Lokalsport "Derbys in Kleve waren ein Höhepunkt"

Emmerich · Karl-Heinz Unkrig stürmte früher in Kleve, für Viktoria Goch und beim VfB Rheingold Emmerich. Heute arbeitet er im Bundespräsidialamt. Er erinnert sich noch gerne an die Lokalduelle zwischen dem VfB Kleve und dem SC Kleve.

 Karl-Heinz Unkrig (rechts) in seiner Heimatstadt Kleve mit Theo Brauer und Bundespräsident Joachim Gauck.

Karl-Heinz Unkrig (rechts) in seiner Heimatstadt Kleve mit Theo Brauer und Bundespräsident Joachim Gauck.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Früher hießen seine Trainer Norbert Lange, Manfred Priewe, Pille Gecks oder Toni Burghardt. Seit 1999 sind seine Chefs von anderem Kaliber: Johannes Rau, Horst Köhler, Christian Wulff, Joachim Gauck und Frank-Walter Steinmeier. Karl-Heinz Unkrig, einstiger Fußball-Torjäger mit Stationen in Kleve, beim VfB Rheingold Emmerich und Goch, damals zwischen Bezirksliga und Oberliga aktiv, ist beruflich schon eher in der Champions League angesiedelt: beim Bundespräsidialamt in Berlin.

 Karl-Heinz Unkrig kommt gerne nach Kleve zurück.

Karl-Heinz Unkrig kommt gerne nach Kleve zurück.

Foto: van Offern

Dass er im Alter von sechs Jahren beim VfB Lohengrin 03 in Kleve die Fußballschuhe schnürte, hatte er seinem Vater Karl zu verdanken. "Der wollte das wegen der guten Jugendarbeit bei den Rot-Weißen", sagt der 52-Jährige. "Als Kind habe ich am SOS-Kinderdorf gespielt und sonntags mit meinem Vater an der Waldstraße. Mittelstürmer war ich eigentlich schon immer. Einfach vorne stehen bleiben. Damals wurde man nur an Toren gemessen."

 Ein Spieler mit Torgarantie: Karl-Heinz Unkrig (Mitte), hier im Trikot von Viktoria Goch.

Ein Spieler mit Torgarantie: Karl-Heinz Unkrig (Mitte), hier im Trikot von Viktoria Goch.

Foto: RP-Archivfoto

Von den Knaben bis zur A-Jugend durchlief Karl-Heinz Unkrig alle Stationen, ehe er mit 18 Jahren in der ersten Mannschaft rasch Fuß fassen konnte. "Ich war Stürmer und Linksfuß. Das war damals schon sehr selten", sagt "Kalle" Unkrig. Einmal habe ein gegnerischer Trainer gesagt: "Der kann nur mit links", erinnert sich der Stürmer. "Das hat mich schon getroffen."

Wenn der Klever einen Abstecher in die Heimat macht, kommt er freitags zum Stammtisch in den Vier Winden an der Lindenallee. "Dann spreche ich noch heute mit Fritz Müller über das Kreispokal-Finale, als ich gegen Materborn das entscheidende Tor gemacht habe."

Unter Trainer Norbert Lange spielte er zwei Jahre beim VfB Kleve, gemeinsam schafften sie den Aufstieg in die Landesliga. Beim 5:0-Sieg gegen den VfB Homberg schoss Unkrig vier Treffer. Gochs Coach Toni Burghardt, der auch einmal beim SV Vrasselt auf der Bank saß, war als Spion auf der Tribüne und lotste Unkrig zum Oberligisten Viktoria. "Dort hatte ich viele Einsätze, wurde aber oft von der Auswechselbank eingewechselt. Es war dennoch ein unvergessenes Jahr mit renommierten Spielern wie Werner Schneider, Andreas Wessels, Lulu Kanders oder Hans-Jürgen Offermanns", sagt er.

Nach dem Abstecher in der Weberstadt ging Unkrig zurück zu seinem Heimatverein VfB Kleve. Mit Hucky Linsen und Peter Levels wechselte er später für ein Jahr zum Bezirksligisten VfB Rheingold Emmerich, um dann wieder für den VfB aufzulaufen. "Norbert Lange war ein toller Trainer. Der hat uns mit unseren Eigenheiten akzeptiert." Dass Unkrig seine Karriere ausgerechnet beim Erzrivalen Sportclub 1863 Kleve beendet hat, kam bei den Roten damals nicht so gut an.

Manfred Priewe und Pille Gecks waren die Übungsleiter am Bresserberg, ehe Unkrig mit 29 Jahren aufhörte. "Ich bin aber seit 46 Jahren Mitglied, erst beim VfB und seit 2000 beim 1. FC Kleve."

Seit 1999 arbeitet Karl-Heinz Unkrig in Berlin beim Bundespräsidialamt. In den 18 Jahren musste er verschiedene Aufgaben übernehmen, zuletzt ist er seit sieben Jahren zuständig für die Innenpolitik. "Das Schönste war, mit Joachim Gauck nach Kleve zu kommen. Beim ersten Telefonat habe ich den damaligen Bürgermeister Theo Brauer gefragt, ob er sich vorstellen könnte, dass der Bundespräsident in die Kreisstadt käme. Brauer war mehr als überrascht und hat gleich eine Taskforce eingerichtet", sagt Unkrig.

Dass er in Berlin sogar beim Marathon mitgelaufen ist und nach gut vier Stunden ins Ziel kam, können dessen Freunde bis heute nicht glauben. "Beim Fußball war ich eben fürs Toreschießen zuständig und nicht fürs Laufen. Dafür rannte Hucky Linsen rauf und runter", sagt er. Obwohl seine Fußballkarriere schon lange vorbei ist, erinnert sich Karl-Heinz Unkrig noch gerne an die Zeit, als in Kleve die Roten gegen die Blauen kickten. "Schon als Kind war das immer ein Höhepunkt. Meistens hat der VfB ja gegen den Sportclub verloren. Aber einmal haben wir am Bresserberg mit 4:1 gewonnen. Und da war ich unter den Torschützen."

(RP)
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