Emmerich "Stadtwerkstatt" startet im Herbst

Emmerich · Nach dem wirtschaftlichen Aus: So hat das Kolping-Bildungswerk die Weichen für das Karl-Kaster-Haus gestellt.

 Dietrich Hannemann, Vorsitzender des Kolpingbildungswerks.

Dietrich Hannemann, Vorsitzender des Kolpingbildungswerks.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Von 2006 bis 2015 wurden im Kolping-Bildungswerk im Jahresdurchschnitt 8,3 Teilnehmer in berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) und 5,4 Teilnehmer, die Hartz IV bezogen, betreut - wovon 60 Prozent anschließend vermittelt wurden. Vier junge Leute absolvierten jedes Jahr eine Ausbildung - diese wurden zu 100 Prozent in Arbeit vermittelt. "Wir sind stolz auf das, was hier erreicht wurde", erklärt Dietrich Hannemann, seit 2006 Vorsitzender des Kolping-Bildungswerkes, das so manchem Jugendlichen eine Ausbildung ermöglichte, der anderswo keine Chance hatte. Leider kann das Karl-Kaster-Haus (KKH) aufgrund fehlender Finanzierung in dieser Form nicht mehr weitergeführt werden.

In den 60er Jahren managte "Mr. Kolping" Karl Kaster, der im April 2013 im Alter von 86 Jahren verstarb, als Privatperson im Kolpinghaus an der Ölstraße Schweißerkurse. 1984 wurde die Halle am Groendahlschen Weg gebaut und eine Werkstatt eingerichtet. Zum 150-jährigen Jubiläum von Kolping im Jahr 2011 wurde diese Werkstatt "Karl-Kaster-Haus" genannt. Da die bürokratischen Auflagen der Bundesagentur für Arbeit immer größer wurden, gründete man unter Federführung des damaligen Bürgermeisters Horst Boch im Jahre 2002 das Kolping-Bildungswerk.

 Karl Kaster (+) gründete die Kolpingwerkstatt.

Karl Kaster (+) gründete die Kolpingwerkstatt.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

Schwerpunkte der Arbeit waren vornehmlich die Jugendförderung und die Hilfe beim Wiedereinstieg in das Berufsleben. 2004 kam es zu einer Kooperation mit dem Theodor-Brauer-Haus und SOS Kinderdorf als Bietergemeinschaft "Es war eine sehr kooperative und vertrauensvolle Partnerschaft", so Hannemann.

Das KKH hat das Stadtbild Emmerichs geprägt, nicht nur mit Skulpturen, Brunnen, Kandelabern und Leuchtern, sondern auch mit der Aktion "Stolpersteine", in deren Rahmen Jugendliche sich sechs Wochen lang mit dem jüdischen Leben in Emmerich beschäftigten.

 1984 wurde die Halle am Groendahlschen Weg gebaut und eine Werkstatt eingerichtet.

1984 wurde die Halle am Groendahlschen Weg gebaut und eine Werkstatt eingerichtet.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Doch im Frühjahr war absehbar, dass die Rahmenbedingungen bezüglich der Förderrichtlinien und des Förderumfangs durch die Bundesagentur für Arbeit in Anbetracht sinkender Arbeitslosen- und Schülerzahlen so verändert werden, dass die Unterstützung im Bereich berufsvorbereitende Bildungs- und Ausbildungsmaßnahmen nicht mehr zur Verfügung stehen würden. "Schon in 2013 zeichnete sich diese Entwicklung ab", sagt Dietrich Hannemann. "Damals konnten Landrat Spreen und die Bürgermeister von Emmerich und Rees, Diks und Gerwers, den Förderabbau abwehren. Dieses Mal ist das leider nicht gelungen."

Die Fördermaßnahme des Jobcenters des Kreises Kleve reiche bei weitem nicht aus, um zwei Meister und einen Sozialpädagogen zu finanzieren und die Betriebskosten zu decken. "Die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Bildungswerkes ist nicht mehr gesichert." Es war eine schwere Entscheidung für den Vorstand des Bildungswerkes, den laufenden Betrieb des Karl-Kaster-Hauses zum 1. September einzustellen. "Wir wollten das Karl-Kaster-Haus aber am Leben erhalten und überlegten, welche Möglichkeiten es da gibt." Der Vorstand setzte sich unter anderem zusammen mit dem Bürgermeister und mit Bernd Pastoors vom Theodor-Brauer-Haus (TBH).

So entstand die Idee, im KKH eine "Stadtwerkstatt" entstehen zu lassen. Die Verantwortung wird im Wesentlichen dem TBH übertragen. "Es geht hierbei nicht um eine hochwertige Ausbildung, sondern um eine niedrigschwellige Heranführung an Ausbildung und Arbeit, ohne dabei in Konkurrenz zu hiesigen Betrieben zu treten", erklärt Dietrich Hannemann. Angesprochen werden damit Hartz IV-Empfänger und eventuell Flüchtlinge. Es gehe beispielsweise um die Pflege und Wartung von Spielplätzen und Brunnen. In einem weiteren Schritt könne das Sammeln und Verwerten von Altmetall, Altkleidern oder Elektroschrott erprobt werden.

Man könne sich auch vorstellen, Berufsfelderkundigungen für Schüler oder Maßnahmen im Berufs-Orientierungs-Programm anzubieten. Zurzeit kümmere man sich um den Mietvertrag mit dem THW und steuerrechtliche Fragen.

"Wenn das alles geklärt ist, kann der Betrieb der "Stadtwerkstatt" im Herbst starten."

(moha)
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