Rees Punktlandung in Speldrop

Rees · Rund 1000 Zuschauer verfolgten am Samstag den Absprung von 120 englischen, amerikanischen, holländischen und deutschen Fallschirmjägern. Das Spektakel war Bestandteil der Gedenkveranstaltung zum 65. Jahrestag der Luftlandung der Alliierten.

Fallschirmjäger über Rees
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Samstag gegen 14 Uhr in Speldrop: Am Rand der großen Ackerfläche von Theo Köster haben sich mehr als 1000 Menschen aus Rees und Hamminkeln und von anderswo eingefunden, um bei heiterem Wetter und einer leichten Brise -­ für Kuchen, Kaffee und Kaltgetränke ist dank der Landfrauen aus Hamminkeln ebenfalls gesorgt - den Absprung von insgesamt 120 englischen, amerikanischen, holländischen und deutschen Fallschirmjägern live zu verfolgen.

Unter den Zuschauern befinden sich Bürgermeister Holger Schlierf aus Hamminkeln und sein Reeser Vize-Amtskollege Harry Schulz. Auch Buchautor Johann Nitrowski (82) hat es sich nicht nehmen lassen, das wegen der Windenergieanlagen, dem Industriegebiet und den Baggerseen in Hamminkeln nach Rees verlegte Schauspiel hautnah mitzuerleben.

Und natürlich sind an diesem besonderen Tag, 65 Jahre nach der alliierten Luftlandung in Hamminkeln und Wesel, die Militärs zahlreich und überdies hochrangig vertreten, die Amerikaner durch den Organisations-Chef, Lieutenant Colonel (LtC) Steven Kalch, die Engländer durch Regimentskommandeur John Handford.

Auf deutscher Seite hat Verbindungsoffizier Franz-Josef Dirksen das Sagen. Er betont, dass es hier nicht nur um das Gedenken an die Luftlande-Operation "Varsity” geht, sondern auch um eine militärische Übung für die gewünschte "Interoperabilität” der NATO-Partner, sprich: die Soldaten aus England, Deutschland und Holland sollen lernen, mit den Fallschirmen und der technischen Ausstattung der Amerikaner umzugehen.

"Da hinten kommen Sie”, ruft Holger Schlierf. Zwei Flugzeuge sind am Himmel auszumachen, die rasch näherkommen. Die beiden Maschinen aus der amerikanischen Stützpunkt im rheinlandpfälzischen Ramstein müssen aber noch eine Warteschleife fliegen, denn die englischen und amerikanischen Kriegsveteranen sind noch nicht eingetroffen, und gerade sie, die am 24. März 1945, die deutsche Flak unter sich wissend, ihr Leben für ihr Vaterland und die Freiheit hatten aufs Spiel setzen müssen, sollen das große Schauspiel natürlich nicht verpassen.

Und dann ist es endlich soweit: Erneut fliegen die beiden Transportmaschinen an, aber diesmal öffnen sich in 400 Metern Höhe die Türen und wie in Zeitlupe springen zwei mal 15 von hier unten an Püppchen erinnernde Fallschirmjäger aus den Flugzeugen ab. Augenblicklich öffnen sich die Fallschirme und kurz danach sind die mutigen Männer mit einer den Aufprall abfedernden Rolle rückwärts sicher und punktgenau gelandet. Wenig später kommen sie mit bereits fertig verpackten Fallschirmen an den Zuschauern vorbei. Spontan brandet Beifall auf, "Well done!” und andere anerkennende Rufe sind zu hören. Das Ganze wiederholt sich noch dreimal, dann fliegen die Maschinen ein letztes Mal an, sie "winken” zum Abschied mit den Flügeln, und die Veranstaltung ist zu Ende.

Die Schaulustigen sind hochzufrieden, ebenso LtC Steven Kalch: "All happened like it should”, sagt er militärisch knapp (Alles ist so abgelaufen wie es geplant war). Captain Rajesh Ramlakhan, einer der amerikanischen Fallschirmspringer, steht noch ganz unter dem Eindruck seiner kaum einminütigen Luftreise: "It's great”, betont er, "words can't desribe that!” (Großartig, Worte können das nicht beschreiben!).

In seiner Veteranen-Uniform, geschmückt mit zahlreichen Orden, hat Frank Butt (87) die Szenerie verfolgt. Der gebürtige Londoner war vor 65 Jahren über Hamminkeln abgesprungen, kein "Holiday-Jump” (Freizeit-Sprung) wie an diesem Tag in Rees, sondern ein "Combat-Jump” (Kampf-Sprung) ins Ungewisse, den damals viele seiner englischen und amerikanischen Kameraden nicht überlebt hatten.

Doch das ist lange her, aus den früheren Feinden sind Partner geworden, und es sind viele persönliche Freundschaften zwischen Deutschen, Engländern und Amerikanern entstanden, Freundschaften die sicher auch bei den nachfolgenden offiziellen Feierlichkeiten in Hamminkeln vertieft oder neu geknüpft wurden.

(RP)
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