Rees "Optimum" löst das Gülle-Problem

Rees · Reeser Firma Innova Tech GmbH mit bahnbrechender Idee. Noch fehlen private Investoren für die Zukunftslösung.

 Die Reeser Innova-Tech GmbH möchte im Kreis Kleve den Prototyp einer Fabrik errichten, die aus Gülle hochwertigen Dünger und Brennstoff machen kann. Noch scheitert das Projekt "Optimum" an den Baukosten von 7,5 Millionen Euro.

Die Reeser Innova-Tech GmbH möchte im Kreis Kleve den Prototyp einer Fabrik errichten, die aus Gülle hochwertigen Dünger und Brennstoff machen kann. Noch scheitert das Projekt "Optimum" an den Baukosten von 7,5 Millionen Euro.

Foto: Grafiken. Privat

Mehr als 200 Millionen Tonnen Gülle werden jedes Jahr auf deutschen Äckern und Feldern verteilt. Bundesweit erzeugen 12,7 Millionen Rinder und 27 Millionen Schweine so viel Kot und Urin, dass die Menge an Hinterlassenschaften in vielen landwirtschaftlich geprägten Regionen zum Problem wird. Die Innova-Tech GmbH, die Ende 2014 im Reeser Industriegebiet gegründet wurde, arbeitet an einer Lösung. Doch damit der Prototyp einer neuen Fabrik die niederrheinische Gülle in hochwertigen Dünger und Brennstoff umwandeln kann, der in andere Länder exportiert werden soll, sucht Geschäftsführerin Ludmilla Brull derzeit nach privaten Investoren.

Ihr Mann Wilhelm Brull hat Luft- und Raumfahrttechnik studiert und viele Jahre für die GEA Energietechnik GmbH in Bochum gearbeitet. Deren Maschinen spielen auch eine zentrale Rolle bei dem neuen Prozess, mit dem Innova-Tech sowohl Gülle als auch Gärreste aus Biogasanlagen zum Wertstoff umwandeln will. Separatoren, die es bereits auf dem Markt gibt, können flüssige und feste Substanzen voneinander trennen. Gut 30 Prozent der Gülle bleiben als ein Art Torf übrig. Der kann nicht nur als Mineralien-reicher Dünger verwendet werden, sondern auch zu Pellets gepresst und als Brennstoff verfeuert werden.

Rees: "Optimum" löst das Gülle-Problem
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Ein neues Verfahren, das Innova-Tech entwickelt und mit der GEA Energietechnik GmbH erprobt hat, soll nun auch die sämige Substanz, die nach dem Separieren übrig bleibt, weiterverarbeiten. Diese macht immerhin einem Anteil von 70 Prozent aus. Ähnlich wie bei der Herstellung von Milchpulver soll auch dem Gülle-Rest durch ein aufwendiges Erhitzungsverfahren alles Wasser entzogen werden. Dann bleibt neben reinem Wasser nur ein Pulver oder Granulat übrig. Dieses Konzentrat soll mit Lkw und Bahn oder über den Emmericher Hafen in andere Länder transportiert werden, um dort die Böden fruchtbarer zu machen. "Flüchtlingswellen, wie wir sie zurzeit erleben, werden nicht nur durch Kriege ausgelöst, sondern auch durch Hungersnöte", sagt Ludmilla Brull. "Doch wenn wir den nährstoffreichen Dünger, den wir aus unserem hiesigen Überschuss an Gülle gewinnen, in konzentrierter Form in die Entwicklungsländer exportieren, ist dort auch wieder eine intensivere Landwirtschaft möglich."

Die erste ihrer Fabriken würde die Innova-Tech GmbH gern im Kreis Kleve errichten, ein Landwirt, der eine große Biogasanlage betreibt, hat bereits ein Grundstück zu Sonderkonditionen in Aussicht gestellt. Die Banken, denen das Konzept namens "Optimum" in einer 3D-Präsentation vorgestellt wurde, wollen eine Anschubfinanzierung aber nur dann gewähren, wenn von den veranschlagten 7,5 Millionen Euro Baukosten mindestens 40 Prozent durch private Investoren getragen werden.

Nach Angaben von Innova-Tech müssen die turmhohen Verdampfapparate, die der Gülle das Wasser entziehen, rund um die Uhr laufen. Daher würde die Fabrik in drei Schichten und auch am Wochenende arbeiten. Um Lärm und andere Emissionen zu vermeiden, soll die Arbeit in geschlossenen Hallen stattfinden. Dank Sonnenkollektoren und einer Biogasanlage würde die Fabrik ihren erforderlichen Strom weitgehend selbst herstellen.

Ludmilla Brull sieht vor allem am Niederrhein, in Niedersachsen und in den Niederlanden gute Einsatzmöglichkeiten für "Optimum", aus dem sich langfristig ein Netz aus Fabriken ergeben soll. Dann könnten im Umkreis von jeweils zehn Kilometern die landwirtschaftlichen Betriebe und die Betreiber von Biogasanlagen die Gülle und die Gärreste zur nächstgelegenen Fabrik bringen. Gewinne erzielt die Fabrik nicht nur durch die Gebühr, die Landwirte für die Entsorgung ihrer überschüssigen Gülle zahlen müssen, sondern auch aus dem Verkauf des Düngers und des Brennstoffes.

(RP)
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