Rees Starkregen: Kiesseen sorgen für Entlastung

Rees · Wenn es Baggerseen wie das Reeser Meer nicht geben würde, wären die Überschwemmungen in Haffen und Mehr deutlich schlimmer gewesen, sagen die Heimräte des Deichverbandes.

 Die Heimräte Wilhelm Jansen (oben) und Martin Gimken am Schöpfwerk der Haffen'schen Landwehr.

Die Heimräte Wilhelm Jansen (oben) und Martin Gimken am Schöpfwerk der Haffen'schen Landwehr.

Foto: MArkus van offern

Auch wenn es seit Sonntag im Großen und Ganzen trocken geblieben ist, ist die Hochwasserlage noch allgegenwärtig. Am Rhein ist der Pegel nur minimal, nämlich um sechs Zentimeter gefallen. "Für Juni sind die Werte sehr hoch", sagt Holger Friedrich, Geschäftsführer des Deichverbands Bislich-Landesgrenze. Die Schöpfwerke in Emmerich und Lohrwardt sind in Betrieb und nehmen auch Wassermengen aus dem Hinterland auf, um für Entlastung zu sorgen.

Ein weiteres Instrument, das bei Starkregen Wasser aufnimmt, sind die Gräben, die sich durch die Landschaften ziehen. Doch sie waren bei den Wassermengen, die in Haffen und Mehr zu verzeichnen waren, am Ende ihrer Kapazität angelangt. Allein von Mittwoch auf Donnerstag wurden Niederschlagsmengen von 145 Millimeter pro Quadratmeter gemessen. Freitagnacht waren es noch einmal 45. "Selbst wenn die Gräben frei von Bewuchs gewesen wären, wie das normalerweise nur im Winter der Fall ist, hätte das nur wenig gebracht", sagt Friedrich. Für Haffen und Mehr bot sich noch eine dritte Möglichkeit, die wohl Schlimmeres verhindert hat. Das sagen die zuständigen Heimräte des Deichverbandes Wilhelm Jansen (Haffen-Mehr) und Martin Gimken (Bislich). "Für uns hat es sich als positiv erwiesen, dass wir das Reeser Meer als Retentionsfläche nutzen konnten. Gäbe es diese Möglichkeit nicht, hätten wir jetzt ein Riesen-Problem", erklärt Jansen.

Eine entscheidende Rolle in diesem Entwässerungssystem kommt dabei der Haffen'sche Landwehr im Zusammenspiel mit dem Reeser Meer zu. Sie entwässert als Vorfluter das gesamte Deichhinterland zwischen Bislich und Rees und durchfließt dabei den Landsockel zwischen dem Reeser Meer (Nord- und Südsee) Bei Rheinwasserständen von bis zu 14,70 Metern mündet die Haffen'sche Landwehr mit Hilfe einer Schleuse in den Reeser Altrhein und damit in den Rhein.

Das frühere Szenario bei Rheinwasserständen über diesem Pegel, so wie sie jetzt vorhanden sind, sah vor: Die Schleuse zum Reeser Altrhein wird geschlossen und das Wasser der Haffen'schen Landwehr über das Pumpwerk in den Rhein gepumpt. Doch dieses kostspielige Verfahren war seit 1996 nicht mehr notwendig. Die Haffen'sche Landwehr wird seitdem bei Hochwasser ins Reeser Meer geleitet, das bis zu einer Höhe von 15,40 Meter angestaut werden darf. Erst dann wird auf dem üblichen Wege in den Rhein gepumpt. Dadurch, dass große Wassermengen jetzt im Reeser Meer "geparkt" wurden, ist der Pegel von Nord- und Südsee in den letzten Tagen um sechs Zentimeter pro Tag angestiegen. "Der Nordteil ist quasi vollgelaufen, aber im Südsee ist noch Platz für gut eine Million Kubikmeter Wasser", hat Heimrat Martin Gimken ausgerechnet.

Das Wasser, das jetzt in der Haffen'schen Landwehr ankommt, wird über ein großes Rohr in den Südteil geleitet. Die akute Bedrohung durch Hochwasser habe sich dadurch merklich entspannt. Durch das Reeser Meer - inklusive der Norderweiterung - stehe ein zusätzliches Retentionsvolumen von bis zu 5,8 Millionen Kubikmetern zur Verfügung. Außerdem würden beträchtliche Kosten gespart, weil nicht gepumpt werden muss. "Allein für den Stromanschluss lagen die Kosten früher bei 20.000 Euro jährlich", sagt Jansen.

(RP)
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