Emmerich Traurige Parallelen zur Gegenwart

Emmerich · In St. Martini erinnerten sich rund 100 Menschen an den 7. Oktober 1944 - als Emmerich unterging.

 Bürgermeister Peter Hinze bei seiner Rede in St. Martini.

Bürgermeister Peter Hinze bei seiner Rede in St. Martini.

Foto: Tholi

Gedenktage wie der zum 7. Oktober 1944 sind wichtig, um die Erinnerung wach zu halten: "Denn wer zurückblickt, wird schnell erkennen, dass Frieden nichts Selbstverständliches ist, sondern immer neu gefestigt werden muss." Das sagte Bürgermeister Peter Hinze gestern beim interreligiösen Friedensgebet in der Martini-Kirche, in der sich rund 100 Besucher zur Mittagszeit versammelt hatten. Auch einige Flüchtlinge waren gekommen.

Es war ein Erinnern mit starken Aktualitätsbezügen. Hinze zitierte zwei Augenzeugen von Krieg und Zerstörung. Zuerst aus dem Bericht des damals 16-jährigen Emmericher Mädchens Martha Abbing-Jansen, die den Großangriff auf Emmerich vor 72 Jahren miterlebt hat. Hinze las noch einen zweiten Bericht vor und verriet erst am Ende, dass diese Schilderung erst ein paar Monate alt sei und von einer jungen Ärztin aus dem syrischen Aleppo stammte. "Was auffällt: Die beiden Berichte sind erschreckend austauschbar", sagte Hinze: "Man könnte meinen, die Menschheit hat in sieben Jahrzehnten nichts dazugelernt. Auch heute leiden unbeteiligte Menschen auf unserem Planeten unter den Folgen von Fliegerangriffen, Krieg und Gewalt".

Bei der Gedenkfeier waren nicht nur katholische und evangelische Geistliche zugegen, sondern auch der Imam der Moschee in Emmerich. Dass Verse aus dem Koran durch die Stiftskirche hallen, hat die in ihrer langen Geschichte auch noch nicht erlebt. Iman Isa Yaman konnte nicht bis zum Schluss bleiben, er musste zum Freitagsgebet.

Die Gesamtschüler Noah Overmann und Lara Deutz aus der 6b waren mit ihrem Lehrer René Siepermann gekommen und trugen Gedanken zum Frieden vor. Mit Beifall bedacht wurde Jonathan Nwankwo an der Gitarre. Vor dem Schlusssegen von Zakarias Sago und Anke Mühlenberg-Knebel trat er noch einmal vor den Altar.

Am Ende der Feier ertönten die Glocken aller Innenstadtkirchen. In dem Moment, als die Stadt vor 72 Jahren unterging.

(nk)
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