Rees Polka-Party im Wohnzimmer

Rees · In seiner Popolski-Wohnzimmershow erzählt Pawel die Geschichte der Popmusik neu, trinkt Wodka mit dem Publikum und spielt auf Klavier und Kofferschlagzeug. Das Publikum im Reeser Bürgerhaus tobte.

 Die schönste Frau Polens: Dorota Popolski (Iva Buric Zalac) unterstützte den Tastenmagier Pawel mit "gefuhlvollen" Gesangseinlagen.

Die schönste Frau Polens: Dorota Popolski (Iva Buric Zalac) unterstützte den Tastenmagier Pawel mit "gefuhlvollen" Gesangseinlagen.

Foto: Michael Scholten

Polnische Wissenschaftler haben festgestellt, dass Wodka das lebenswichtige Vitamin W enthält. Wobei das W für Wachstum und Wohlbefinden steht. Das behauptet Pawel Popolski. Und weil der Musiker jede seiner Thesen mit geballtem Polen-Patriotismus und dem bestimmenden Charme eines Gebrauchtwagenhändlers vorträgt, wagte ihm auch im ausverkauften Reeser Bürgerhaus niemand zu widersprechen. So legte Popolski alle 20 Minuten seine "gewerkschaftlich vorgeschriebene Wodka-Pause" ein. Sogar ein Teil der 520 Zuschauer durfte vom Schwarzgebrannten mit "weit über 98 Prozent Alkohol" kosten, um möglichst schnell "hackedicht" zu werden.

"Ordentlich Rabatz in der Hütte" versprach Achim Hagemann in seiner pseudo-polnischen Paraderolle als Enkel des Popmusik-Erfinders Piotrek Popolski. "Das wissen der Wenigste" heißt sein zweistündiges Programm, in dem er die internationale Musikgeschichte umschreibt und mit hanebüchenen Auszügen aus dem Buch "Der Familie Popolski" untermauert. So lief Opa Piotrek an einem gelb blühenden Feld vorbei und erfand die Raps-Musik oder fuhr als Wodka-Schmuggler mit dem Dampfer von Danzig nach New York, wo er Elvis Presley traf und dessen größte Hits schrieb. Natürlich ließ es sich der King nicht nehmen, später mit dem knallroten Cadillac in die Plattenbau-Siedlung von Zabrze zu kommen, um dem Opa zum 88. Geburtstag zu gratulieren. Nebenbei zeugte Elvis mit dem "blonden Geschoss" Elvira Popolski auf dem Cord-Sofa einen weiteren musikalischen Popolski-Spross. An der Heimorgel und an seinem Kofferschlagzeug demonstrierte Pawel Popolski die Überlegenheit polnischer Polka gegenüber jedem anderen Musikstil. Jazz? "Eignet sich bestenfalls, um der Mittagsschlaf einzuleiten." Mambo? "Nutzen wir in Polen nur, wenn uns der Narkosemittel ausgeht." Wiener Walzer? "Eine Schlaftabletten-Veranstaltung" und obendrein zu zwei Dritteln bei der Polka geklaut. Aber so etwas weiß man natürlich in der "Polka-City von Rees", zu der Popolski die Rheinstadt wiederholt ausrief.

"Rees, was machst Du mit mir?" hauchte dann auch Iva Buric Zalac alias Dorota Popolski ins Mikrofon. "Ich fuhle ein Gefuhl, der ich so noch nie gefuhlt habe." Die rothaarige Sängerin, die laut Pavel Popolski schon so manchen "Flurschaden in der Männerwelt" hinterlassen hat, ließ sich von den Reeser Herren in Stimmung bringen, indem sie erotische Worte wie "Kontovollmacht" und "Aktienpaket" säuseln ließ. Passend zu Dorotas Lebensmotto: "Nur die Liebe zahlt".

Die Konsequenz, mit der Achim Hagemann seinen vermeintlich polnischen Zungenschlag beibehielt, auch wenn er improvisierte und spontan mit dem Publikum kokettierte, war beachtlich. Zwar vermisst man im neuen Programm gelegentlich die weiteren Sippenmitglieder, mit denen er zuvor sechs Jahre lang als "Der Popolski Show" auf Tour war - doch auch das Soloprogramm verdient guten Gewissens die PÜV-Plakette vom "Polka Überwachungs Verein".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort