Rees Tarantino und die Villa Kunterbunt

Rees · Der Reeser Michael Scholten hat eine lesenswerte Biografie des Kultregisseurs geschrieben.

Mit einem überschaubaren Gesamtwerk von acht Filmen in 23 Jahren hat Regisseur Quentin Tarantino das amerikanische Kino revolutioniert und sein eigenes Genre geschaffen: den Tarantino-Film, der auf einem turbulenten Mix aus Filmzitaten, blutiger Gewalt und wahnwitzigen Dialogen basiert. Zu Weihnachten lief jetzt in den USA sein zweiter Western "The Hateful Eight" an. Speziell umgerüstete Premierenkinos zeigen das starbesetzte Wintermärchen im extremen Breitformat. Damit verneigt sich der 52-jährige Regisseur, Autor und Schauspieler vor der Bildgewalt früherer Hollywood-Klassiker.

In Deutschland startet "The Hateful Eight" erst am 28. Januar. Die Wartezeit können sich Tarantino-Fans mit der Lektüre der ersten deutschsprachigen Biografie des zweifachen Oscar-Gewinners verkürzen. "Quentin Tarantino Unchained" ist jetzt im Riva Verlag erschienen und kostet 16,99 Euro. Verfasst hat das 224 Seiten umfassende Buch der Reeser Michael Scholten - und das zum Teil an ungewöhnlichen Orten wie der Kindertagesstätte Villa Kunterbunt.

"Als der Abgabetermin für das Manuskript immer näher rückte, begann im Kindergarten die mehrwöchige Eingewöhnungsphase für meinen zweiten Sohn", sagt Scholten. "Da ich nur körperlich anwesend sein musste, um im Bedarfsfall die kindliche Seele zu trösten, konnte ich mich in diesen Stunden auf das Schreiben konzentrieren." Mal saß er auf dem Sofa der Gruppe "Kleiner Onkel", mal auf einem Stühlchen im Schlafraum, wenn gerade kein Kind müde war. In jenen Wochen beendete er die Kapitel über Tarantinos Filme "Death Proof" und "Inglourious Basterds". Über "Reservoir Dogs", "Pulp Fiction", "Jackie Brown", "Kill Bill" und "Django Unchained" schrieb Scholten außerhalb des Kindergartens.

Die Münchner Verlagsgruppe war auf den Reeser aufmerksam geworden, weil ihn ein ehemaliger "Bild am Sonntag"-Kollege als Autor empfohlen hatte. Im Februar kam der Auftrag, gefolgt von fünf Monaten Recherche und drei Monaten Schreibzeit. Als "profunde journalistische Leistung" und als "kenntnisreich und detailversessen" loben derzeit Amazon-Rezensenten und Filmmagazine das Buch.

Scholten, der bis 2007 Reporter der Zeitschriften "TV Spielfilm und "TV Today" war und seither als freier Autor zahlreiche Kinopressehefte und Filmbücher schreibt, kennt den 1963 in Knoxville, Tennessee, geborenen Quentin Tarantino und dessen Filme seit den Anfängen. Während seines Auslandssemesters an der University of California bei späteren Dienstreisen nach Los Angeles und New York hat der Reeser Hollywoods Wunderkind bei vielen Podiumsdiskussionen und Filmpremieren erlebt, außerdem bei Preisverleihungen und Pressekonferenzen.

"Quentin Tarantino ist durch und durch filmverrückt und mit einem einmaligen Selbstbewusstsein gesegnet, das ich sonst nur von David Hasselhoff und Walter Freiwald kenne", sagt Scholten. Zu seinen persönlichen Favoriten zählt er die Tarantino-Filme "Pulp Fiction" und "Inglourious Basterds".

Im Buch zeichnet der Reeser mit vielen Anekdoten den unkonventionellen Weg des ehemaligen Problemschülers und Videothekars zum Kultregisseur nach und lässt dessen Gönner und Neider aus Hollywood ebenso zu Wort kommen wie die deutschen und österreichischen Schauspieler, mit denen der Regisseur 2007 "Inglourious Basterds" drehte.

"Quentin Tarantino Unchained" ist schon das dritte Filmbuch, das Scholten veröffentlicht hat. Zuvor schrieb er einen Los-Angeles-Filmlocation-Führer und das Fanbuch "Mein erstes Mal Star Wars - Prominente und Fans erinnern sich".

(RP)
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