Rees Parkinson mit 47 Jahren

Rees · Die Diagnose war für sie ein "totaler Zusammenbruch": Vor zweieinhalb Jahren erfuhr Andrea Köster aus Haldern, dass sie an Parkinson erkrankt ist. Sie möchte jetzt eine Selbsthilfegruppe speziell für junge Betroffene gründen.

 "Optimismus ist das Gesündeste, was man in meiner Situation haben kann", sagt Andrea Köster.

"Optimismus ist das Gesündeste, was man in meiner Situation haben kann", sagt Andrea Köster.

Foto: Michael Scholten

Vor zweieinhalb Jahren erhielt Andrea Köster die Diagnose, dass sie an Parkinson erkrankt ist. Da war die Haldernerin 47 Jahre alt und konnte kaum glauben, diese "Alterskrankheit" zu haben. Allerdings können auch junge Menschen vom fortschreitenden Verlust der Nervenzellen betroffen sein. Sie nennen sich JUPAs ("Junge Parkinson-Erkrankte") und treffen sich in ganz Deutschland zum Erfahrungsaustausch. Gerade war Andrea Köster bei einem solchen Treffen in Boppard und diskutierte mit Gleichaltrigen über Therapien, Medikamente und die Folgen der Krankheit für das Familienleben.

Die positiven Erfahrungen bestärkten Andrea Köster in ihrem Entschluss, auch im Kreis Kleve oder Wesel eine JUPA-Gruppe gründen zu wollen. "Ich will damit keinesfalls in Konkurrenz zu den bestehenden Parkinson-Selbsthilfegruppen treten, die ich selbst oft besuche", betont sie, "aber es ist ein großer Unterschied, ob ich mich mit 40- bis 50-Jährigen austausche oder mit 70- bis 80-Jährigen."

Rein äußerlich vermutet kaum jemand, dass Andrea Köster an Parkinson erkrankt ist: "Ich zittere nicht, sondern habe die andere Form der Krankheit: Ich werde steif." Medikamente und Sport helfen ihr, den Alltag mit Mann und drei Kindern zu meistern. Doch im Laufe des Tages verhärten sich die Muskeln wieder. Das Sprechen und Gehen fallen ihr schwer. "Ich bin von Anfang an offen mit der Krankheit umgegangen", sagt die Haldernerin. "Ich will kein Mitleid, aber die Leute sollen bescheid wissen. Wenn mein Gang unsicher wirkt, soll niemand im Dorf spekulieren, dass ich morgens um 10 Uhr an der Flasche hänge."

Vor fünf Jahren begannen die Beschwerden im rechten Fuß, breiteten sich dann langsam auf den ganzen Körper aus. Zweieinhalb Jahre lang wurde Andrea Köster von Arzt zu Arzt geschickt. Erst ein Neurologe in Aachen stellte Parkinson als Ursache für die körperlichen Probleme fest. "Die Diagnose war für mich der totale Zusammenbruch", sagt Andrea Köster, die einst als Pflegerin in einem Altenheim arbeitete, in dem auch ein 45 Jahre alter Parkinson-Patient untergebracht war.

"Die Medizin war damals noch nicht so weit wie heute. Der Mann konnte nichts mehr, seine Frau kam damit nicht klar", sagt Andrea Köster. "Plötzlich sah ich mich in der Situation dieses Mannes und bin in Selbstmitleid zerflossen." Doch gemeinsam mit ihrem Mann, den sie als ihre größte Stütze bezeichnet, riss die Haldernerin das Ruder wieder rum: "Ich wusste, dass ich aktiv sein muss. Ich probiere jetzt neue Sachen aus, bin kreativ und verschiebe nichts auf morgen."

Therapien im Augustahospital in Anholt, eine sechswöchige Reha und regelmäßiger Sport sind die eine Seite der Maßnahmen, Singen im Halderner "Best Age"-Chor und handwerkliche Arbeiten wie Korbflechten, Häkeln, Basteln und Zeichnen in der "Kreativwerkstatt", die sich Andrea Köster im Halderner Birkenweg mit der Theaterpädagogin Silja Böhling-Buhl teilt, sind die andere Seite. Aus ihrem "kreativen Allerlei" schöpft Andrea Köster neue Kraft und trainiert zugleich ihre Feinmotorik.

Andrea Köster weiß, dass der aktuelle Stand der Medizin ihre Krankheit nicht heilen kann. Doch sie hofft, dass ein Weg gefunden wird, die übrig gebliebenen Nervenzellen zu erhalten. "Wenn alles so bliebe, wie es jetzt ist, wäre das für mich ein großer Fortschritt", sagt sie und ergänzt: "Optimismus ist das Gesündeste, was man in meiner Situation haben kann."

(RP)
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