Lokalsport Inka Wesely beendet ihre Fußball-Laufbahn

Niederrhein · Die Weselerin spielte seit 2010 für Turbine Potsdam. Sie hat so viele schwere Verletzungen gehabt, wie sie Titel und Trophäen gewonnen hat.

 Inga Wesely (links) erreichte mit Turbine Potsdam in ihrer letzten Saison den dritten Platz

Inga Wesely (links) erreichte mit Turbine Potsdam in ihrer letzten Saison den dritten Platz

Foto: Michael Gohl

Inka Wesely ist eine ehemalige deutsche Fußballspielerin - so nüchtern beschreibt es Wikipedia. "Es hört sich komisch an. Aber es stimmt, dass ich aufhöre", sagt die Weselerin. "Ich wollte meine Karriere beenden, bevor es eine weitere Verletzung tut." Davon hat die 26-Jährige in den vergangenen zehn Jahren genauso viele erlitten wie sie Titel und Trophäen gesammelt hat. Den Deutschen Meisterschaften 2011 und 2012 mit Turbine Potsdam, dem Titelgewinn bei der Europameisterschaft und der Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft mit der U 17-Nationalmannschaft (beides 2008), dem Weltmeistertitel mit der U 20 (2010) und der Auszeichnung als beste Spielerin des U 18-Länderpokals 2008 stehen ein halbes Dutzend Knie-Operationen gegenüber.

Die Kreuzbänder in beiden Knien waren gerissen, im rechten Knie noch zweimal angerissen. Zuletzt wurde sie zweimal am Meniskus operiert. Doch für die abgelaufene Spielzeit kämpfte sich die Abwehrchefin noch einmal zurück in die Stammelf des FFC Turbine Potsdam, für den sie 68 Spiele in der Bundesliga (acht Tore) und 13 Partien (sieben Tore) in der zweiten Mannschaft in Liga zwei bestritten hat. "Für mich persönlich war die letzte Saison ein großer Erfolg. Und mit etwas Abstand wird das sicherlich auch die Mannschaft so sehen", sagt Wesely, die mit Turbine Potsdam den dritten Platz erreichte.

Dabei hatte der Tabellensiebte der Vorsaison vom zweiten bis zum 15. Spieltag noch an der Spitze gestanden. Doch auf das 1:1 bei Weselys Ex-Club SGS Essen folgten Heimniederlagen gegen den SC Freiburg sowie Meister VfL Wolfsburg und Vizemeister Bayern München. "Am Ende hat sich deren individuelle Klasse durchgesetzt."

Ganz abgehakt scheint das Saisonfinale aber noch nicht zu sein. "Wenn man so lange auf Platz eins gestanden hat, würde man lügen, wenn man sagt, man sei nicht enttäuscht, dass es nicht zum Titel gereicht hat. Aber im Erfolg vergisst man schnell, wo man herkommt. Und nach Rang sieben in der Saison zuvor hätte bei uns im Sommer für Platz drei jeder sofort unterschrieben", sagt die einstige Abiturientin des Weseler Andreas-Vesalius-Gymnasiums, die ihre Laufbahn beim SV Ginderich begonnen hat.

Über den SV Walbeck und den SV Brünen ging es zur SGS Essen, wo die Defensiv-Spezialistin 2007 mit erst 16 Jahren den Sprung in die Eliteklasse schaffte. 38 Partien bestritt sie für die SGS und schoss ein Tor. "Das sind genauso schöne Erinnerungen wie die Titel." Solche Momente haben ihr auch bei den zahlreichen Comebacks geholfen. "Und natürlich generell die Liebe zum Fußball und zum Sport", sagt Inka Wesely, die unendlich viele Stunden in der Reha und beim Aufbautraining verbrachte. So viele körperliche Rückschläge sind bekanntlich nicht nur für die Muskeln, sondern mit Blick auf Frustration und Motivation auch in hohem Maße für den Kopf anstrengend.

Auf dem Platz war dieser stets kühl. In 105 Spielen in der Bundesliga, 13 in der Zweiten Liga, 32 für diverse Nachwuchs-Nationalmannschaften von der U 15 bis zur U 23, 13 im DFB-Pokal, zwei in der Champions League und sieben im Bundesliga-Cup ist Wesely nie vom Platz gestellt worden. Nicht weniger unglaublich sind die insgesamt nur sechs Verwarnungen. Dafür hat die 1,78 Meter große Verteidigerin stolze 21 Treffer erzielt. Weselys Karrierebilanz im DFB- und Damenbereich weist 104 Siege, 26 Unentschieden und 42 Niederlagen auf.

Apropos Statistik: Ihr Kopf ist in Zukunft nicht mehr mit taktischen Anweisungen für die Abwehrkette, sondern wieder an der Universität und mit aufgestockten Stundenkonto auch am Arbeitsplatz beschäftigt. Die Angestellte einer Krankenkasse sattelt auf ihren Bachelor in Gesundheitswissenschaften noch den Master-Abschluss. "Langweilig wird mir ohne Fußball vorerst nicht, bis Mitte 2018 bin ich damit gut beschäftigt", sagt Inka Wesely.

Im Herzen wird ihr der Sport und insbesondere ihr Ex-Verein ohnehin bleiben: Ihr Partner, der Gymnasiallehrer Matthias Rudolph, coacht weiterhin den FFC Turbine. Und Wesels bislang bekannteste und erfolgreichste Fußballerin bleibt natürlich in Potsdam wohnen.

(RP)
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