Lokalsport FC Kleve droht wieder die Insolvenz

Kleve · Die Verwaltung musste 158 000 Euro für die Rückübertragung eines Vereinsgrundstücks aufwenden. Der Rechtsdirektor der Stadt Kleve will, dass der Fußball-Club für den Betrag aufkommt. Der FC könnte die Summe nicht stemmen.

 Die Tribüne des 1. FC Kleve ist immer noch ein Rohbau. Der Verein kann das Großprojekt derzeit aus eigener Kraft nicht stemmen.

Die Tribüne des 1. FC Kleve ist immer noch ein Rohbau. Der Verein kann das Großprojekt derzeit aus eigener Kraft nicht stemmen.

Foto: Gottfried Evers

Das Verhältnis zwischen der Stadt Kleve und dem 1. FC Kleve ist nicht erst seit gestern ein angespanntes. Aus einem von Harmonie getragenen Miteinander wurde irgendwann eine ausgeprägte Abneigung. Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch noch. So ist man derzeit regelmäßig unterschiedlicher Auffassung, wenn es darum geht, wer was zu zahlen hat. Doch könnte die nächste Auseinandersetzung zu einer existenziellen für den Verein werden. Dem 1. FC Kleve droht erneut die Insolvenz.

Grund für die bedrohlichen finanziellen Schwierigkeiten, die auf den 1. FC zukommen, sind zwei Grundstücke. Es geht um das ehemalige Gelände des Vereins zwischen Merowinger- und Stadionstraße. Auf dem entstehen derzeit die nicht von Zurückhaltung geprägten Bauten einer Klimaschutzsiedlung.

Hier hatte der VfB 03 Kleve einst seinen Rasenplatz, sein Vereinsheim und die Umkleidekabinen errichtet. Der Verein hatte das Grundstück, das ihm 2005 von der Stadt lastenfrei übertragen worden war, beliehen. Mit diesem Betrag wurden unter anderem auch die Gebäude errichtet. Bei einer Rückübertragung an die Stadt musste diese nun 158 000 Euro an die Bank zahlen, um die 1270 Quadratmeter große Parzelle lastenfrei zu machen. Schließlich sollten die Baugrundstücke in guter Lage zügig vermarktet werden.

Jetzt will die Stadt die aufgewendeten 158 000 Euro vom Verein zurück. Wolfgang Goffin, Leitender Städtischer Rechtsdirektor, lässt in der Sache nur wenig Interpretationsspielraum zu. "Das Grundstück ist dem Verein unbelastet übergeben worden. Und genauso unbelastet muss es auch wieder zurückübertragen werden. Ich sehe keinerlei Veranlassung, dem Verein die 158 000 Euro zu schenken", sagt der Jurist. Er könne nicht erkennen, dass die öffentliche Hand diese Summe zahlen müsse. Zudem sei dies anderen Vereinen gegenüber nicht gerecht.

Auch aufgrund der finanziell angespannten Lage des städtischen Haushalts kommt für Goffin keine andere Lösung als Rückzahlung in Betracht: "Auf der einen Seite rechnen wir hin und her, wie wir das Defizit in den Griff bekommen und denken über Steuererhöhungen nach. Auf der anderen Seite sollen wir dem 1. FC Kleve eine große Summe erlassen." Und dann sagt der Rechtsdirektor einen Satz, der auf Vorstandssitzungen des 1. FC für wenig Begeisterung sorgt: "Bei unterschiedlichen Meinungen muss der Sachverhalt eben von einem Zivilgericht geklärt werden."

Christoph Thyssen ist Vorsitzender des 1. FC Kleve. Er lässt keinen Zweifel daran, was passiert, wenn die Stadt ihre Forderungen durchsetzen kann. "Wir müssten erneut Insolvenz anmelden", sagt Thyssen. Doch werden sich die Rot-Blauen nicht in ihr Schicksal ergeben. Denn wie es mittlerweile gute Tradition zwischen Verein und Verwaltung ist, bewertet der 1. FC die Situation hinsichtlich der Rückübertragung völlig anders.

"Der Verein hat die Grundstücke übertragen bekommen. Bis 2059 lief ein Erbbaurechtsvertrag über die Fläche. Den haben wir aufgegeben, damit die Stadt schnell die Grundstücke verkaufen kann. Keine Leistung ohne Gegenleistung. Für unseren Verzicht gingen die Grundstücke in unser Eigentum über", sagt Thyssen. Demnach hätte die Stadt 44 Jahre lang auf dem ehemaligen VfB-Gelände nur Rasenmähen können - wenn der Verein es denn erlaubt hätte.

Für Lukas Verlage, stellvertretender Vorsitzender des 1. FC, wäre eine Klage der Stadt eine völlig sinnfreie Aktion. "Was will man denn bei uns holen? Wir haben das Geld nicht. Wenn hier etwas Kosten verursacht, dann ist es die juristische Beratung, die von der Verwaltung in Anspruch genommen wird."

Ende Juni standen sich 1. FC Kleve und Stadt bereits vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf gegenüber. Der Verein hatte auf Bewilligung und Auszahlung von Sportbeihilfen geklagt. Für die Jahre 2011 (8 285,63 Euro) und 2012 (8 130,63 Euro) wurde die Klage abgewiesen, der Anspruch für das Jahr 2013 (7 590,63 Euro) wurde dem Verein zugestanden. Ob die Stadt gegen die vom Verwaltungsgericht dem Verein zugestandenen Gelder für 2013 Rechtsmittel einlegen wird, wusste Wolfgang Goffin noch nicht. "Ich will die Entscheidungsgründe erst auswerten", sagt er. Der Jurist legt Wert auf die Feststellung, dass es nicht die Stadt war, die unbedingt diesen Prozess führen wollte. "Wir haben einen Vergleich angestrebt und kein gerichtliches Verfahren", sagt der Rechtsdirektor.

Der 1. FC Kleve wertet das Urteil als ein klassisches Unentschieden. "Wir hätten die Zuschüsse nie erhalten, wenn wir nicht geklagt hätte," sagt Lukas Verlage. Seiner Ansicht nach, hätte die Stadt nach Gutsherrenart Zuschüsse einbehalten.

Einen Hinweis zu der Auseinandersetzung vor dem Verwaltungsgericht richtete Wolfgang Goffin noch an die Adresse des 1. FC Kleve. Der Verein, so der Rechtsdirektor, wäre gut beraten gewesen, wenn er es nicht auf den Prozess hätte ankommen lassen. "Die Empfehlungen, die da gegeben wurden, waren nicht zum Wohl des Clubs. Mittlerweile ist hier viel Porzellan zerschlagen worden", sagt der Jurist. Vielleicht wird es bei der nächsten Auseinandersetzung nicht bei Porzellan bleiben.

(RP)
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