Himmel Und Erde Sieg der Zivilcourage

Emmerich · Dieser Fall sollte in die Lehrbücher aller Schulklassen aufgenommen werden: die Rückkehr von Bivsi Rana.

Himmel Und Erde: Sieg der Zivilcourage
Foto: Malz Ekkehart

Als die 15-jährige Schülerin des Duisburger Steinbart-Gymnasiums am 29. Mai von Mitarbeitern ihrer eigenen Heimatstadt aus dem Unterricht geholt und mit ihren Eltern in ein Flugzeug in das nepalesische Kathmandu gesetzt wurde, da mochte man den Bildern zunächst nicht glauben. Ein im sauerländischen Lüdenscheid geborenes Mädchen wurde mit ihren in Deutschland bestens integrierten Eltern in ein für sie fremdes Land abgeschoben.

Zum Verhängnis wurde der Familie Rana, dass sie bei ihrer Flucht vor dem Bürgerkrieg in Nepal nach Deutschland im Jahre 1998 im Asylantrag falsche Angaben zu ihrem Namen machte. Dies geschah ganz offenkundig aus Angst vor Verfolgung - auch in Deutschland. In der Zwischenzeit baute sich die Familie Rana eine gutbürgerliche Existenz in Duisburg auf, zahlte Steuern und Sozialabgaben, war in der Nachbarschaft bekannt und sehr beliebt. Der 22-jährige Sohn studiert, Tochter Bivsi besucht die 9. Klasse des Gymnasiums.

Es mag wohl für immer ein Rätsel bleiben, was in den Köpfen der Duisburger Stadtverwaltung, der Ausländerbehörde und des Oberbürgermeisters Sören Link vorgegangen sein muss, als dann im Mai die Entscheidung fiel, Familie Rana nach Nepal auszuweisen und Bivsi vor den Augen ihrer Klassenkameraden aus dem Unterricht zu zerren.

Zu diesem Zeitpunkt sollte nach dem Drehbuch der Duisburger Entscheidungsträger der Fall Rana eigentlich zu den Akten gelegt werden. Nur wenige Tage nach Bivsis Abschiebung beschied die Duisburger Rechtsdezernentin der aufgebrachten Schulklasse, Proteste gegen diese Entscheidung seien zwecklos, Bivsi würde nie wieder zurück nach Deutschland kommen. Die Schülerinnen und Schüler sollten sich nun stattdessen auf Sinnvolleres konzentrieren.

Das tat die Klasse 9d des Steinbart-Gymnasiums dann auch. Es wurden Onlinepetitionen und Medienkampagnen für Bivsis Rückkehr gestartet. Sie veranstalteten Demonstrationsmärsche vor dem Duisburger Rathaus und nutzten alle zur Verfügung stehenden rechtlichen und politischen Möglichkeiten für eine andere Entscheidung. Gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern, der Schulleitung, der Elternvertretung und einer mobilisierten Öffentlichkeit gelang den Schülerinnen und Schülern schließlich das unmöglich Geglaubte.

Der Petitionsausschuss des Landtags nahm sich des Falles Rana an dann tatsächlich an und stimmte schließlich für eine Rückkehr nach Deutschland. Seit zwei Tagen ist Bivsi mit ihren Eltern nun wieder zu Hause in Duisburg. Es ist ein Sieg der Zivilcourage über eine in Verwaltungsvorschriften erstarrte bürgerferne Ignoranz der Mächtigen. Den Schülerinnen und Schülern des Steinbart-Gymnasiums gebührt das Bundesverdienstkreuz. Sie haben unserer Gesellschaft eine Lehrstunde in Demokratie und Mut erwiesen. Auf diese jungen Menschen dürfen wir wahrhaftig stolz sein!

(RP)
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