Emmerich Plage oder Glücksbringer ?

Emmerich · Weil es für Anfang November noch ungewöhnlich warm ist, tummeln sich auffallend viele asiastische Marienkäfer in und an Häusern. Steht eine Plage bevor?

Sie sind eigentlich Einwanderer. 1999 holten Gärtner den asiatischen Marienkäfer nach Europa. Er war als eine Art biologisches Pflanzenschutzmittel gedacht. Denn immerhin vertilgt er bis zu fünfmal so viele Blattläuse wie sein einheimischer Verwandter. Derzeit wird dieser Einwanderer von vielen allerdings geradezu als Plage empfunden, weil er in so großer Zahl auftritt.

Everhard Baumann etwa hatte gestern gleich mehr als 50 Käfer im Briefkasten. "Das sind immer mehr geworden, ganze Wände sitzen voll. Das ist schon enorm", sagt der Obstbauer aus Reeserward, der die ganze Sache allerdings gelassen sieht. "Der Marienkäfer ist doch eher positiv besetzt, er gilt sogar als Glücksbringer. Und davon kann man doch eigentlich nie genug haben", meint er schmunzelnd.

Einen Anlass gegen die Käfer vorzugehen, sieht er nicht. Auch weil sie keinerlei Gefahr für seine Obstplantage darstellen. Im Gegenteil: Die Larve ist nützlich, weil sie eben die Blattläuse bekämpft. "Und das erwachsene Tier als Marienkäfer frisst einen Apfel nicht an", erläutert Baumann.

Dass Marienkäfer in großen Scharen auftreten, kommt immer wieder mal vor, meint Achim Vossmeyer vom Naturschutzentrum Bienen. Er hat sogar den Eindruck, dass es vor drei Jahren noch weitaus schlimmer als aktuell gewesen ist. "Ich erinnere mich daran, dass damals ganze Hauswände schwarz vor Käfern waren", sagt er.

Der asiatische Marienkäfer ist nicht nur gefräßiger, sondern auch größer, hat mehr Punkte und taucht in verschiedenen Farben auf. Von hellgelb bis dunkelrot ist alles möglich. Auch die Größe der Punkte kann variieren.

Warum er aktuell in solch großen Mengen auftaucht, weiß Klaus Kretschmar von der Biologischen Station am Freybergwerg in Wesel. "Da es noch so warm ist, befindet sich der Marienkäfer noch nicht in seinem Winterquartier, sondern sucht es noch." Beliebt seien Mauerspalten, Dachböden und Fensterrahmen. Dass sich der Asiate vor allem auf hellem Gemäuer niederlässt, liegt daran, dass er dieses für Felsen hält, in dessen Spalten er überwintern kann.

Keine natürlichen Feinde

"Es gibt deshalb so viele Käfer, weil die meisten von ihnen bei Gefahr ein Sekret absondern, welches Angreifer abhält. Aus diesem Grund haben die Marienkäfer beinahe keine natürlichen Feinde", erklärt Kretschmar. Eine Plage sei der asiatische Marienkäfer trotzdem nicht. Er ist weder giftig, noch gefährlich für den Menschen. Auch für Pflanzen und Bäume sei er keine Gefahr.

(RP/jul)
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