Unglück bei "Cold Water Challenge" Nach Isselburg könnte ein Internettrend enden

Isselburg · Am Dienstagabend ist es bei dem Versuch eines Baggerfahrers, eine Gruppe von Menschen mit kaltem Wasser zu übergießen zu einem tragischen Unglück gekommen. Der Schaufelbagger, der 2000 Liter Wasser geladen hatte, stürzte um und verletzte einen 34-jährigen Mann tödlich. Der Vertreter des Bürgermeisters und die Betreiber der Seite "mein Isselburg" wollen nun weitere Videos verhindern.

Isselburg: Familienvater stirbt bei "Cold Water Challenge"
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2014: Familienvater stirbt bei "Cold Water Challenge"

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Beim Internettrend "Cold Water Challenge" stellen sich Teilnehmer möglichst kreativ einer kalten Dusche, oder dem Sprung in ein kaltes Gewässer. Wer die Herausforderung gemeistert hat, darf jemanden nominieren, der dann selbst daran teilnehmen muss. Tut er dies nicht, muss er einen Gegenleistung erbringen, zum Beispiel eine Runde Bier ausgeben.

Der Trend hat seinen Ursprung bei Feuerwehreinheiten, die sich meist unter Hochdruck nass spritzen ließen. Auch in Isselburg hatte es in den vergangenen Wochen zahlreiche Vereine gegeben, die sich an dem Wettbewerb beteiligt hatten. Bei einem Unfall am Dienstag war ein mit 2000 Litern Wasser beladener Schaufelbagger umgekippt und hatte einen 34-Jährigen tödlich verletzt. Die Aktion hatte ein Kegelverein geplant. Nach Angaben des Wirtes, der die Kegelgruppe in der Regel beheimatet, sei die Gruppe eher "besonnen". Wer den Kegelverein zu der Aktion nominiert hat, blieb am Mittwoch unklar. Nach dem Todesfall bei einer Aktion auf einem Feld am Hartmannsweg in Isselburg, zeigen sich viele Bürger in Isselburg geschockt.

Auch die Verwaltung hatte der Trend erreicht

Auch Klaus Dieter Spaan, der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, zeigt sich bestürzt. Dabei hatte er an der Aktion Gefallen gefunden. Bisher gab es in Isselburg viele kreative Beiträge, keine gefährlichen. Doch in Anbetracht des einen unglücklichen Falls sagt Spaan: "Es wäre angemessen, diese Aktion jetzt sofort zu beenden." Wie auch einige norddeutsche Kommunen und Kreise, hat die Stadt Isselburg der Feuerwehr untersagt, an der "Cold Water Challenge" teilzunehmen. "Wir als Kreisfeuerwehr haben uns schon früh von dieser Aktion distanziert und den Löschzügen empfohlen, darauf zu verzichten", sagt Johannes Thesing, Kreisbrandmeister des Kreises Borken, zu dem die Gemeinde Isselburg gehört. Es gehe dabei auch um die Ernsthaftigkeit der Feuerwehr.

Die Netzreaktionen zum Unglück bei der "Cold-Water-Challenge"
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Die Netzreaktionen zum Unglück bei der "Cold-Water-Challenge"

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Foto: Schulmann

"Wenn man sich die Videos ansieht, besteht dabei teilweise die Gefahr, dass die Feuerwehr der Lächerlichkeit preisgegeben wird." Doch bei Privatpersonen sind Verbote kaum umsetzbar. "Kontrollieren oder verbieten kann man so einen Wettbewerb generell nicht. Es ist ja nicht verboten, in einen Pool zu springen oder sich einen Eimer Wasser über den Kopf zu schütten", sagt Klaus Dieter Spaan.

Spaan hatte seinen jungen Kollegen auf eine Nachfrage in den vergangenen Wochen die Erlaubnis erteilt, für Abkühlungen vor dem Rathaus zu sorgen. Einige Kollegen durften sich nach getaner Arbeit im heißen Büro über kaltes Wasser aus dem Eimer freuen. Aus Respekt vor den Angehörigen des Toten soll mit diesen Aktionen in Isselburg nun Schluss sein.

Internet-Community will Wettbewerb in Isselburg beenden

Die Betreiber der lokalen Internet-Community "mein Isselburg" sehen den Fall ähnlich wie Spaan. Die Betreiber teilen schriftlich mit: "Aufgrund dieses schrecklichen Ereignisses nehmen wir von Aufzeichnungen zu der Challenge Abstand und möchten allen Vereinen und Gruppen nahelegen von weiteren Aktionen abzusehen." Für diese Aufforderungen erhalten die Betreiber überwiegend positives Feedback von Kommentatoren. Ein Kommentator weist jedoch darauf hin, dass gerade auf der Homepage der Community noch die alten Videos zu finden sind. Die Betreiber der Community hatten auf Nachfrage von Teilnehmern der "Cold Water Challenge" auf einige Videos verlinkt. Der Elfer-Rat Isselburg war in einem Video in die Issel gestiegen, das DRK in einen See gesprungen. Sascha Hübers, der die Seite verantwortet, erklärte gegenüber unserer Redaktion, dass er alle Videos schnellst möglich von der Seite nehme. Ihn habe das Unglück sehr bewegt.

Innenminister appeliert an "gesunden Menschenverstand"

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) appellierte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa "an den gesunden Menschenverstand, sich und andere nicht in Gefahr zu bringen" und solche Aktionen zu unterlassen. Er habe "den Eindruck, dass die nötige Einsicht bei den Feuerwehren inzwischen vorhanden" sei. Es gebe genügend Wettkampfmöglichkeiten für die Wehren, um sich in Leistungsfähigkeit, Geschick und Wissen zu messen.

(ac)
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