Rees Polder Lohrwardt ist eine "große Nummer"

Rees · Deichverband Bislich-Landesgrenze stellte beim Tag der offenen Tür an der Baustelle vor, wie der Hochwasserschutz funktioniert. Der Grundstein für die Erweiterung wurde im letzten Jahr gelegt.

 Thomas Ising vom Deichverband erklärt interessierten Besuchern die Maschinen zur Deichpflege.

Thomas Ising vom Deichverband erklärt interessierten Besuchern die Maschinen zur Deichpflege.

Foto: Markus van Offern

In den Nachrichten sind beinahe täglich Bilder davon zu sehen und in den letzten Jahren stammten diese Bilder auch immer öfter aus Deutschland: Überschwemmungen durch Hochwasser können die Existenz einer Familie innerhalb kürzester Zeit vernichten. Umso wichtiger, dass sich besonders in den gefährdeten Gebieten frühzeitig mit dieser Thematik beschäftigt wird und entsprechende Schutzmaßnahmen eingeleitet werden. Wie das in Haffen-Mehr und der Umgebung geschieht, konnten Interessierte am Samstag an der Baustelle an der Lohrwardtstraße beim Tag der offenen Tür des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze live vor Ort erfahren und besichtigen.

"Als Deichverband ist der Hochwasserschutz eine wichtige Aufgabe. Unsere Arbeit bleibt aber meist im Verborgenen. Mit einem Tag wie heute wollen wir das Hochwasserbewusstsein fördern. Der Tag ist Teil eines Kommunikationsprozesses, um unsere Arbeit transparent zu machen", erklärt Geschäftsführer Holger Friedrich.

Der Polder Lohrwardt ist als nationales Hochwasserschutzprogramm eine große Nummer und bis in die Niederlanden hin bedeutend. "Neben dem Menschenschutz spielen auch Naturschutz und der Tourismus stets eine entscheidende Rolle", so Friedrich. Der Polder steht kurz vor der Fertigstellung. Momentan wird an der Dichtwand gearbeitet, die den vorübergehenden Abschluss der Bauarbeiten darstellt, die von Februar bis Dezember 2017 dauerten. Bei der Dichtwand handelt es sich um eine 23 Meter tiefe und 60 Zentimeter dicke Wand aus Betongemisch, die im Boden eingelassen ist. Sie dient zur Verstärkung des Bodens und zur Reduzierung der Flutwasserströme und wird nach Abschluss der Arbeiten nicht mehr zu sehen sein.

Die Kosten für den Polder Lohrwardt belaufen sich auf 50 Millionen Euro, davon musste lediglich eine Summe von 2,6 Millionen Euro als Eigenanteil gezahlt werden, den Rest übernahm das Land.

Mit dem Polder Lohrwardt ist das Projekt allerdings noch nicht abgeschlossen, denn es wird noch eine Erweiterung vorgenommen. Der Grundstein dafür wurde im letzten Jahr mit einem Vertrag zwischen der Stadt Rees, dem Land NRW, der Firma Hülsken und dem Deichverband gelegt. Unter dem Motto "Von der Deichrückverlegung zum Rückhalteraum Lohrwardt" wird die Erweiterung umgesetzt. "In Zukunft soll der Polder Lohrwardt zur Optimierung des Hochwasserschutzes um die Fläche der Abgrabung Reckerfeld ergänzt werden", berichtet Friedrich. Die gesamte Fläche, die die drei Seen Lohrwardtsee, Roosenhofsee und Abgrabung Reckerfeld umfasst, soll dann die Bezeichnung "Rückhalteraum Lohrwardt" erhalten. Eigentlich war der Polder so konzipiert, dass er etwa alle 30 Jahre volllaufen würde. "Bei einer großen Flut wäre der Polder aber bereits voll, bevor die großen Wassermassen überhaupt bei uns ankommen", so Friedrich. Welches Hochwassermodell letzten Endes gewählt wird, ist noch unklar. Die Vorteile des neuen Konzeptes liegen klar auf der Hand, meint Deichgräf Herbert Scheers: "Es gibt kein betroffenes Wohngebiet und einen geringen Betreff von Landwirtschaftsgebiet. Im Extremfall kann hier der Deich kontrolliert geöffnet oder geschlossen werden. So kann zwischen Haffen und Wesel der Pegel des Rheins um 20 Zentimeter und bis nach Holland um zehn Zentimeter gesenkt werden."

Ob der Ackerbau auf dem Gelände Reckerfeld wieder in Betrieb genommen wird, ist noch unklar und im Gespräch, aber auf irgendeine Weise wird es auf jeden Fall auch in Zukunft landwirtschaftlich genutzt werden. Die Kosten für die Erweiterung um das Gebiet Reckerfeld werden komplett vom Land getragen. Somit wird der Schutz größer, ohne dass direkte Kosten auf die Deichgebühren umgelegt werden müssen. Auch die Wege im Poldergebiet bleiben weiterhin erhalten.

(jule)
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