Notiert Bei der Abiturienten-Feier am "Willi" kamen Erinnerungen auf

Emmerich · Klassentreffen, Schulfeste - das sind immer Gelegenheiten, bei denen sich vor allem die "Ehemaligen" an früher zurückerinnern. So war es auch bei der diesjährigen Abiturientenfeier am Willibrord-Gymnasium, an der auch Dr. Christian Bader, Dieter Giesen, Alex Grothaus, Wolfgang Peters und Paul Wenning teilnahmen. Sie hatten dort vor 50 Jahren ihr Abitur abgelegt. Ihre Klasse bestand aus 28 Altsprachlern und sieben Neusprachlern. Dr. Christian Bader, der von 1951 bis 1966 in Emmerich wohnte und heute in Rinteln lebt, hat der RP dazu seine Gedanken niedergeschrieben:

Klassentreffen, Schulfeste - das sind immer Gelegenheiten, bei denen sich vor allem die "Ehemaligen" an früher zurückerinnern. So war es auch bei der diesjährigen Abiturientenfeier am Willibrord-Gymnasium, an der auch Dr. Christian Bader, Dieter Giesen, Alex Grothaus, Wolfgang Peters und Paul Wenning teilnahmen. Sie hatten dort vor 50 Jahren ihr Abitur abgelegt. Ihre Klasse bestand aus 28 Altsprachlern und sieben Neusprachlern. Dr. Christian Bader, der von 1951 bis 1966 in Emmerich wohnte und heute in Rinteln lebt, hat der RP dazu seine Gedanken niedergeschrieben:

"Als wir an der diesjährigen Abiturientenfeier teilnahmen, wurde uns bewusst, welche enormen Veränderungen in den vergangenen 50 Jahren im Bereich der Schulen stattgefunden haben. Die Feier in der Aula des neuen Gymnasiums in der Hansastraße war völlig anders als zu unserer Zeit und hat uns sehr beeindruckt! Es war eine fröhliche und lockere Stimmung mit Musik und einigen bemerkenswerten Reden. Auch das Schulgebäude mit den vielen verschiedenen Klassen- und Kursräumen, dem großzügigen parkähnlichen Schulhof mit diversen Sport- und Aufenthaltsmöglichkeiten hat uns sehr gefallen. Was für ein Unterschied zu unserer Schulzeit!

Damals waren die Gymnasien für Jungen und Mädchen noch getrennt, das für Jungen lag in der Paaltjessteege, das für Mädchen - das Lyceum - Hinter dem Schinken, und es wurde streng darauf geachtet, dass die beiden Geschlechter sich t nicht zu nahe kamen.

Wir wuchsen auf in der Nachkriegszeit ohne Internet, ohne Computer, anfangs auch ohne Fernseher, nur wenige hatten ein Telefon oder Auto. Dafür spielten wir draußen im Freien - im Polderbusch, auf den Straßen und vor allem in den vielen Trümmern der im Oktober 1944 total zerstörten Stadt. In den modrigen Kellergewölben der Ruinen spielten wir Verstecken und sammelten Molche und Kröten, die wir - sehr zum Leidwesen unserer Mütter - nicht selten in den Hosentaschen mit nach Hause brachten; wir ließen auf den Stoppelfeldern im Herbst die selbstgebauten Drachen steigen, bildeten "Straßenbanden", die sich bekriegten oder auf freien Flächen gegeneinander Fußball spielten.

Regelmäßig fuhren die Emmericher in den 50er Jahren im Rahmen des "kleinen Grenzverkehres" mit dem Fahrrad nach s'Heerenberg, um dort preisgünstig Kaffee, Tee und andere Lebensmittel einzukaufen.

Manchmal war man den Schikanen und unangenehmen Kontrollen einiger holländischer Zollbeamten ausgeliefert, die verständlicher Weise gegenüber uns Deutschen aufgrund des von den Nazis entfesselten Krieges bittere Ressentiments hatten. Wer dagegen heute nach Holland fährt, merkt kaum, dass er die Grenze passiert hat.

1966 - dem Jahr unseres Abiturs - waren in Emmerich fast alle Narben des Krieges beseitigt und es bedarf heute schon eines sehr geübten Blickes, um noch letzte Spuren der damaligen Verwüstungen auszumachen. Emmerich war eine der prozentual am meisten zerstörten Städte Deutschlands, über die im wahrsten Sinne des Wortes im Oktober 1944 die Apokalypse hereingebrochen war. Einige wenige Hausfassaden sind in der Steinstraße stehengeblieben, die heute noch bei genauerem Hinsehen erkennbar sind."

(RP)
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