Kommentar Nach dem Mund reden, hilft nicht

Emmerich · Man muss es sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Da tragen am Dienstag im Rat Eltern ihren Wunsch vor, dass es in Emmerich doch noch eine Realschule geben soll. Und einige Ratsmitglieder meinen, dass man ja mal drüber nachdenken könnte und ob die Verwaltung da nicht mal in Düsseldorf bei der Bezirksregierung nachfragen könnte. Da könnte ja vielleicht was gehen und - na klar - natürlich will man die Eltern unterstützen. Und so weiter und so fort.

Ein paar Minuten und zwei Tagesordnungspunkte weiter schließlich stimmen alle dafür, dass die Stadt Emmerich in den nächsten Jahren 26 Millionen Euro ausgibt für die Gesamtschule. Für die Schule also, für die Haupt- und Realschule in wenigen Jahren geschlossen werden.

Der Vorgang macht zwei Dinge klar.

Erstens: Die Gesamtschule in Emmerich ist von der politischen Mehrheit gewollt. Sonst würde niemand so viel Geld in sie investieren.

Zweitens: Man muss die Sorge von Eltern, die das Optimale wollen, wenn es um die Ausbildung ihrer Kinder geht, ernst nehmen und schauen, wo der Schuh drückt. Aber: Als Ratsmitglied muss man auch den Mut haben und sagen, dass manche Sachen nicht gehen.

Zum Beispiel nach drei Jahren Gesamtschul-Laufzeit das Projekt torpedieren, Millionen-Investitionen gefährden und die Arbeit von Jahren im Rathaus infrage stellen.

Die SPD-Fraktionschefin Andrea Schaffeld hat am Dienstag in der Ratssitzung Kante gezeigt und den Eltern ehrlich geantwortet, dass ihr Begehren nicht wirklich realistisch ist. Andere haben sich da vornehm zurückgehalten. Und die üblichen Verdächtigen haben wieder den Populisten gegeben.

Was bleibt also neben dieser Erkenntnis? Ganz klar ein Auftrag an die Emmericher Ratsmitglieder: Sprecht mit den Eltern, fragt, warum sie es ablehnen, ihr Kind auf die Emmericher Gesamtschule zu schicken. Und dann geht in die Gesamtschule, schaut euch den Schulbetrieb an und helft, falls es Dinge gibt, die verbessert werden müssen.

(RP)
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