten Variante 2a, heißt es. Die übrigens mit zehn Millionen Euro veranschlagt ist. "Sie können mir glauben, wir haben sehr viel Erfahrung", sagt Christoph Jansen. "Ich glaube Ihnen aber nicht", sagt Arndt Vierhaus unerschrocken. Dafür erntet er Applaus. 80 Gäste sitzen im Bürgerhaus, Unruhe macht sich erstmals breit.

Ein weiteres Anliegen: Dominik Teloh will die gewachsene Wegebeziehung Windmühlenweg-Schaffeld erhalten und sprach sich für einen Fußgängerüberweg über die neue L 458 aus. Den Höhenunterschied zu überwinden, sei nicht das Problem, so Biewald. Ein Überweg hier sei einfach zu gefährlich, wird die Idee seitens Straßen NRW verworfen. Statt dessen gebe es ja den Radweg zum Kreisverkehr Vierhaus. "Der wird nicht genutzt werden", zeigte sich jemand überzeugt. Er glaubt, dass Radler lieber die kürzere Strecke über die neue Trasse wählen. "Wir gehen davon aus, dass sie doch die lange Strecke wählen, weil sie künftig über ein deutlich verkehrsberuhigteres und attraktiveres Stück Anholter Straße ins Dorf führt", so Jansen.

Auch die Hoffnung einiger Bürger, entlang des Bruchweges einen Radweg zu bekommen, wird sich wohl nicht erfüllen. Das gebe die Verkehrsdichte nicht her. Obwohl man seitens Straßen NRW versprach, alle vorgebrachten Anregungen und Ideen der Bürger erneut prüfen zu wollen.

Aber gab auch Punkte, die die Experten als wichtige Hinweise werteten: die nur teilweise geklärten künftigen Haltepunkte für die Buslinien, die fehlende Zufahrt eines Landwirts zu seinen Feldern, die Straße Am Stevert, die heute Sackgasse ist und mindestens einem Haus die Zufahrt nehmen würde.

Eine ganz neue Trassenführung wird es nicht geben, wie die Nachfrage von Manfred Vallée ergab. Schließlich habe man im Vorfeld sechs Varianten geprüft, wovon den jetzige 2a die favorisierte und mit den Trägern öffentlicher Belange bereits abgestimmt sei. Es könne aber sein, so Biewald, dass diese letztlich doch von der Planfeststellungsbehörde verworfen werde.

Was natürlich die Befürchtungen nährte, dass die Bahnübergänge Anholter- und Bruchstraße schon beseitigt sein könnten, bevor die Umfahrung gebaut ist. "Ein Katastrophe wäre das", so ein Millingener. "Wir haben hohes Interesse daran, dass das nicht passiert", so Bürgermeister Christoph Gerwers. "Wir werden alles tun, um das zu verhindern", fuhr er fort.

Der Ärger, dass durch die Straßen die Grundstücke weniger wert sind, wurde auch laut. Gesetzlich gibt es hierfür keinen Anspruch auf Ausgleich. Apropos passiver Lärmschutz, also Anrecht auf Mehrfachverglasungen. Dieser steht zehn Familien zu, aber nur "dem Grunde nach". Was heißt: Es wird vor Ort nachgeschaut, ob sie schon Lärmschutzfenster haben. Reicht das, wird es keinen weiteren Zusatz geben.

(rau)
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