Rees RP-Bericht: "Mustergültige Organisation" bei Einweihung

Rees · Spötter behaupten: "Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern." Hinsichtlich der Ausstellung "Damals - 50 Jahre Rheinbrücke Rees-Kalkar" gilt allerdings: "Nichts ist so interessant wie die Rheinische Post vom 21. Dezember 1967." Redakteur Horst Morgenbrod schrieb damals ausführlich über die Einweihung der Rheinbrücke am Vortag. Die 50 Jahre alte Originalausgabe ist Teil der Ausstellung im Museum. Wir zitieren nachfolgend aus dem Bericht.

 Tina Oostendorp und Eila Braam mit der Berichterstattung der RP zur Freigabe der Brücke.

Tina Oostendorp und Eila Braam mit der Berichterstattung der RP zur Freigabe der Brücke.

Foto: Michael Scholten

"Die Freigabe der neuen Rheinbrücke vollzog sich gestern in mustergültiger Organisation. Selbst die Kälte schien eingeplant: Auf diese Weise wurde Überlänge in den offiziellen Reden vermieden. Schon früh hatte sich die Reeser Bevölkerung aufgemacht, um ihre Brücke zu erobern. Und natürlich wollten alle den Bundespräsidenten sehen, den sie am Abend zuvor zwar in ihren Mauern beherbergt, aber nicht zu Gesicht bekommen hatten. Gestern zeigten sich Dr. Heinrich Lübke, Bundesminister Georg Leber und Ministerpräsident Kühn dem Volk und symbolisierten durch ihre Gegenwart den Wert der neuen Straßenverbindung über den Rhein.

Das Isselburger Blasorchester kämpfte mit flotter Musik gegen frostige Laune bei den Wartenden an. Dann kam ER - auf die Minute pünktlich - mit seinem Gefolge. Ministerpräsident Kühn sprach die Grußworte. "Ich nehme diese neue Rheinbrücke in Empfang, um sie dem Verkehr zu übergeben", formulierte er und ging auf die erhofften wirtschaftlichen Folgen des Brückenschlages für den Niederrhein ein. "Gute Verbindung zu den Niederlanden" sei ein weiterer Effekt der Brücke. "Lange Zeit hat der Niederrhein in einem verkehrstechnischen Dornröschenschlaf verharrt", meinte der Ministerpräsident, "damit ist es nun vorbei." (...)

Unter den Klängen des "Triumphmarsches aus Aida" schritten der Bundespräsident, die Minister und die anderen hohen Herren zum Band, um den symbolischen Worten die symbolische Tat folgen zu lassen. Es gab ein heftiges Gedränge, und Bundespräsident Dr. Heinrich Lübke hatte einige Mühe, sich Platz und Gehör zu verschaffen. Mit den Worten "Möge sie stets friedlichen Zwecken dienen, die gute Nachbarschaft stärken und dazu beitragen, dass die Völker Europas zur Einheit finden", durchschnitt er das letzte Hindernis zur freien Fahrt über die Brücke. Großer Beifall ringsum. (...)

(ms)
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