Emmerich Tausend Glücksgefühle

Emmerich · Seit ihrem zweiten Lebensjahr kämpft Neele immer und immer wieder gegen Hirntumoren an. Jetzt ist sie zehn Jahre alt, wohnt in Wesel - und ist riesiger Helene-Fischer-Fan. Ein Verein ermöglichte ihr ein Treffen mit der Sängerin.

 Helene Fischer wechselte ihr Outfit während der Show mehrfach. Hier tanzt sie zusammen mit ihrem Schlagerkollegen Andreas Gabalier, der offensichtlich entzückt ist. Die zehn Jahre alte Neele aus Wesel saß bei der Aufzeichnung der Weihnachtssendung im Publikum - für sie ging ein Traum in Erfüllung.

Helene Fischer wechselte ihr Outfit während der Show mehrfach. Hier tanzt sie zusammen mit ihrem Schlagerkollegen Andreas Gabalier, der offensichtlich entzückt ist. Die zehn Jahre alte Neele aus Wesel saß bei der Aufzeichnung der Weihnachtssendung im Publikum - für sie ging ein Traum in Erfüllung.

Foto: ZDF

Als Neele an diesem Dienstagmorgen mit ihrer Mutter ins Auto steigt, freut sie sich auf eine Städtetour nach Berlin. Sie freut sich auf das Brandenburger Tor, den Fernsehturm, der für eine Zehnjährige noch viel höher ist, den Bundestag, die vielen tollen Geschäfte. Eigentlich, und das macht sie etwas stutzig, müsste Neele in Wesel in der Schule sitzen. Mathe, Erdkunde und Grammatik verpasst sie gerade. Aber Tanja Deutscher, ihre Mutter, hat Neele für die Tage abgemeldet. Die Schule war einverstanden - für Neele.

Neele ist zehn Jahre alt, wohnt mit ihren Eltern und den beiden Geschwistern in Blumenkamp. Seit ihrem zweiten Lebensjahr kommt der Tumor immer wieder, der ihr kleines Gehirn befällt. Neele ist ein blondes Mädchen; sie hat ein fröhliches, offenes Gesicht und ist genauso fröhlich, offen und aufgeweckt wie sie aussieht. Gerade erst ist der Tumor wieder gekommen, den sie schon so oft besiegt hat, der sie nicht in die Knie zwingen kann. Sie lässt das nicht zu. Jetzt, nach Weihnachten muss sie wieder ins Krankenhaus - die Chemotherapie.

Aber erst einmal Berlin. Die Fahrt, die Vorfreude, das ist schon gut. Was Neele noch immer nicht weiß, als sie die Stadtgrenze zu Berlin queren, ist, dass sie Helene Fischer treffen wird. Es ist der 25. November und das ZDF wird am Abend im Velodrom die Weihnachtsshow mit dem Schlagerstar aufzeichnen. Neele ist dabei, sieht ihre Helene singen und trifft sie sogar hinter der Bühne. Es ist für sie ein kleiner Traum, der in Erfüllung geht. Ein paar Minuten mit Helene Fischer, ein paar Minuten weg vom Krebs, von der Therapie, vom Krankenhaus. Es ist ein leichter Moment, so schwerelos.

Helene Fischer ist weit weg, eigentlich. Sie steht vor dem Brandenburger Tor, singt mit Weltmeistern "Atemlos" und tritt Fußbälle in die Luft. Sie sieht immer so aus, als hätte sie sich gerade für diese Sekunde hergerichtet. In den Augen einer Zehnjährigen wirkt es so, dass Helene Fischer im Fernseher wohnt. Das ist wohl auch ihre Aufgabe als Schlagerpopsternchen. So makellos und fehlerlos zu wirken, stellvertretend für alle, die das nicht sein können.

Und deswegen gibt Helene Fischer der kleinen, aber so starken Neele ein Stück von ihrem Glück ab. Für sie ist es kein Aufwand, ein paar nette Worte, ein Autogramm auf dem dunklen "I love Helene"-Pulli, eine Umarmung. "Helene hatte überhaupt keine Berührungsängste, sie war ganz natürlich, ganz herzlich, obwohl sie doch Neeles Geschichte kennt", erzählt Tanja Deutscher, Neeles Mutter, später. Sie hat ihre Tochter zum ersten Mal sprachlos erlebt. "Das passiert sonst gar nicht."

Drei Wünsche sollte Neele angeben, sagen, was sie unbedingt mal machen will. Auf dem ersten Platz landete ein Treffen mit Helene Fischer, auf Platz zwei ein Treffen mit Andreas Gabalier, den sie ja jetzt auch auf der Bühne gesehen hat, und schließlich nannte Neele noch eine Fahrt mit dem Heißluftballon. Der Verein "Gemeinsam mehr erreichen" erfüllt Kindern, die wie Neele mit schweren Krankheiten kämpfen, solche Wünsche. Ganz im Hintergrund arbeitet die Organisation und schenkt Mädchen wie Neele einen Moment des Glücks. Der Freude.

Heute, fast einen Monat später, schwärmt Neele noch immer von ihrem Treffen mit Helene Fischer. Ihre Augen strahlen dann, erfüllt von einer ehrlichen Freude. Neele geht es nicht so gut, sie klagt, dass sie vieles doppelt sieht. Zwei Hirntumoren sind nachgewachsen, haben sie wieder befallen. Neele muss jetzt nach dem Fest wieder in die Klinik, sie wird wieder kämpfen müssen, zeigen, wie stark ein Mädchen von zehn Jahren nur sein kann. Das Weihnachtsfest wollte die Familie ganz normal feiern, wie immer. Mit ein paar guten Erinnerungen mehr.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort