Unfall in Emmerich-Elten Polizei rettet betrunkenen Autofahrer vor ICE

Elten · Was für eine verrückte Geschichte: Erst fährt ein 56-jähriger Emmericher mit viel Alkohol im Blut auf die Gleise am Bahnübergang der B8 in Elten. Dann kommt zufällig in dem Augenblick eine Polizeistreife vorbei und rettet den Betrunkenen vor dem heranfahrenden ICE.

Auto prallt mit ICE in Emmerich zusammen
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Das Ganze hat sich am Donnerstagabend um 22.10 Uhr in Emmerich-Elten ereignet. Der Mann fuhr mit seinem Mercedes auf der Emmericher Straße aus Elten hinaus und wollte hinter dem Bahnübergang direkt rechts abbiegen in die Straße Tichelkamp. Was normalerweise kein Problem ist, schließlich ist der Bahnübergang breit und liegt dazu auch noch in einer leichten Mulde. Ihn mit der Straße dahinter zu verwechseln ist eigentlich kaum möglich. Eigentlich.

In diesem Fall allerdings spielte der Alkohol wohl die entscheidende Rolle. Der Mann verschätzte sich jedenfalls gewaltig und landet nach dem Abbiegen statt auf dem Tichelkamp im Gleisbett. Und seine Lage verschlechterte sich danach noch mehr, denn er fuhr sich nach Angaben der Polizei auch noch fest. Es gab für ihn und seinen Pkw kein Entrinnen mehr.

Und dann kam das, was dieser bereits kuriosen Geschichte das Prädikat "unglaublich" geben könnte: In dem Augenblick, in dem die Gleise der Bahn für den Mann sprichwörtlich zur Sackgasse wurden, kam ein Streifenwagen der Polizei am Bahnübergang vorbei. Die Beamten waren routinemäßig unterwegs, erkannten sofort die Gefahr, in der der Mann schwebte. Sie zögerten nicht und holten den Mann direkt aus dem Wagen, schauten nach, ob sich noch eine weitere Person darin befand und setzten sofort einen Funkspruch ab.

ICE fuhr 110 Stundenkilometer

Die Warnung erreichte den Lokführer des ICE, der in diesem Moment auf der Strecke in Richtung Amsterdam unterwegs war, allerdings nicht mehr rechtzeitig. Der Lokführer sah zwar noch früh das Blaulicht des Streifenwagens am Bahnübergang und leitete eine Vollbremsung ein. An dieser Stelle allerdings fährt der ICE üblicherweise mit einer Geschwindigkeit von 130 Stundenkilometern. So kam es, dass der Zug mit 110 Stundenkilometern auf den Mercedes auffuhr. Der Wagen wurde auf die Seite geschleudert, der ICE kam 150 Meter weiter zum Stillstand.

Was der Emmericher in diesem Augenblick gedacht haben mag — darüber lässt sich nur spekulieren. Den Schrecken der 110 Menschen, die in dem Zug saßen, kann man sich wohl schon eher ausmalen. Und ihren Ärger wohl auch. Denn der Zug war nach dem Unfall nicht mehr fahrbereit. Die Passagiere mussten den Zug verlassen und wurden mit Bussen ins knapp 30 Kilometer entfernte Arnheim (NL) gebracht. Erst dort konnten sie in einen anderen ICE steigen, der sie zu ihrem Ziel brachte. Der Einsatz der Polizei war nach zwei Stunden beendet, die Bahnstrecke konnte erst um 2 Uhr in der Nacht freigegeben werden.

Und für den Emmericher Unglücksfahrer beginnt jetzt wohl eine harte Zeit. Auf ihn warten eine Anzeige wegen Trunkenheit im Straßenverkehr, die ihn nicht nur den Führerschein kostet, und eine Anzeige wegen Gefährdung des Bahnverkehrs. Und dann ist da der Schaden am ICE, den die Polizei gestern noch nicht beziffern konnte, sowie der Einsatz der Busse für die 110 Passagiere. Kaum vorstellbar, dass die Deutsche Bahn dem Unglücksfahrer keine Rechnung schicken wird.

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