Rees Neuer Blickfang am Rhein

Rees · Am Sonntag wurde die siebte Auflage des Reeser Skulpturenparks eröffnet. Zwölf Künstler ergänzen mit 13 Werken die bestehende Kunstlandschaft an der mittelalterlichen Stadtmauer.

 Die überdimensional große Ameise von Urban Stark ist eine von 13 Skulpturen, die in Rees jetzt zu sehen ist.

Die überdimensional große Ameise von Urban Stark ist eine von 13 Skulpturen, die in Rees jetzt zu sehen ist.

Foto: van Offern Markus

Die 13 erwies sich als Glückszahl: Mit 13 Skulpturen eröffnete die Stadt Rees im Juli 2003 den ersten Skulpturenpark an der mittelalterlichen Stadtmauer. Zunächst im Zwei-Jahre-Rhythmus, später alle drei Jahre wurden sie durch eine Welle neuer Kunstobjekte deutscher und niederländischer Künstler ersetzt. Bürgermeister Christoph Gerwers eröffnete jetzt in Anwesenheit vieler Künstler und mehrerer hundert Besucher den "Skulpturenpark VII", der ebenfalls 13 neue Kunstwerke verschiedener Materialien, Maße und Formen umfasst.

Gerwers bezeichnete den Skulpturenpark als "Erfolgsprojekt" und "festen Bestandteil der Kunst- und Kulturangebote" in Rees. Aktuell seien 47 Skulpturen auf einem zwei Kilometer langen Spaziergang durch die Innenstadt zu besichtigen. Viele stammen vom Verkehrs- und Verschönerungsverein, andere von der Stadt Rees und der Koenraad-Bosman-Stiftung, die auch den Skulpturenpark finanzieren. Die Stadt und ihre Kunstförderer lassen sich die Kunst etwas kosten, betonte der Bürgermeister und zitierte Wilhelm Busch: "Oft trifft man wen, der Bilder malt, viel seltener wen, der sie bezahlt." Gerwers dankte neben Kulturamt und Bauhofs auch der siebenköpfigen Jury.

Deren Sprecher, Prof. Harald Kunde, gab Anregungen für den Dialog zwischen dem Betrachter und der abstrakten und gegenständlichen Kunst aus Edelstahl, Cortenstahl, Bronze, Eisen, Aluminiumzement, Holz, Beton und Gletscherfindlingen. Aus 35 Künstlern, die sich für eine kleine oder große Parzelle auf dem 5500 Quadratmeter großen Ausstellungsareal bewarben, wählte die Jury zwölf Künstler und 13 Skulpturen aus, die bis zum Frühjahr 2020 in Rees bleiben - sofern sie nicht von Interessenten gekauft werden.

Urban Stark ist gleich mit zwei Arbeiten aus seiner Werkreihe "inGENious" vertreten: Eine überdimensionale Ameise aus Eiche und Stahl sowie eine übergroße Birne aus Eschenholz klagen mögliche Auswirkungen der Gentechnik an. Auch Ernst Barten aus Rheinberg stellt eine stark mutierte Heuschrecke aus. Sie besteht aus rostenden Eisenteilen aus der Landwirtschaft und Industrie. Von Helga Sauvageot aus Karlsruhe stammt der aus Bronze-Edelstahl Hahn "HANO".

Der Kölner Peter Nettesheimer, dessen lebensgroße Holzfiguren überall im Stadtgebiet Akzente setzen, steuert zum Skulpturenpark die Robinienholz-Figurengruppe "Zu zweit - mit Gepäck und der nötigen Übersicht" bei. Auch Erika Post (Rosendahl) und Roos Mannaerts (Tilburg) haben schon vorher in Rees ausgestellt. Sie kehren mit Stahl-Ton-Konstruktion "Lebensenergie" und dem bronzenen Frauenporträt "Geluk - Glück" zurück.

Während der Italiener Federico Schiaffino mit seiner fast drei Meter hohen "Tanzenden Frau" einen Moment der Bewegung in schwarzlackiertem Stahl zeigt, wirkt die 3,30 Meter hohe "Frau im Wind" von Wolfgang Raber fest verwurzelt mit dem Rasen. "Der Reisende", eine vergleichsweise kleine Skulptur von Yvonne Halfens (Nijmegen), droht in ihrer Zierlichkeit fast übersehen zu werden. Dagegen dominiert die gewaltige Darstellung eines blauen Rittersporns von Rob Logister aus Amsterdam. Auch Georg Janthurs Betonskulptur "WellenSicht mit Schatten" setzt auf Größe und Ideenreichtum, fast schon verspielt wirkt dagegen Holger Hagedorns im Wind klingelnde "Spiegeldolde".

Stephan Goedecke (Köln) feilte am Samstag noch bis in die Nacht an seiner zweiteiligen Edelstahl-Skulptur "Eins oder doch nicht eins". In seiner Ansprache betonte er, wie die Kindheit in Südamerika sein Gespür für die archaische Kraft der Natur schärfte, die sich nun in seinen Skulpturen niederschlägt. Auch Jürgen Meister setzt in seinem Schaffen auf Naturgewalten. Seine "Molekulare Vase" besteht aus Gletscherfindlingen im Stahlgerüst.

Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, am Eröffnungstag mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. Bis in die Abendstunden hinein herrschte Volksfeststimmung an der Stadtmauer. Das Tambourcorps Rees sorgte mit Kaffeetafel und Grillstand für das leibliche Wohl und mit Kostproben seines Könnens für Musik. Der Festakt zur Eröffnung wurde vom Vocalensemble "TimeOut" mitgestaltet.

(RP)
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